Brütal Legend

Genre
Action-Adventure
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Electronic Arts
Erscheinungsjahr
2009.10
Systeme
Playstation 3, Xbox 360
System im Test
Xbox 360
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Schräges Heavy-Metal-Gemetzel im Fantasygewand
Autor
Matthias Reitzig
Einzeltest
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Spielbeschreibung:
Der Name Jack Black dürfte vielen Menschen ein Begriff sein. Der amerikanische Schauspieler hatte bereits in zahlreichen Filmen einen Auftritt, darunter in so bekannten Werken wie "King Kong" oder "High Fidelity". Darüber hinaus ist er Sänger der komödiantischen Rock-Band "Tenacious D". Und nun ist Black auch in einem Videospiel vertreten: Der Protagonist in "Brütal Legend" hat nicht nur seine Stimme, er sieht auch noch aus wie der Schauspieler und Musiker, denn Jack Blacks Gesicht wurde 1:1 in das Spiel übertragen. Und die Rolle in "Brütal Legend" ist ihm ebenfalls wie auf den Leib geschrieben.

Eddie Riggs (benannt nach "Eddie the Head", dem Maskottchen der Heavy Metal Band "Iron Maiden" und Derek Riggs, dem Künstler, der Eddie entworfen hat) ist der weltbeste Roadie, nur leider arbeitet er für die vermutlich schlechteste Metal Band "Kabbage Boy". Bei einem Auftritt wird Eddie von einem Stück Bühnenausstattung erschlagen, das auf ihn fällt, als er versucht, ein Bandmitglied vor einem Sturz von der Kulisse zu bewahren. Dabei fließt sein Blut auf seine verfluchte Gürtelschnalle, die in Wirklichkeit ein Amulett "Ormagödens" ist, dem "Zerstörer der antiken Welt". Dieser erwacht daruafhin, tötet die Bandmitglieder von "Kabbage Boy" und entführt Eddie in eine nordische Parallelwelt, in der Dämonen die Menschheit versklaven. In dieser Welt, in der sich alles um Heavy Metal dreht, wird Eddie nun zum Anführer einer Rebellion zur Befreiung der Menschheit.

Pädagogische Beurteilung:
"Brütal Legend" ist im Kern ein klassisches Open-World Action-Adventure. Das bedeutet, dass der Spieler relativ große Freiheit darüber besitzt, was er als nächstes innerhalb des Spiels unternehmen möchte. Er befindet sich in einer Spielwelt, die von ihm zu großen Teilen frei bereist werden kann; an bestimmten Punkten auf der Karte kann er dann Aufgaben annehmen, die ihn innerhalb der Geschichte weiterbringen. Was er abseits dieses Hauptplots unternimmt, bleibt jedoch ihm überlassen.
Folgt man zunächst der Geschichte, so gelangt man sehr schnell in den Besitz einer Streitaxt, mit der sich die ebenfalls schnell auftauchenden Dämonenhorden gut in Schach halten lassen. Dennoch wird Eddie Riggs schnell klar, dass er allein gegen die Feindeshorden keine Chance hat, und so ergreift er bald die Flucht. Hierbei begegnet ihm ein erster Heavy- Metal-Fan in Gestalt einer hübschen jungen Frau, die Eddie ohne zu zögern mitnimmt und die ihn denn auch mit den Revolutionären bekannt macht, die sich gegen den bösen Herrscher "Doviculus" und seine Haarspray-Schergen zur Wehr setzen. Außerdem wollen sie den echten und verloren geglaubten Heavy Metal wieder auf die Bühne zurückholen.

Klingt schräg? Ist es auch, aber für Fans des Heavy Metal-Genres ist das Spiel voll von Anspielungen auf ihre Musikrichtung. Nahezu jede verrückte Idee und Nebengeschichte ist eine Anspielung auf Elemente oder Interpreten dieses Genres, und auch ein paar sehr bekannte Gesichter aus der Welt des Heavy Metal haben im Spiel ihren eigenen Auftritt. So begegnet man recht früh Lemmy Kilmister, im wirklichen Leben Sänger und Bassist der Band Motörhead, der im Spiel den "Kill Master" gibt, eine Figur, die so gut Bass spielt, dass sie damit Kranke und Verwundete heilen kann. Später trifft man noch auf Ozzy Osbourne (Black Sabbath), der im Spiel als "Hüter des Metal" Eddies Ausrüstung verbessert. Neben diesen beiden haben auch noch Rob Halford ("Judas Priest"), Lita Ford und Tim Curry Gastauftritte im Spiel.

