Dear Esther: Landmark Edition

Genre
Adventure
USK
nicht USK geprüft (?)
Pädagogisch
ab 10 Jahre
Vertrieb
The Chinese Room, Curve Digital
Erscheinungsjahr
2012.02
Systeme
PC, Playstation 4, Xbox One, Mac
System im Test
PC
Hinweis(e)
via Xbox Live, Playstation Network, Steam
Kurzbewertung
Narrative Reise durch schottische Landschaften
Zusatzinformationen ausklappen
Interessant für
Für Spieler_innen, die sich an narrativen Abenteuern und realitätsnahen Grafiken erfreuen
Sprache
Englisch mit deutschen Untertiteln
Grafik
detailgetreue 3D-Grafik, wunderschöne und realitätsnahe Atmosphäre
Sound
realistisch-intensive Tonkulisse

Steuerung
einfach
komplex
Anforderungen
einfach
schwer
Zeitaufwand
gering
hoch
Spielwelt
linear
offen

Indentifikationsfiguren
der Sprecher, es werden jedoch keine Charaktere gezeigt
Mehrspielermodus
nicht vorhanden
Spielforderungen
Konzentration, Geduld
Zusatzkosten
nicht vorhanden
Problematische Aspekte
geringer Spannungsfaktor, evtl. sprachliche Barrieren
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Die Geschichte nimmt ihren Anfang an der Küste einer schottischen Hybrideninsel. Tiefe Steinklüfte, schäumende Wellen, starker Wind und wehende Gräser lassen einen in die Welt des Adventures abtauchen. Dear Esther punktet durch seine detailgetreue Grafik und seine realistisch-intensive Tonkulisse. In düsterer, ungemütlicher und geheimnisvoller Atmosphäre gehen Spielende auf Erkundungstour. Sie werden Zeugen einer tragischen Liebesgeschichte zwischen dem Sprecher und seiner Geliebten Esther Donnely. Es bleibt als unklar anzusehen, welche Identität der bzw. die Spielende einnimmt. Einzelne poesievolle und metaphorische Aussagen des Sprechers fügen sich während des Spielens zusammen wie Puzzleteile, die viel Raum für Interpretation bieten. In der Geschichte werden Themen wie Krankheit, Einsamkeit, Liebe, Trauer und Umwelt behandelt. Der Sprecher zieht viele Vergleiche zwischen sich selbst und der Insel. Er leidet an Nierensteinen und sieht seinem Tode entgegen. Ebenso scheint die Insel verseucht und krank zu sein. Die Insel ist einsam und verlassen, genau wie er selbst in der Abgeschiedenheit lebt und sich nach dem Festland sehnt. Ziel ist es, das Geheimnis der Insel zu lüften. Wieso haben die Bewohner_innen sie verlassen? Was für leuchtende Zeichen sind an den Steinwänden zu sehen und von wem stammen sie? Während der Erkundung der vier Kapitel "Der Leuchtturm", "Die Boje", "Die Höhlen" und "Der Funkturm" sind 10 Errungenschaften freizuschalten, die den Spieler bzw. die Spielerin durch das Adventure leiten.

Text von Stefanie Schary

Pädagogische Beurteilung:
Erzählung in Etappen
Die Erzählung baut nach und nach aufeinander auf und basiert auf den Mitteilungen des Sprechers. Diese sind in ihrer Art sehr metaphorisch und können auf die Zuhörenden befremdlich wirken. Im Laufe des Abenteuers werden jedoch einige Aspekte klarer und Spielende erhalten einen ungefähren Eindruck des Geschehens. Aufgrund der Komplexität der Erzählung könnte die Geschichte für Kinder und Jugendliche teils schwer verständlich sein.

Traumhafte Bild- und Tonkulisse
Das Highlight ist definitiv die wunderschöne und realitätsnahe Atmosphäre, in welche die Spielenden versetzt werden. Liebe steckt hier in jedem Detail. Der Walking-Simulator lässt menschenähnliche Bewegungen erahnen und führt uns zu Fuß oder schwimmend durch unwirkliche Landschaften, die durch ihre künstlerische Ausarbeitung entzücken. Das Spiel wirkt hierbei beruhigend, fast meditativ und lässt Spielende für einen kurzen Moment in eine neue Realität eintreten.

Melancholie und Depression
In Dear Esther werden menschliche Gefühle thematisiert, die für jüngere Altersklassen eventuell nicht verständlich sind, wie Depression, Trauer oder Einsamkeit. Die Story sprudelt über vor Melancholie und Verzweiflung. Diese Spielinhalte richten sich wahrscheinlich eher an ältere Jugendliche.
Ein weiterer Punkt, der das Adventure eher für ältere Spieler_innen interessant macht, können sprachliche Barrieren sein, da die Sprechertexte nur auf Englisch übermittelt werden. Das Spiel verfügt zwar über deutsche Untertitel, jedoch sollten Spielende dazu in der Lage sein, schnell zu lesen und trotzdem dem Spielablauf folgen können.

Spaß- und Spannungsfaktor eher gering
Der Fokus dieses Walking-Simulators liegt vor allem auf der künstlerischen Bild- und Tonebene. Spielende bewundern die realitätsnahe Grafik und die Soundeffekte. Die Interaktion steht ganz klar hinter dem Erleben. Hierdurch wird der Spaßfaktor reduziert. Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und die Spielenden sammeln nach und nach neue Bauteile der Geschichte. Allerdings stellt gerade diese Entschleunigung einen Vorteil für Gaming-Anfänger_innen dar. Die Steuerung ist einfach zu erlernen und zu bedienen, da der Avatar lediglich gesteuert wird, aber keine komplexen Aktionen ausgeführt werden müssen. Der Avatar ändert durch Steuerung mit der Maus seine Richtung und bewegt sich vor- und rückwärts durch Tastaturbefehle.

Fazit:
Die einfache Steuerung und die geringen Anforderungen machen Dear Esther auch für Spieler_innen mit weniger Erfahrung attraktiv. Im Fokus stehen das Erkunden der Spielwelt und das etappenweise Entwirren der Geschichte. Von Anfang an werden die Spielenden mit elementaren Fragen konfrontiert: Wer bin ich? Was mache ich hier? Warum bin ich alleine auf der Insel? Wer sind die anderen Charaktere von denen gesprochen wird und wer ist überhaupt der Sprecher? Die Grundstimmung ist düster, unheimlich und traurig, kombiniert dies jedoch mit der wunderschönen audiovisuellen Darstellung. Spieler_innen, die sich für entschleunigte und literarische Reisen begeistern können, finden hier ein ästhetisches und künstlerisches Spiel, das zum Nachdenken anregt und emotional berührt.