Resistance 3

Genre
Shooter
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Sony
Erscheinungsjahr
2011.09
Systeme
Playstation 3
System im Test
Playstation 3
Hinweis(e)
Move-Steuerung / 3D-Support
Kurzbewertung
Gut gemachter Shooter mit Gruselelementen
Autor
Kadir Yilanci
Einzeltest
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Sogenannte Alternativ-Universen bieten eine willkommene Abwechslung bei Romanen, Filmen oder Videospielen aus herkömmlichen Erzählstrukturen auszubrechen und abwegige Geschichten zu erzählen, die aber immer noch eine dramaturgische Verbindung zur Realität haben. So auch in der Videospielserie "Resistance", die jetzt im abschließenden 3. Teil vorliegt.

Der 2. Weltkrieg hat nie stattgefunden, doch aus dem kalten Sibirien kommt eine unheimliche Bedrohung über die Menschheit, die das Schicksal der gesamten Erde in die Waagschale wirft. Durch den (realen) Tunguska Kometen gelangte 1908 ein ausserirdischer Virus auf die Erde. Russische Wissenschaftler experimentierten mit diesem Virus. Als Folge wurden Chimera, Mischwesen zwischen Mensch und Alien gezeugt. Das Experiment geriet ausser Kontrolle und die Chimären breiteten sich über die gesamte Erde aus. Im Intro wird die Vorgeschichte der beiden Vorgänger in einer Art Comic erzählt. Im 1957 angesiedelten 3. Teil ist die Menschheit fast besiegt, als der russischer Wissenschaftler Malakov, der übrigens die Verantwortung für den Ausbruch trägt, mit einem Plan zur Rettung der Erde in Oklahoma erscheint. Dazu begeben sich Malakov und der ehemalige Soldat Joseph Capelli auf einen action- und gruselgeladene Reise nach New York.

Pädagogische Beurteilung:
Mal ausnahmsweise kein Weltkriegs-Shooter?
Der erste Teil „Fall of Man“ war 2006 einer der Starttitel für die Playstation 3. Der in Sepia-Farben gehaltene Shooter war auf den ersten Blick eine spielerische Abwechslung auf den 2. Weltkriegs Einheitsbrei. Mit der in den 1950er Jahren angesiedelten Geschichte um die Erde bedrohende Mischwesen war es eine zeitgeistliche Reminiszenz auf die vielen in dieser Zeit entstandenen Science-Fiction-Filme wie „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951) oder „Die Dämonischen“ (1956), die aus heutiger Lesart künstlerische Reaktionen auf den Kalten Krieg waren. Die Alienbedrohung stand dabei als Metapher für den Kommunismus oder konnte auch als Reaktion auf die Hetzkampagne der eigenen Regierung gegen vermeintliche Sympathisanten gedeutet werden.

Bei genauer Betrachtung allerdings kommt man nicht drum herum festzustellen, dass Spieleserien wie „Resistance“ (http://spieleratgeber-nrw.de/?siteid=2052), „Killzone“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Killzone) und die indizierte Serie "Gears of War" (Teil 3 wurde nicht indiziert) für die Xbox ein alternatives Setting nur als Vorwand verwenden, um Ähnlichkeiten zu Weltkriegspielen zu kaschieren. Spiegel Online hat sich mit einem lesenswerten Artikel zu dem Thema beschäftigt, der unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/spielzeug/0,1518,609091,00.html (Stand: 03. 10. 2011) zu finden ist. Credo des Artikels: Die Wehrmacht ist einfach gegen Aliens ausgetauscht worden. Besonders bei "Killzone"wird die Nähe zum realen stattgefundenen Weltkrieg durch das Setting, den triefenden Pathos und markigen Sprüchen der Protagonisten überdeutlich. Diese sind in "Resistance 3" erfreulicherweise zurückgenommen worden, was aber auch damit zusammenhängt, dass das Militär die Alieninvasion verloren hat.

Otto-Normalverbraucher als Held
Als erwachsener Spieler fragt man sich oft, was in den Köpfen von Videospiel-Designern im Hinblick auf das eindimensionale Figurendesign herumgeistert. Helden sehen gut aus, sind bis in die Haarwurzeln muskelbepackt und ihre Sprechwerkzeuge produzieren Stimmen, die wie brunftige Hirsche klingen. Inhaltlich geht es fast noch unhaltbarer zu, da diese Figuren oft Machosprüche bringen. Bösewichte sehen böse aus, sind bspw. vernarbt und handeln folglich auch böse. Frauen sind mit perfekten Körpermaßen gesegnet, die an bestimmten Stellen über proportioniert sind. Daraus kann man eigentlich nur schließen, das Spiele, vor allem Action-Titel in erster Linie für ein pubertierendes und ausschließlich männliches Publikum gedacht sind. Diese Überzeichnung ist eine der Gründe, warum Videospielen immer ein gewisser Trash-Faktor anhaftet. Und das leider zu recht!

