X-Blades
Spielbeschreibung:
"X-Blades" ist ein weiteres Action-Adventure-Spiel, in dem nach Welterfolg "Tomb Raider" eine weibliche Schatzsucherin die Hauptrolle spielt. Die Protagonistin Ayumi findet eine mysteriöse Schatzkarte und begibt sich kurz darauf in ein weitläufiges und von schrecklichen Monstern bewohntes Schloss. Um zu den heiß ersehnten Artefakten zu gelangen muss der Spieler dabei eine Armee von Gegnern bewältigen, deren Zahl in die Tausende geht. Spiele bei denen das Überwinden solch exorbitanter Gegnermassen im Vordergrund steht, werden im Jargon als "Hack & Slay" bezeichnet.
Und so verbringt der Spieler auch bei "X-Blades" die meiste Zeit damit, per Knopfdruck das Schwert zu schwingen oder die eingebauten "Klingenpistolen" zu benutzen. Das Arsenal der wehrhaften Amazone wird dabei durch zahlreiche magische Sprüche ergänzt, die im Verlauf entscheidende Veränderungen durchlaufen, wenn der Spieler sich an einem Punkt im Spiel, für die "helle" oder "dunkle" Seite entscheiden darf.
Das Abenteuer führt die leicht bekleidete Ayumi durch über 40 Areale, die jeweils von allen Gegnern befreit werden müssen, um in den nächsten Abschnitt vordringen zu können. Ein Fortschrittsbalken hält den Spieler dabei immer auf dem Laufenden, wie viele Widersacher es noch zu besiegen gilt. Zur Abwechslung vom Kampfgetümmel müssen in einigen "ruhigen" Passagen ausgedehnte Hüpfeinlagen überstanden werden.
Wie es für das Genre üblich ist, sammelt der Spieler im Laufe des Abenteuers zahlreiche Waffen und Bonusgegenstände, die ihm das (Über)Leben leichter machen. Auch eine fiktive Währung darf nicht fehlen. Bei "X-Blades" sind es die Seelen der verstorbenen Riesenspinnen, Monsterkrabben und sonstiger Ungetüme, die gegen neue Ausrüstung eingetauscht werden dürfen. Dank solcher Aufwertungsmöglichkeiten hat die junge Archäologin schließlich doch noch eine reelle Chance, wenn sie am Ziel ihrer actiongeladenen Odyssee dem letzten Endgegner gegenüber steht.
Eine Reise, die der Spieler allein antreten muss. Auf Online- oder Multiplayer-Modi wurde nämlich bei der Entwicklung des Spiels verzichtet. "X-Blades" ist ein reinrassiges Soloabenteuer.
Pädagogische Beurteilung:
Das einfache Spielprinzip von "X-Blades" und der Verzicht auf eine komplexe Hintergrundgeschichte mag Fans der Spielfilmästhetik von Titeln wie "Tomb Raider" oder "Uncharted" irritieren, doch unsere Tester hat das nicht gestört. Steuerung und Spielziel waren innerhalb von Sekunden klar. Der fehlende Tutorial-Level, in dem die Feinheiten des Spielsystems hätten erklärt werden können, wurde aus diesem Grunde auch nicht vermisst. Den Spielern gelang der Einstieg auch ohne Hilfestellung. Das mag am intuitiven Gameplay liegen oder einfach nur an der Spielerfahrung unserer durchwegs männlichen Testergruppe. Vielleicht ist es aber auch den atmosphärisch dichten ersten Leveln geschuldet. Diese sind zwar - wie auch die nachfolgenden Spielabschnitte - nicht besonders groß, können aber hinsichtlich der Stimmung durchwegs überzeugen. Dschungel-Ruinen mit beeindruckend realistischem Lichteinfall und Strände, an denen zu einem blutroten Sonnenuntergang das Wasser ans Ufer rauscht, ließen in unserer Gruppe auch die Nachbartester neugierig herüber schauen. Die einzelnen Aspekte des Spiels, wie Gegnerdesign, Animationen, Licht-, Schatten-, Zauber- und Spezialeffekte oder auch verhaltene Umgebungsdetails erzeugen in ihrem Zusammenspiel ein einzigartiges Spielgefühl, welches die Testergruppe von den ersten Momenten an faszinieren konnte.
Ganz im Gegensatz zur idyllischen Landschaft präsentierte sich dann allerdings das hektische Kampfgeschehen. Angetrieben von einem treibenden Rock-Soundtrack mussten die Spieler "ihre Heldin" – die Identifikation mit einer weiblichen Hauptfigur bereitete ihnen keine Probleme – gegen eine wahre Übermacht überdimensionaler Gegner antreten lassen.
