God of War 3

Genre
Action-Adventure
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Sony
Erscheinungsjahr
2010.03
Systeme
Playstation 3, Playstation 4
System im Test
Playstation 3
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Überspitzt brutales, aber auch spannend inszeniertes Abenteuer nur für Erwachsene
Autor
Kadir Yilanci
Einzeltest
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Kurz vor Ende der PlayStation-2-Ära schwappte aus den USA die Meldung nach Europa, dass ein besonderes Action-Adventure veröffentlicht wurde, das in Fachzeitschriften nicht nur Höchstwertungen erhielt, sondern auch eindrucksvoll demonstrierte, dass die PlayStation 2 technisch noch lange nicht zum Elektroschrott gehörte. Das Spiel hieß "God of War" und war ein in der griechischen Mythologie angesiedeltes Abenteuer, um den Spartaner Kratos, der sich mit dem Kriegsgott Ares anlegte. Neben der spielerischen und grafischen Perfektion, wurde dem Spiel eine besondere Aufmerksamkeit zu Teil, wegen der zum Teil recht derben und detailliert gezeigten Gewalt. Besonders die sogenannten Quick Time Events sorgten für Aufregung. In diesen Szenen muss der Spieler vorgegebene Tastenkombinationen drücken, um größere Gegner nicht nur zu besiegen, sondern die erfolgreiche durchgeführte Tasteneingabe mündete in "Finishing Moves", also finale Tötungssequenzen, die besonders explizit dargestellt wurden. Ebenfalls wurde zu recht kritisiert, dass Kratos auch Unschuldige nicht verschonte. Dadurch war zunächst eine Veröffentlichung in Deutschland ausgeschlossen, aber durch den immensen internationalen Erfolg wurde das Spiel fast ein Jahr später doch in Deutschland heraus gebracht. Selbstverständlich mit einer Altersfreigabe strengstens ab 18 Jahren.

2007 wurde in Deutschland, diesmal ohne Verzögerung, auch die Fortsetzung veröffentlicht. An der grundlegenden Spielemechanik hat sich nichts verändert. Aus der Perspektive der 3. Person bewegt der Spieler die Figur des muskeltrotzenden Spartaners Kratos durch eindrucksvoll designte Level. Genretypisch werden Kletter-, Sprung- und Rätseleinlagen eingebaut und bringen Abwechslung in die wieder sehr derbe dargestellten Kampfeinlagen. Der 2. Teil war schon Gegenstand einer pädagogischen Beurteilung, das sie hier nachlesen können: Test God of War 2.
Nun ist der dritte Teil des Abenteuers "God of War" heraus gebracht worden, diesmal auf der weitaus leistungsstärkeren PlayStation 3. In diesem Teil kämpft der uneheliche Sohn des Zeus Kratos nicht nur gegen Chimären, Zyklopen, Harpien, Minotauren, Medusen sowie unbedeutenden Fussvolk. Nein, diesmal nimmt Kratos es mit seinem Vater Zeus höchstpersönlich und anderen Göttern des Olymps auf. Unterstützt wird Kratos von den Titanen, die selber eine Rechnung mit Zeus begleichen wollen, wie schon am Ende des 2. Teils zu erfahren war. Der dritte Teil fügt sich nahtlos an den Vorgänger an und der Spieler wird mitten ins Geschehen geworfen, wo die Titanen gerade dabei sind den Olymp zu besteigen. Hier ist es hilfreich, die beiden Vorgänger zu kennen oder sich zumindest im Internet die Vorgeschichten anzueignen. Leider haben die Entwickler es nicht für notwendig erachtet eine Zusammenfassung der Geschehnisse mitzugeben. Ohne diese Informationen, ist der Spieler schnell verwirrt und weiß nicht, warum sich der Held Kratos sich mit Zeus einlässt. Allerdings bietet Sony rechtzeitig zum Start des dritten Teils die Vorgänger in einem Doppelpack zu einem günstigen Preis von ca. 40 € an, die technisch an die Fähigkeiten der PlayStation 3 angepasst wurden.


Pädagogische Beurteilung

Der Kampf gegen die Götter
Wie schon erwähnt wird Kratos, nach einem filmreifen Vorspann, mitten ins Geschehen geworfen. Auf dem Rücken von Gaia, der Muttergottheit der Griechischen Mythologie und einer Art riesiges Baumwesen muss sich Kratos gegen zahlreiche Gegner behaupten. Der Meeresgott Poseidon greift an und kann einen der Titanen besiegen. Als sich Poseidon dann Gaia zuwendet, kommt Kratos der Uhrgöttin zur Hilfe und besiegt in einem dramatischen Kampf den Meeresgott. Besonders brutal bei diesem Kampf ist, dass wir den Kampf teilweise aus den Augen von Poseidon sehen, während Kratos ihn tötet. Diese Perspektive vermittelt doch ein gewisses Unbehagen und verstärkt die ohnehin schon extrem brutale Tötungssequenz. Ein vergleichbares Gefühl wurde beim sehr erfolgreichen, aber auch umstritten First-Person-Shooter "Modern Warfare 2" (zum Test von Modern Warfare 2) vermittelt, als man aus der Ich-Perspektive miterlebt, wie der Gegner den Protagonisten mit Benzin überschüttet und anschließend anzündet.