Fairerweise muss erwähnt werden, dass es positive Ausnahmen gibt. In „Heavy Rain“ (http://spieleratgeber-nrw.de/?siteid=2691) treffen unterschiedliche und vielschichtige Charaktere aufeinander, die normal gezeichnet sind. Im Western-Epos „Red Dead Redemption“ (http://spieleratgeber-nrw.de/?siteid=2846) reflektiert ein von seiner Vergangenheit gezeichneter Anti-Held seine Schandtaten. Positiv in dem Sinne ist auch der (Anti-) Held, Joseph Capelli, aus „Resistance 3“ zu nennen. Er ist ein kriegsmüder Allerwelts-Charakter, innerlich und äusserlich vernarbt und nur darauf bedacht seine Familie zu beschützen. Dadurch gelingt dem Spiel wenigstens ansatzweise eine emotionale Nähe zur Spielefigur aufzubauen. Leider haben es die Entwickler verpasst, diesen Grundplot auch eine inhaltlich, erzählerische Tiefe zu verpassen. Der Konflikt der Figur wird im weiteren Verlauf kaum noch aufgegriffen, die Story zu sehr nach einfachen Strickmustern eines Action-Titels erzählt. Schade!

Das Ende der Welt
Wie schon erwähnt wurde fast die gesamte Erde von der Alienrasse überrannt. Zudem beginnen die Aliens das Klima des Planeten mit Terraformern ihrem eigenen, kälteren Klima anzupassen. Über das gesamte Spiel weht eine Atmosphäre der Verwüstung und Hoffnungslosigkeit durch. Städte sind zerstört, Fabrikhallen und Bahnhöfe sind verlassen. Menschen (auch Kinder) haben sich in Erdbunkern verschanzt und kämpfen ums nackte Überleben. Das alles ist in herbstlichen Tönen gehalten und vermittelt eine bedrückende, fast melancholische Stimmung. Alleine aus diesem Grund ist das Spiel für Kinder und Jugendliche ungeeignet. Hinzu kommt, dass der 3. Teil viele Gruselelemente beinhaltet, die Nerven strapazieren können. In einigen Abschnitten in dunklen Räumen mit unheimlichen Gegnern ist der Horrorfaktor des Spiels sehr hoch und nichts für zartbesaitete Spieler. Außerdem wurde am Gewaltgrad der Serie (unnötig) geschraubt. Es gibt Splatterszenen von explodierenden Körpern und abgetrennten Extremitäten, die nicht für ein jugendliches Publikum geeignet sind.

Auch sonst ist das Spielprinzip zumeist auf Dauerspannung ausgelegt. Von überall rumst und knallt es. Überall tauchen Gegner auf, zahlreich und manchmal nicht endend wollend. Selbst die obligatorischen Schleichlevel, diesmal gegen unsichtbare Gegner, wie aus dem Film "Predator" (1987), sind extrem spannend inszeniert. Das soll nun kein Kritikpunkt sein, denn diese Spannung ist schließlich ein essentieller Spassfaktor. Aus pädagogischer Sicht muss allerdings erwähnt werden, dass nicht jeder Spieler diese Anspannung vertragen kann, trotz Volljährigkeit.

Was gibt es Neues?
Das Spielprinzip von First-Person-Shootern ist klar. Aus der Ich-Perspektive werden unzählige Gegner bekämpft, die leider selten klug agieren und alleine durch ihre Menge dem Spieler einiges Können abverlangen. Die Steuerung ist genretypisch sehr komplex, da alle Bedienelemente des Pads eingebunden sind. Neben der herkömmlichen Steuerung über das Gamepad, ist die Gestensteuerung mit dem Move-Controller möglich. Leider konnte diese Steuerung nicht getestet werden. Aber aus eigener Erfahrung ist ein längeres Spiel mit einem auf den Bildschirm gerichteten Arm alles andere als bequem. „Resistance 3“ hat auch den neuartigen 3D Modus, den einige aus dem Kino kennen. Die Wirkung des Spiels im 3D Modus konnte nicht unter die Lupe genommen werden, da schlichtweg es an geeignetem 3D-Fernseher mit Brille fehlte. Interessant in diesem Zusammenhang wäre es zu untersuchen, ob Spiele in 3D in der Wahrnehmung anstrengender sind und bspw. Spieler schneller ermüden und größere Pausen notwendig machen.

