Bionic Commando

Genre
Shooter
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Capcom
Erscheinungsjahr
2009.05
Systeme
PC, Playstation 3, Xbox 360
System im Test
Xbox 360
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Anspruchsvoller Mix aus Shooter und Sprungakrobatik
Autor
Matthias Reitzig
Einzeltest
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Ascension City war einst eine blühende Metropole. Doch nun hat eine atomare Explosion unbekannten Ursprungs die Stadt beinah komplett zerstört und nahezu alle Bewohner getötet. Wer steckt dahinter? Welche Gruppierung kann aus einer Zerstörung solchen Ausmaßes Vorteile ziehen? Die Regierung tappt im Dunkeln, und daher greift sie zu verzweifelten Maßnahmen: Sie rehabilitiert einen zum Tode verurteilten Gefangenen, der es gewohnt ist, mit extremen Situationen umzugehen: Nathan Spencer.

Der Spieler übernimmt nun in die Rolle Spencers. Spencer ist ein ehemaliger "Bionic Commando", ein spezieller Soldat, dem ein Arm durch ein bionisches, 500 Millionen Dollar teures Pendant ersetzt wurde, das einen Greifhaken an einem Stahlseil verschießen kann und Spencer so enorme Beweglichkeit und außergewöhnliche Angriffstechniken verleiht. Die "Bionic Commandos" waren die Helden eines früheren Krieges, heute jedoch betrachtet man sie nur noch als Freaks. Eigentlich will Spencer auch nicht kooperieren. Als man ihm jedoch die Möglichkeit, bei erfolgreichem Abschluss seines Auftrags seine verschollen Frau Emily wiedersehen zu dürfen, schlägt er widerwillig ein.

Es ist nun Aufgabe des Spielers, Nathan Spencer sicher durch die zerstörte Stadt, weitläufige Parkanlagen und andere Gebiete zu führen und herauszufinden, wer hinter dem gewaltigen Anschlag steckt. "Bionic Commando" spielt sich zunächst wie ein typischer "Third-Person-Shooter". Das bedeutet man steuert seinen Protagonisten aus einer Perspektive, die sich immer schräg hinter und über ihm befindet. Die Kamera folgt also stets der Spielfigur. Schnell trifft Spencer auf Widerstand in der Form feindlicher Soldaten, die er jedoch zügig mit seiner Pistole oder auch mit seinem bionischen Arm zur Strecke bringt. Und dieser Arm ist es auch, der "Bionic Commando" von anderen Shootern dieser Art unterscheidet: Der Spieler kann den Arm als Waffe nutzen und beispielsweise einen Gegner mit seiner Hilfe an sich heranziehen, um ihm im Nahkampf den Rest zu geben. Er kann auch sich selbst in einer Art Sprungattacke auf einen Gegner zukatapultieren und diesen mit einem gewaltigen Tritt fortzuschleudern – im günstigsten Fall direkt in einen Abgrund. Denn "Bionic Commando" spielt in großen Teilen in luftigen Höhen, beispielsweise auf den Dächern der Ruinen von Wolkenkratzern in Ascension City. Daher ist die Hauptaufgabe des Arms auch nicht die Bekämpfung von Gegnern (auch wenn diese ganz hervorragend damit funktioniert), sondern das Erklettern von Hindernissen und die Überwindung gewaltiger Abgründe. Und diese gestaltet sich erstaunlich schwierig: Die Spielwelt ist prinzipiell offen und kann vom Spieler nach Belieben erforscht werden; an jeder Ecke lauern jedoch tödliche Gefahren. Die feindlichen Soldaten sind dabei meist noch das geringste Problem – die meisten Tode erleidet man durch Stürze aus großer Höhe oder feindliche Umgebungen, wie zum Beispiel radioaktiv verseuchtes Gebiet. Meist sind diese Gebiete nur durch geschickten Einsatz des Greifarms zu bewältigen, und das bedeutet, dass ein einziger Fehler in der Bedienung desselben häufig den Tod bedeutet. "Bionic Commando" ist in dieser Hinsicht sehr unnachgiebig. Drückt man die Taste für den Einsatz einen Moment zu früh oder zu spät, bedeutet es häufig das Game Over.
Am Ende eines Levels erwartet den Spieler in der Regel ein besonders mächtiger Feind, ein sogenannter Bossgegner. Um diesen zu besiegen ist es in der Regel notwendig, sich eine spezielle Strategie zurechtzulegen, ansonsten hat man gegen Feinde wie einen übergroßen Helikopter oder einen riesigen Wurm aus Stahl nicht den Hauch einer Chance. Diese Momente sind es auch, die "Bionic Commando" einen besonderen Reiz verleihen, denn sie reißen die Standardaction, die ansonsten das Spielgeschehen bestimmt, angenehm auf. Unterm Strich sind diese Bosskämpfe jedoch zu selten.

Pädagogische Beurteilung:
"Bionic Commando" ist ein sehr kampfbetontes Spiel. Nathan Spencer muss sich quasi jeden Meter Fortschritt hart erkämpfen; ständig sieht er sich den Geschossen zahlreicher Feinde ausgesetzt und muss sich gegen die Attacken gewaltiger Monstrositäten zur Wehr setzen. Doch Spencer teilt auch ordentlich aus: Insbesondere die Angriffe mit dem bionischen Arm sind martialische inszeniert, ein gelungener Tritt befördert die Standardgegner schreiend über die halbe Karte. Es handelt sich hier um eine visuelle und akustische Darstellung, die Kinder oder Jugendlichen in ihrer Härte überfordern bzw. verunischern würde, auch wenn das Szenario an sich sehr fantasievoll und nicht sonderlich real anmutet.
Eine differenzierte Sichtweise ist dennoch angebracht, weswegen "Bionic Commando" ein reiner Erwachsenentitel bleibt.
Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang der Mehrspielermodus. Bis zu acht Spieler treten hier gegeneinander an und erhalten Punkte für das Eliminieren anderer Spieler. Wer einen Gegner einfach niederschießt erhält hierbei jedoch deutlich weniger Punkte als ein Spieler, der seinem Feind auf kreativere Art und Weise den Tod bringt – wenn er ihn beispielsweise zuerst mit dem Arm in die Luft schleudert, dann selbst springt und den Gegner noch in der Luft erledigt. Kreative Tötungsmethoden zu belohnen erscheint doch recht makaber.

Fazit:
"Bionic Commando" ist ein sehr schwieriges Spiel. Ein einzelner Knopfdruck und genaues Timing entscheiden häufig über Leben und Tod im Spiel. Dadurch kann es schnell sehr frustrierend werden. Wer sich jedoch einmal an die komplexe Steuerung und die Möglichkeiten des Greifarms gewöhnt hat, findet ein Spiel mit einer offenen Welt vor, die man auf sehr ungewöhnliche Weise erkunden kann. Hinzu kommen spannende, jedoch mit Ausnahme der Bosskämpfe sehr repetitive Kämpfe. Aufgrund der gezeigten Gewaltszenen ist das Spiel für Kinder und Jugendliche gänzlich ungeeignet. Handlungsalternativen zum gewalthaltigen Vorgehen gibt es nämlich nicht.
Erwachsene Spieler jedoch finden ein forderndes Spiel vor, das mit seiner ungewöhnlichen Herangehensweise an das Genre des "Third-Person-Shooters" durchaus für einige Zeit zu begeistern vermag.