Ästhetisierte Gewalt
Das Spiel ist also überaus brutal. Blut fließt in Strömen, abgetrennte Körperteile fliegen herum und die bereits erwähnten "Finishing Moves" tun ihr übriges. Allerdings muss man sich bei der Beurteilung der Gewalt bei einem Titel wie "God of War 3" folgendes vor Augen halten: zunächst ist das Setting des Spiels die griechische Mythologie und den vielen Figuren der zahlreichen Sagen. Diese sind schon von ihrem Ursprung her besonders detailliert brutal beschrieben worden und waren schon in der Antike Gegenstand einer Gewaltdebatte zwischen Platon und Aristoteles, ob die überaus brutalen Märchen für Kinder geeignet sind oder nicht. Auch sollte man Bedenken, dass entsprechende Filme wie "Troja" oder "300" eben auch brutal dargestellt werden. Es sind nun mal Filme, die eine kriegerische Auseinandersetzung zeigen. Während allerdings bei "Troja" die Gewalt sehr real dargestellt wurde, werden in dem Film "300" wie auch bei "God of War 3" die Kampfhandlungen und die damit verbundene Gewalt übertrieben, so sogar ästhetisiert wie ein Tanz dargestellt. Kratos vollführt beim Kampf Bewegungen, die eher aus der rhythmischen Sportgymnastik oder besser dem Bodenturnen entstammen könnten, als aus einem reellen Kampf. Die Bewegungen sind, ebenso wie die Gewalt außerordentlich überzeichnet. Zudem liefert das Setting mit den vielen Fabelwesen der griechischen Sagenwelt genügend Abstraktionsgrad, zur Realität mit, die Volljährigkeit vorausgesetzt. Trotzdem hat das Spiel in Händen von Minderjährigen nichts verloren, sondern ist eher für Spieler geeignet, die diese Abstraktionen auch entsprechend reflektieren können.


Kämpfen, springen, rätseln, fliegen
Der überstilisierte (Anti-)Held Kratos kämpft mit an seinen Unterarmen verbunden Klingen, die er heraus fahren kann und die wie ein Bumerang wieder zurück kommen. Dabei haben sich die Entwickler offensichtlich von dem Spielhallen Hit "Rygar" aus dem Jahr 1986 inspirieren lassen, das praktisch die selber Spielemechanik hatte, nur in 2D. Das Kontrollschema des Dualshock-3-Controllers ist sehr komplex, da alle Tasten eine Funktion haben. Die Klingen werden mit der Quadrat und Dreieckstaste aktiviert und können zu unterschiedlichen Schlagbewegungen kombiniert werden. Die Waffen und deren Möglichkeiten können durch aufgesammelte rote Seelenpunkte nach und nach verbessert werden. Genretypisch verbessert Kratos ebenso seine Fähigkeiten durch das Besiegen von Gegnern, in dem er ihre Stärken übernimmt. Den (abgetrennten) Kopf von Helios benutzt Kratos als Laterne, mit den Beinen von Hermes kann er schneller und sogar an Wänden laufen und die Fäuste des Herkules machen ihn stärker.

Gesprungen wird mit der X-Taste und mit der Kreistaste können kleinere Gegner gegriffen und anschließend mit einer anderen Taste, teils recht derbe getötet werden. Größere Gegner werden so lange beharkt, bis die Kreis-Taste erscheint. Dadurch werden die bereits erwähnten Quick-Time Sequenzen aktiviert, in denen der Spieler vorgegebene Tasten drücken muss, um die Gegner zu besiegen. Bei den teilweise riesigen und hartnäckigen Level-Gegnern muss dieser Vorgang mehrmals wiederholt werden. Nach erfolgreicher Tastenkombination wird dem Spieler eine überaus brutale, aber auch sehr übertriebene Tötungssequenz präsentiert. Bspw. werden Medusen und Minotauren aufgeschlitzt oder beim Kampf gegen den Zyklopen wird das einzige Auge herausgerissen. Trotz der vorhin beschriebenen Ästhetik und der Übertreibung sollte man bedenken, dass diese Bilder für videospielunerfahrene Menschen doch missbilligendes Kopfschütteln und eine gewisse Abscheu verursachen könnten. Hier sollten erfahrene Videospieler ein Händchen für den Blick von Außen auf die Bilder mitbringen und versuchen sich in die Position des unbedarften Betrachters zu versetzen.

