Metal Gear Solid 4 - Guns of the Patriots

Genre
Shooter
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Konami
Erscheinungsjahr
2008.07
Systeme
Playstation 3
System im Test
Playstation 3
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Pathetisch inszeniertes Actionspiel für Fans der Reihe
Redaktion
Daniel Heinz
Spieleratgeber-NRW
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
"Metal Gear Solid 4" zeichnet ein Bild des privatisierten Krieges. Nicht die Staatsführer verschiedener Nationen ringen um die Vorherrschaft, vielmehr sind es Konzerne, deren Interessen blutig auf den Schlachtfeldern ausgetragen werden. Die Soldaten dienen als Mittel zum Zweck, sie sind mit gehirnmanipulierender Nanotechnik ausgestattet, um sie bei jedem Schritt zu überwachen, sie gefügig zu machen und so zu Tötungsmaschinen umzuprogrammieren. Fernab von politischen Interessen scheint es hier nur um eines zu gehen: Geld! Die großen Gewinner der weltweiten Konflikte sind die Kriegsindustrien.
Old Snake, der Held des Abenteuers, wird von der UN entsandt, die dunklen Machenschaften seines Erzfeindes und dessen Organisation "Outer Heaven" zu beenden. Dieser Erzfeind ist kein anderer als sein eigener Zwillingsbruder Liquid Snake, der versucht, seinen eigenen Nutzen aus dem Krieg zu ziehen. Er schmiedet einen Plan, mit dem er nichts weniger erreichen will, als die Erlangung der Weltherrschaft. Doch leidet Old Snake an einer lebensgefährlichen Krankheit, die ihn sichtlich schneller altern lässt und ihn vermutlich schon bald das Leben kosten wird. Gelingt es ihm noch ein letztes Mal, die Welt zu retten? Den Spieler erwarten sechs Akte eines Actionspiels, das sich durch eine dramaturgische Erzählweise und zahlreiche Zwischensequenzen kennzeichnet.

Pädagogische Beurteilung:
Der Spieler wird nach einer kurzen Einführungssequenz mitten in ein Kriegsgebiet im Nahen Osten entlassen. In einer Stadt kämpfen verfeindete Fraktionen um die Vorherrschaft, überdimensional große Kampfroboter machen Jagd auf den Spieler, Häuser sind zerbombt, die Straßen gepflastert mit Leichen. Mitten in diesem gefährlich anmutenden Ambiente erhält der Spieler eine Einführung in die zentralen Steuerungsbefehle und Bewegungsabläufe. Wie gehabt kann der Spieler "Solid Snake" dazu veranlassen, hinter Gegenständen in Deckung zu gehen, über Hindernisse zu klettern, zu rennen oder sich schleichend fortzubewegen. 
In regelmäßigen Abständen wird die Spielhandlung unterbrochen und eine Filmsequenz gezeigt, auf die der Spieler keinen Einfluss hat. Diese sind durch dramatische Kameraeinstellungen und rasante Schnitte teils aufregend, teils emotional, teils actionreich inszeniert. Es handelt sich bei diesem Spiel allerdings nicht um eine interaktive Erzählung, bei der der Spieler durch sein Handeln den Storyverlauf entscheidend beeinflussen kann. Er hat lediglich die Freiheit zu wählen, auf welche Weise er von einem Kapitel zum nächsten gelangt: 
"Metal Gear Solid 4" kann einerseits ähnlich eines Ego-Shooters gespielt werden. Wer diese Spielweise präferiert, stellt die Sicht von der Schulter- auf die Ich-Perspektive um und bedient sich des großen Waffenarsenals, das er bei einem Händler im Kriegsgebiet aufstocken kann. Dieser hat u. a. Pistolen, MGs, Heckenschützengewehre, Railguns, Raketenwerfer und Granaten im Sortiment.
Der weitaus höhere taktische Reiz besteht allerdings darin, ohne große Feuergefechte erfolgreich zu sein, sich seiner Fähigkeit zur Tarnung zu bedienen, um so Gegner zu täuschen und die Spielumgebung möglichst effektiv zum eigenen Vorteil zu gebrauchen. So kann sich Solid Snake z. B. in Fässern verstecken und unauffällig durch eine Patrouille huschen, stets darauf achtend, dass ihn die Blicke der Gegner nicht streifen. Außerdem helfen dem Spieler gerade bei dieser anspruchsvollen Spielweise die futuristischen Technologien, mit denen "Old Sanke" ausgestattet ist: Sein Tarn-Anzug passt sich der Umgebung an, so dass ihn Feinde – gesetzt dem Falle, er verharrt bewegungslos – nicht wahrnehmen können. Die Augenklappe dient wahlweise als Fernglas, Nachsichtgerät oder Radar und mit Hilfe des ferngesteuerten Mini-Roboters "MK II" lässt sich die Spielumgebung erkunden, ohne ein sicheres Versteck verlassen zu müssen. Klopft man z. B. nun mit dem kleinen Helfer an eine Tür, werden Wachen abgelenkt, die man nun von hinten betäuben kann. Abhängig davon, für welche Herangehensweise sich der Spieler entscheidet, ändert sich auch der Schwierigkeitsgrad deutlich. Denn Gegner nur zu betäuben stellt eine deutlich höhere Herausforderung dar, als von dem riesigen Waffenarsenal Gebrauch zu machen und sich seinen Weg durch die Geschichte plump freizuschießen. Eine Mischung aus beiden Spielvarianten ist ebenfalls möglich. Das gewaltlose Vorgehen wird belohnt – man erhält Punkte, die später gegen Gegenstände eingetauscht werden können. Das gewalthaltige Vorgehen hat allerdings keine ethischen oder inhaltlichen Konsequenzen. 
Ethische Fragestellungen kommen hier auf andere Art und Weise ins Spiel und stellen den Spieler vor immer wieder neue Entscheidungen: Beobachtet man z. B. aus seinem Versteck heraus eine Hinrichtung, so liegt es an dem Spieler, ob er dieses Unrecht sühnt, oder ob er einfach weiter seines Weges zieht, ohne sich um den Konflikt zu scheren. Hilft man einer Partei, ändert sich deren Gemütszustand, sie nehmen Old Snake eventuell nicht mehr als Gefahr wahr oder kämpfen sogar auf seiner Seite. Dadurch dass man die Konsequenzen unterschiedlicher Handlungsoptionen verfolgen kann, wird die Tragweite ethischer Entscheidungen direkt nachvollziehbar. 