Spielerisch neu ist die Rückkehr zu den Heilpäckchen, mit denen die Lebensenergie von Joseph Capelli aufgefüllt werden kann. Diese Form der Regenerierung von Spielfiguren wird seit einigen Jahren in Action-Spielen nicht mehr verwendet. Die Figur wird dadurch geheilt, in dem man sich kurz verschanzt und erholt (was logischerweise wenig Sinn ergibt). Nun ist der Spieler gezwungen die Level-Umgebung nach Heilpäckchen abzusuchen und kann sich nicht mehr nur abwartend verhalten. Dadurch wird das Spiel um einiges dynamischer, unberechenbarer und auch schwieriger zu meistern.

Die Entwickler haben sich zudem wieder an den Mehrwaffen-Modus aus dem 1. Teil zurück orientiert. Im 2. Teil konnten nur zwei Waffen mitgenommen werde. Es können nun alle, der technisch sehr ausgeklügelten, Waffensysteme mitgenommen und eingesetzt werden, was zugegebener Maßen nicht realistisch ist, aber aus spielerischer Sicht Spaß macht. Die Entwickler Insomniac Games hatten schon bei der bekannten Jump 'n' Run Serie „Ratchet & Clank“ (http://spieleratgeber-nrw.de/?siteid=1802) ihre Kreativität für Waffen unter Beweis stellen können. Legendär sind die fliegenden Kampfroboter oder die vollautomatischen Minigeschütztürme, die in einer ähnlichen Variante auch in „Resistance 3“ vorzufinden sind.

Gemeinsamer Widerstand
„Resistance 3“ ist natürlich ein First-Person-Shooter, der mit mehreren Spielern gespielt werden kann. Das Spiel Online mit unterschiedlichen Varianten ist für das Genre obligatorisch. Besonders hervorzuheben ist das kooperative Spiel im Storymodus, dass schon im ersten Teil möglich war, im 2. Teil allerdings eingeschränkt wurde. Mit einem Mitstreiter auf der gemütlichen Couch bei geteiltem Bildschirm oder einem Freund über das PSN-Netzwerk kann die Kampagne zu zweit gespielt werden, was besonders viel Spaß macht.

Um den Online-Modus spielen zu können muss jedoch der dem Spiel beigelegte Online-Pass eingegeben werden, vorausgesetzt, das Spiel wurde neu gekauft. Bei einem gebraucht gekauften Spiel dürfte diese 12stellige Kombination schon verwendet und unbrauchbar sein. Sony ist nämlich dazu übergegangen für den Online-Modus bei gebraucht gekauften „Resistance 3“ eine zusätzliche Gebühr für den Online-Pass zu verlangen. Hintergrund ist, dass den Publishern der Gebrauchtmarkt ein großer Dorn im Auge ist und am liebsten hätten sie es natürlich, jeder würde Spiele zum Vollpreis von 60 Euro und mehr kaufen. Da aber nunmal Spiele (zu recht) weiterverkauft werden und im Augenblick eine technische Lösung bei mediengebundenen Spielen nicht öffentlichkeitswirksam zu vertreten ist, versucht man mit dem Online-Pass Ansatz etwas dazu zu verdienen, indem neuen Spielen ein einmalig verwendbarer Code beiliegt. Für das Online-Spiel mit einem gebraucht erworbenen „Resistance 3“ muss der Kunde den Online-Pass für knapp 10 Euro im Playstation Store erwerben. Spätestens mit der nächsten Konsolen-Generation, bei denen aller Wahrscheinlichkeit nach Spiele nur noch herunter geladen werden, dürfte der Kunde das Spiel nicht mal eben so verleihen, geschweige denn verkaufen können.

Fazit:
Der abschließende 3. Teil der “Resistance“ Marke ist ein solide gemachter und spannender First-Person-Shooter. Aufgrund der teilweise düsteren und manchmal gruseligen Stimmung ist das Spiel für Kinder und Jugendliche völlig ungeeignet. Vor allem im Hinblick auf die explizit dargestellten Gewaltspitzen ist „Resistance 3“ nur an ein videospiel-erfahrenes und erwachsenes Publikum zu empfehlen.