Nach einiger Zeit wandelt sich das Spiel vom reinen Dauerprügler a la "Watchmen" hin zu einem ungewöhnlichen Genremix aus Actionspiel und Echtzeitstrategie. Eddie erkennt bald, dass er allein gegen die unzähligen Dämonen nicht weit kommen wird, und so mobilisiert er Horden der Headbanger, die im Spiel als Sklaven für Doviculus arbeiten und zunächst befreit werden müssen. Dann jedoch entpuppen sich die langhaarigen, muskulösen Männer mit den übergroßen Halsmuskeln als fähige Kämpfer. In den zahlreichen folgenden Schlachten müssen diese und andere Gefolgsleute nun von Eddie in den Kampf geführt werden, und hier bedient sich "Brütal Legend" schamlos bei Echtzeitstrategiespielen wie "Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3" oder "Anno 1701". Die eigene Basis, in diesem Spiel sehr passend eine Rockbühne, muss um jeden Preis verteidigt werden, während die gegnerische zerstört werden muss. Hierzu stehen dem Spieler verschiedene Einheiten zur Verfügung, die er gegen die Dämonenhorden ins Feld schicken kann. Über einfache Befehle wie "Vorrücken" oder "Stellung halten" behält man dabei die Kontrolle. Da man jedoch gleichzeitig immer noch in der Gestalt Eddie Riggs unterwegs ist, verliert man recht schnell die Orientierung über das Geschehen, und es ist daher auch nicht ganz einfach, wirklich strategisch vorzugehen. Die Echtzeitgefechte werden vielmehr zu einem chaotischen Durcheinander, das aber dennoch recht amüsant zu spielen ist. Etwas übersichtlicher wird die Lage, wenn Eddie im weiteren Verlauf des Spiels Dämonenflügel wachsen und er die Situation aus der Luft beurteilen kann. Richtig übersichtlich und damit strategisch wird das Spiel jedoch nie.

"Brütal Legend" bleibt über die komplette Spieldauer dem Heavy-Metal-Genre treu. Dies bedeutet auch, dass die Darstellung und die benutzte Sprache nicht gerade zimperlich sind. Spritzendes Blut, leichtbekleidete Frauen und derbe Flüche sind permanente Begleiter des Spielers. Dies lässt sich jedoch zu Beginn des Spiels deutlich entschärfen; so kann der Spieler bereits bei der ersten brutalen Szene entscheiden, ob er solche Inhalte sehen möchte oder nicht. Ähnliches gilt für die Sprache. Entscheidet man sich hier gegen drastische Wortwahl, so werden alle anstößigen Äußerungen von einem Piepen überdeckt, was ebenfalls recht amüsant sein kann. Aber wie man sich auch entscheidet, in Kinderhände gehört dieses Spiel auf keinen Fall. Gewalt beherrscht das Geschehen, alternative Lösungswege gibt es nicht. Auch wenn das Gezeigte vollkommen überzeichnet ist und ironisch überspitzt dargestellt wird, braucht man eine gewisse Fähigkeit zur Differenzierung um dies auch zu erkennen. Volljährige Spieler sollten damit auch kein Problem haben; jüngere Spieler sind dazu eher selten in der Lage.

Fazit:
"Brütal Legend" ist ein ungewöhnliches Spiel. Nicht nur ist es ein schräger Mix aus Action-Adventure und Echtzeitstrategiespiel (das leider nicht immer zu überzeugen weiß), es ist auch eine verrückte und liebevolle Hommage an das Heavy-Metal-Genre. Mit seinen schrägen Figuren, dem großartigen Soundtrack (über 100 lizenzierte Metalsongs) und der völlig verrückten Geschichte kann es volljährige Spieler zunächst durchaus begeistern. Nach und nach wiederholen sich die Spielprinzipien jedoch immer mehr und gerade der nicht vollständig gelungene Echtzeitstrategieteil sorgt schnell für Frust.
"Brütal Legend" ist in gewissem Sinne ein Zielgruppenspiel. Spieler, die sich in der Welt des Heavy Metal auskennen, finden hier unzählige Anspielungen auf ihre Musik und deren Interpreten, die kunstvoll in einem Spiel verarbeitet werden. Menschen, die mit diesem Genre nicht so viel anfangen können, erwartet ein Spiel, das viele interessante Ideen aufweist und überaus humorvoll inszeniert ist, dabei aber leider nicht alles konsequent zu Ende bringt. Für minderjährige Spieler ist es zudem aufgrund der dargestellten Inhalte und der Sprache nicht geeignet. Spieler mit einem Hang zu lauter Musik und einem Sinn für Humor, die die Grenze zur Volljährigkeit überschritten haben, können jedoch durchaus einen Blick riskieren. "Brütal Legend" macht vieles richtig, versagt jedoch leider auch an einigen Stellen.