Ragdoll Kung Fu

Genre
Beat 'em Up
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
Frogster Interactive
Erscheinungsjahr
2005.10
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Beat em up der etwas anderen Art
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Beschreibung des Spiels:
In den meisten "Beat em up"-Spielen bekämpfen sich zwei oder mehr realistisch oder comichaft dargestellte Figuren mittels asiatisch angehauchten Kampfsporttechniken. Die Aufgabe des Spielers ist es, seine Gegner in der Prügelei möglichst schnell zu besiegen. Beobachtet man die Spieler, hauen sie dabei meist wild auf die Tasten des Steuerungscontrollers oder der Computertastatur. "Ragdoll Kung Fu" geht hier einen innovativeren Weg: Die sich bekämpfenden Figuren sind marionettenartige Puppen, die überraschender Weise ausschließlich mit der Maus gesteuert werden.

Pädagogische Beurteilung:
Das für ein "Beat em Up" in jeder Hinsicht ungewöhnliche Spiel zieht mit seiner witzigen Aufmachung und den Videosequenzen im "Trash-Stil" (absurd, kitschig und billig wirkende Filmsequenzen) die Genrefiguren sowie die Machart solcher Prügelfilme so richtig durch den Kakao.
"Man, die Steuerung ist echt freaky!" - Dieser erste spontane Kommentar eines jugendlichen Spieletesters trifft den Nagel auf den Kopf: Die eigene Marionetten-Figur wird bewegt, indem mit der Maus zunächst ein Körperteil angeklickt wird. Mit gedrückter Maustaste wird das so selektierte Körperteil nun in eine Richtung gezogen. Der restliche Körper wird von dem angesteuerten Körperteil ungelenk hinterhergezogen. Richtig gehen kann die Figur also nur, wenn der Spieler ihr Schritt für Schritt die Füße voran zieht. Da von einem Kung-Fu-Kämpfer eigentlich nur die geschmeidigsten Bewegungen erwartet werden, wirkt das zwangsläufig erzeugte Gestolpere folgerichtig gewollt komisch. Als wenn diese Steuerung nicht schon Herausforderung genug wäre, muss zwischen den einzelnen Bewegungen durch gleichmäßiges und schnelles Kreisen der Maus das "Chi" der Figur aufgeladen werden, damit ihre Attacken an Energie gewinnen.
Mit der Zeit gewöhnten sich die Spieler an diese Art der Steuerung und lernten, die Marionetten gekonnt durch die Luft zu wirbeln, wobei Ausdauer und eine hohe Geschicklichkeit nicht verhindern konnten, dass die stockenden, marionettenhaften Bewegungen der Figuren erhalten blieben. Erstaunlicher Weise schreckte dies die Jugendlichen aber nicht ab. Vielmehr empfand die Vielzahl der Jungen, trotz anfänglicher Misserfolge und fehlender fließender Spielbewegungen, Spiel und Steuerung als eine ungewöhnliche und zugleich motivierende Herausforderung.
Der Einstieg ins Spiel findet über die Einzelspieler-Kampagne statt, die zugleich ein Tutorial bzw. Training darstellt. In kurzen Videosequenzen wird zwischendurch die einfache Story über die Entführung der Tochter des Meisters weiter erzählt. Die Sprachausgabe und die Machart der Videosequenzen unterstreichen die satirische Intention des Spiels. Die chinesische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln trägt zu einer gelungenen Atmosphäre bei. Die Gestaltung des Spiels bot immer Anlass zu Kommentaren, denen meist mit lautem Gelächter zugestimmt wurde: "Guck mal die Zuschauer! - Die gehen mit!" "Die hüpfen voll dumm 'rum!". Großen Anklang fand auch die Möglichkeit seine Spielfigur aus unterschiedlich gestalteten Körperteilen individuell zusammenbauen zu können. Charaktere mit Frauenkopf und dickem Männerbauch, gepaart mit Skelettarmen und Stöckelschuhen – die merkwürdigsten Kreationen sind möglich.

Im Einzelspieler-Modus lässt sich der Schwierigkeitsgrad nicht einstellen, um so zahlreicher sind allerdings die Möglichkeiten in Mehrspieler-Partien: Mehrere Spieler können gemeinsam an einem Computer spielen, vorausgesetzt, am Computer sind gleichzeitig mehrere Mäuse angeschlossen. Auch über ein lokales Netzwerk und über das Internet lässt sich das Spiel mit bis zu acht Spielern gleichzeitig in Teams oder jeder gegen jeden spielen. Letzteres allerdings nur, wenn man sich für die Installation der "Steam-Version" mit aufwendiger Online-Registrierung entschieden hat. Bei Netzwerkspielen ist sogar der nachträgliche Einstieg weiterer Spieler in ein bereits laufendes Spiel möglich.
Bei den Spieletestern hatte die Mehrspieler-Variante eindeutig Vorrang. Besonders der "Fußballmodus" hatte es ihnen angetan. Hier treten zwei Mannschaften gegeneinander an und versuchen einen überdimensionierten Fußball mit Tritten und Schlägen in das gegnerische Tor zu befördern. Böse Tritte und Schläge gegen Mitspieler werden in dieser Variante als Foul angesehen und entsprechend mit Freistoß oder Elfmeter geahndet. Teilweise erdachten sich die Spieler hierbei auch neue oder ergänzende Regeln.
"Ragdoll Kung-Fu" beweist, dass mit Kreativität neue, innovative Spielideen möglich sind, die Abwechslung in den ansonsten recht konservativen Computerspielemarkt bringen, der leider oft nur aus alten Spielen in neuem grafischen Gewand besteht. Den Spielspaß honorierten die Spieletester so, auch angesichts des erfreulichen Preises, mit Bestnoten, waren sich aber bei der Bewertung der Steuerungspräzision nicht ganz einig.