Obwohl selbstverständlich das Kämpfen im Vordergrund steht, gibt es erfreulicherweise immer wieder Passagen, die Abwechslung in das Spiel bringen. Sprung- und Kletterpassagen wechseln sich mit kleineren Flugeinlagen ab. Manchmal muss auch das eine oder andere Rätsel gelöst werden. Interessant sind die Stellen, die Geschicklichkeit und Kampf mit Zeitdruck verbinden. In einer spannenden Sequenz auf riesigen, auf Ketten hängenden Würfeln, muss der Spieler verhindern, dass Minotauren die Ketten zerschlagen, während eine Gegnerschar mit Nah- und Fernwaffen mit Bögen angreift. Hier ist der Spieler schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gefordert und sollte eine grundlegende Erfahrung mit dem Medium und hohe Frustresistenz mitbringen. Falls zu oft gestorben wird, bietet das Spiel an, den Schwierigkeitsgrad herunter zu setzen.

Das Spieldesign von God of War 3
Die grafische Darstellung von "God of War 3" ist in der Tat atemberaubend. Zunächst sind die Figur des Kratos, aber auch die vielen Fabelwesen aus der Griechischen Mythologie eindrucksvoll gestaltet. Was aber vor allem ins Auge sticht, ist das grandiose Setting, also die Umgebung, die Landschaft und die Gebäude des Spiels und lassen erahnen, wie viel Arbeit in so einem Titel steckt. Auch sind eindrucksvoll die Kämpfe auf den Titanen umgesetzt und zeigen wie immens die Größenverhältnisse zwischen Kratos, der Umgebung und den großen Gegnern sind. Die Idee auf riesigen Körpern zu Klettern hatte zwar bereits das ausgezeichnete "Shadow of the Colossus"(Test von Shadow of the Colossus), aber die grafische Perfektion beweist zum einen die Leistungsfähigkeit der Konsole und was noch wichtiger ist, das die Designer mit viel Liebe zum Detail gearbeitet haben. Leider ist die Kameraperspektive fest eingestellt und macht dem Wunsch sich mal gerne die Ober- und Unterwelt der Griechischen Sagenwelt genauer anschauen zu wollen, einen Strich durch die Rechnung. Daneben stört ein wenig die Kameraperspektive. Sie ist an einigen Stellen zu Nah an der Hauptfigur positioniert, was der Übersicht schadet. Für einen AAA-Titel (als AAA-Titel werden in der Branche Spiele genannt, die mit einem hohen Budget realisiert wurden. Die Kosten von "God of War 3" betragen 44 Mill. USD, an dem 132 Menschen mitgewirkt haben) wie "God Of War 3" entsprechend ist auch die Musikuntermalung auf hohen Niveau und bietet bei den Kampfeinlagen dramatische, und bei ruhigen Sequenzen entsprechende Musik an.

Bei der visuellen Gewaltdarstellung haben die Entwickler ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nun ist es technisch möglich sogar Innereien von getöteten Gegnern darzustellen. Die Entwickler nennen diese Technik verharmlosend "Zipper Technology", also eine Art Reißverschluss-Technik, die animierte Wunden darstellen kann. Ob das nun wirklich notwendig ist, wurde schon im Vorfeld heiß diskutiert und ist sicherlich kritisch zu betrachten, wird aber letztendlich im Spiel selten verwendet. Dass das Spiel in seiner eingereichten Form durch die USK gekommen ist, liegt vermutlich daran, dass es sich um eine Fantasie-Welt handelt, die Gegner demnach fiktive Geschöpfe sind und dadurch einen hohen Abstraktionsgrad liefern. Die Einstufung "Keine Jugendfreigabe" ist allerdings mehr als angemessen.

Fazit:
Mit "God of War 3" endet eine sehr erfolgreiche Trilogie auf der PlayStation 3, die 2005 auf der Vorgängerkonsole begonnen wurde. An der grundlegenden Spielmechanik hat sich wenig getan und liefert nicht wirklich was neues, ist aber ebenso wie die grafische Darstellung auf durchweg hohem Niveau und bietet sehr gute Videospielunterhaltung. Der überzeichnete, aber mächtige Held Kratos und sein Kampf gegen die griechische Sagenwelt weiß daher, trotz übertriebener Gewaltdarstellung, zu faszinieren und zu fesseln. Diese Faszination richtet sich aber unbedingt an ein zur Abstraktion fähiges Erwachsenenpublikum und gehört nicht in Kinderhände.