The Little Acre


Spielbeschreibung:
Die kleine Lily und ihr Vater Aidan leben im Irland der 1950er-Jahre in einem alten Häuschen. Auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater Arthur, strandet Aidan in der fantasievollen Parallelwelt Clonfira. Geplagt von dem Gefühl, seine Tochter alleine gelassen zu haben, setzt Aidan alles daran, in seine Welt zurückzukehren. Jedoch hat sich die abenteuerlustige Lily bereits auf die Fährte ihres Vaters begeben und ist selbst in Clonfira gelandet. Auf der Suche nacheinander lernen die beiden liebenswerte, aber auch leicht gruselige Wesen kennen und lösen klassische Adventure-Rätsel. Inhaltlich nennen die Entwickler Bücher, beziehungsweise Filme, wie Die unendliche Geschichte, Die Chroniken von Narnia und Labyrinth als Einflüsse (Quelle: adventuregamers.com). Geprägt von großem Charme, vermittelt "The Little Acre" die Wichtigkeit von Familienzusammenhalt und Freundschaft. Durch einsteigerfreundliches Gameplay werden besonders Adventure-Neulinge angesprochen.
Pädagogische Beurteilung:
Interaktiver Trickfilm
Sämtliche Grafiken und Animationen wurden aufwändig per Hand gezeichnet und erinnern an klassische Zeichentrickfilme. Während das Irland der 50er jahre komplett in 2D-Grafiken dargestellt wird, verwendet die Parallelwelt Clonfira eine isometrische Perspektive. Selbige verändert die Proportionen der Charaktere und lässt sie kleiner und fülliger wirken. Im Gegensatz zur realen Welt, die in ihrer Farbgebung hell, warm und idyllisch erscheint, ist Clonfira von einer dunkleren Farbpalette geprägt. Regelmäßig wechselt "The Little Acre" zwischen den spielbaren Protagonisten Aidan und Lily. Die Geschichte wird somit aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Wiederholt werden Orte besucht, an denen der jeweils andere Charakter zuvor schon gewesen ist. Die leicht unpräzise Steuerung von Lily und Aidan erfolgt auf dem PC wahlweise mit Controller oder Maus.
Auf Einsteiger zugeschnittene Spielinhalte
Alle Umgebungen verfügen über Interaktionspunkte. Begeben wir uns beispielsweise in die Nähe eines Wasserhahns, wird farblich auf die Möglichkeit hingewiesen, mit dem Wasserhahn zu interagieren. Wie in anderen Genre-Titeln verfügen wir über ein Inventar. "The Little Acre" vereinfacht dieses Spielelement jedoch, indem Objekte innerhalb des Inventars nicht untereinander kombiniert werden können. Rätsel werden zumeist gelöst, indem wir Gegenstände aufsammeln, um sie an anderer Stelle mit der Umwelt zu kombinieren. Da nur wenige Schauplätze gleichzeitig verfügbar sind, ist der Weg zur korrekten Lösung meist nicht weit. Vereinzelt stoßen wir auch auf Rätsel, die nicht auf korrekten Objektkombinationen basieren. In einer Szene muss etwa eine Apparatur richtig eingestellt werden, um sie in Gang zu setzen. Entsprechende Hinweise finden wir innerhalb der Spielwelt. Während der gesamten Spieldauer bewegen sich die Rätsel auf Anfängerniveau. Wer dennoch festhängt, kann auf ein dreistufiges Hilfesystem zurückgreifen. Diese Funktion offenbart zunehmend detailliertere Hinweise zur aktuellen Aufgabe.
Limitierte Dramatik
Selbst wenn die ein oder andere dramatische Situation entsteht, wird sie durch undramatische Musik entschärft, die eher belanglos vor sich hinplätschert. Auch die Sprachausgabe fällt weitestgehend unemotional aus und verhindert größere Dramatik. Ältere Spielende könnten sich somit an einer gewissen Harmlosigkeit stören. "The Little Acre" verfügt über deutsche Untertitel, die Sprachausgabe erfolgt jedoch ausschließlich auf Englisch. Da keine komplizierte Sprache verwendet wird, eignet sich der Titel auch für Englischschüler_innen, die ihre Sprachfertigkeit trainieren möchten.
Vermittlung positiver Werte
Inhaltlich bleibt "The Little Acre" recht dünn, was auch mit der kurzen Spieldauer von maximal vier Stunden zusammenhängt. Neben der grandiosen Optik lebt der Titel von seinen sympathischen Figuren. Aidan ist ein liebevoller Vater, dem das Wohl seiner mutigen Tochter Lily über allem steht. Auf das Schicksal der Mutter wird nicht eingegangen. Nachdem bereits Aidans Vater Arthur spurlos verschwunden ist und sich Aidan in der Parallelwelt Clonfira wiederfindet, rückt das Finden von Arthur in den Hintergrund. Nichts wünscht sich Aidan mehr, als immer für seine Tochter da zu sein. Die circa sechsjährige Lily liebt ihren Vater nicht weniger, blickt jedoch mit den Augen eines Kindes auf die Welt. Sie ist voller Neugier und Begeisterungsfähigkeit und erlebt ihre Reise nach Clonfira als ein großes Abenteuer. Lily stehen der liebevolle Familienhund Dougal und die putzige Riesenraupe Bugsy zur Seite, mit der sich das kleine Mädchen auf Clonfira anfreundet. Beide Begleiter müssen gelegentlich als Quasi-Inventargegenstand mit der Umwelt kombiniert werden, um voranzukommen. Ohnehin ist das gesamte Spiel von einer “gemeinsam-stark“-Mentalität geprägt.
Geringer Gruselfaktor
Dezent unheimlich vermittelt die Fantasiewelt das Gefühl, einen befremdlichen wie faszinierenden Ort zu erkunden. Clonfira beherbergt auch leicht gruselige Wesen, die einige junge Spieler_innen beunruhigen könnten. Durch die begrenzt dramatische Inszenierung wird der Gruselfaktor allerdings gut aufgefangen. Ausnahme könnte eine Szene sein, in der Lily von einer fleischfressenden Pflanze verschluckt wird. Im direkten Anschluss wechselt das Spiel zu Aidan und klärt Lilys Schicksal erst wenige Minuten später auf. Auf explizite Gewaltdarstellungen oder Actionszenen verzichtet "The Little Acre" völlig; ganz kurz werden die Themen Tod und Trauer angeschnitten. Grundsätzlich handelt es sich um einen Titel, der viel an positiver Energie und Wärme verströmt und auf kindgerechte Sprache achtet. "The Little Acre" eignet sich besonders für junge Spieler_innen ab acht Jahren oder Familien, die gemeinsam ein charmantes Abenteuer erleben wollen.
Fazit:
"The Little Acre" beeindruckt mit seiner trickfilmtypischen Optik. Die Identifikation mit den liebenswerten Charakteren fällt nicht schwer. Die Wichtigkeit von Familie und Freundschaft wird mit viel Warmherzigkeit vermittelt. Als negativ erweist sich die kurze Spieldauer von maximal vier Stunden, die den Plot auf das Nötigste reduziert. Erfahrene Adventurefans könnten sich an den leichten Rätseln stören. Auch die kindliche Sprache mag nicht jeder Altersklasse zusagen. Insbesondere richtet sich "The Little Acre" an Familien und Spielende ab acht Jahren. Letztere bekommen einen ebenso charmanten wie leicht zugänglichen Einstieg ins Genre geboten.