Brachiale, laute und vor allen Dingen gut aussehende Action kann oft über spielerische Mängel hinweg täuschen. Bei unseren Testern traten allerdings schon nach der ersten aufregenden halben Stunde die zahlreichen Schwächen von "X-Blades" zu Tage. Die anfänglich so leicht zu erlernende Steuerung entpuppte sich nach längerer Nutzung als unpräzise. Besonders einige der späteren Special Moves, deren Beherrschung in manchen Fällen zwingend für das Weiterkommen ist, sind extrem schwer auszuführen. "Es geht einfach nicht!", fluchte ein Tester, als er zum wiederholten Male an der Ausführung eines Rollmanövers in einem Raum voller fliegender Guillotinen scheiterte.
Als weiteres Manko entpuppte sich die zuweilen verwirrende Kartenführung. Diese war für die Spieletester besonders ärgerlich, da sie beim wiederholten Besuch eines bereits absolvierten Areals, dieses noch einmal komplett "befrieden" mussten. Noch frustrierender wurden diese Levelwiederholungen, als sich herausstellte, dass sich einige davon nicht auf die Orientierungslosigkeit der Tester zurückführen ließen, sondern im Spielverlauf tatsächlich so vorgesehen waren. Solche spielverlängernden Maßnahmen werden in der Regel schnell als solche erkannt und können nicht selten dazu führen, ein Spiel vorzeitig abzubrechen.
Was allerdings im Falle "X-Blades" am schwersten wiegt, ist die mangelnde Abwechslung. Selbst auf kleinste Rätsel wie Schalterpuzzles oder Kistenschiebereien wurde komplett verzichtet. Solche Verschnaufpausen sind bei einem Actionspiel zwar nicht immer beliebt, sorgen aber für die bitter nötigen Ruhemomente. Ohne diese wird ein Spiel wie "X-Blades" zu einem monotonen Inferno ohne Höhepunkte. Auch die eingangs erwähnten Jump 'n' Run-Einlagen sind nicht nur rar gesät, sondern auch noch extrem kurz und zum Teil lieblos designt. "Ist doch immer der gleiche Sprung." kommentierte ein Tester das wiederholte Versagen eines Mitspielers, der an einer unverhältnismäßig schweren Stelle nicht weiter kam.
Zudem fehlt eine Geschichte, die den Spieler zum Weiterspielen motiviert. Zwar sind einige Mitglieder der Testergruppe (12) dafür bekannt, Zwischensequenzen oder längere Dialogpassagen gnadenlos weg zu drücken, doch ganz ohne Handlung - besonders wenn diese wie bei "Uncharted" geschickt in die Action integriert wäre - geht es auch nicht. Was also zu Beginn nicht gestört, den Einstieg sogar erleichtert hat, sorgt auf lange Sicht für Probleme. Auch die wenigen vorhandenen Filmsequenzen täuschen nicht über das Fehlen einer echten Geschichte hinweg. Bei "X-Blades" kommt keine Bindung zwischen Spieler und Spielfigur zustande. Zu unklar sind Ayumis Motive, zu diffus ihr Charakter.
Problematisch scheint in diesem Kontext auch die Übersexualisierung ihres virtuellen Körpers. Denn ohne einen Hinweis auf den "Menschen" Ayumi, wird die junge Frau lediglich auf ihre optischen Reize reduziert. Diese werden hier im Vergleich zur viel diskutierten Lara Croft in "Tomb Raider" sogar noch weitaus offensiver zur Schau gestellt. Ayumi kämpft nur in knappem BH, G-String und einem Gürtel, der kaum etwas verhüllt. Dabei wurde seitens der Entwickler offensichtlich viel Wert darauf gelegt, dass die gezeigten Rundungen nicht nur überproportional groß sind, sondern sich auch realistisch bewegen. In Zeiten, in denen die Wahrnehmung des menschlichen Körpers ohnehin schon genügend verzerrt wird, sollte eine solche Sensibilisierung auf Modelmaße nicht auch schon in einem Videospiel stattfinden, welches ab 12 Jahren frei gegeben wurde.
Fazit:
"X-Blades" ist ein technisch beeindruckendes Actionspiel, welches allerdings mit erheblichen spielerischen Schwächen zu kämpfen hat. Aufgrund der moderaten Darstellungen von Sexualität und Gewalt, die fast keine Einbettung in die Geschichte erfahren, ist dieser Titel entgegen der USK-Einstufung erst für Jugendliche ab 14 Jahren zu empfehlen.