Besonders abwechslungsreich sind die Schauplätze des Spieles. Von der Anfangsstadt im Nahen Osten wird u.a. Südamerika bereist, später dürfen sich Fans der Serie auf ganz besonderes Wiedersehen freuen. Wie gehabt hat auch dieser "Metal Gear Solid"-Teil seine spielerischen Höhepunkte in den Kämpfen mit den Endgegnern. Gerade hier wird dem Spieler ein hohes Maß an taktischem Geschick, schnelle Reaktionsgeschwindigkeit und gute Hand-Auge-Koordination gefordert. Denn es gilt, die Schwachstelle des Gegenübers herauszufinden, wozu der Spieler oftmals, gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen, einige Fehlversuche und die damit verbundene Frustration hinnehmen muss. 

Was kann Spieler an "Metal Gear Solid 4" faszinieren? Einerseits erhält man hier die Möglichkeit, ähnlich eines Superhelden zu agieren. Als Einzelner einer scheinbar übermächtigen Bedrohung gegenüberzutreten und die Herausforderung erfolgreich zu meistern macht dieses Abenteuer reizvoll.  
Ein weiterer wichtiger Aspekt hinsichtlich der Faszination ist die Spielgeschichte und ihre dramaturgische Inszenierung. Hier wird sich ernster Themen, wie z. B. Waffenhandel, Genmanipulation, Korruption bedient und die Rahmenhandlung kann vielerorts als Analogie zur Schattenseite unserer Gesellschaft interpretiert werden, die vom "Krieg gegen den Terror" geprägt ist. Obwohl man die Geschichte der gesamten "Metal Gear Solid"-Reihe als durchaus als antimilitaristisch beschreiben kann, pazifistisch ist sie keinesfalls. Denn hier schwingt deutlich eine Botschaft mit: Es gibt Kriege für ein höheres Ziel, die es sich zu kämpfen lohnt – in diesem Fall der Frieden. So werden Szenarien erschaffen, die nur durch gewalttätigen Widerstand beendet werden können – andere Lösungsoptionen scheinen in der Welt dieses Videospiels nicht mehr zu existieren. 
Wie schon in den Vorgängerteilen wartet auch dieses Spiel mit Zwischensequenzen auf höchstem erzählerischem, grafischem und akustischem Niveau auf. Überraschende Wendungen motivieren ebenso, sich langfristig mit dem Abenteuer zu beschäftigen, wie die Entwicklungen der verschiedenen Charaktere. Viele von ihnen sind Fans der Serie bereits aus den Vorgängerteilen bekannt, die verschiedenen Beziehungskonstellationen werden hier zu einem Ende gebracht. Wer die Vorgängerteile nicht kennt, der wird allerdings einiges von der abwechslungsreichen Story nicht verstehen. Außerdem werden viele Inszenierungen, wie z. B. das Wiedersehen von bekannten Charakteren vermutlich als nicht ansatzweise so emotional erlebt, wie Fans diese Momente wahrnehmen. Erwähnt sei auch das Ende des Abenteuers. Hier erwartet den erfolgreichen Spieler ein 70-minütiger pathetischer Epilog – die wohl längste Filmsequenz der bisherigen Videospielgeschichte. 

Wer im Anschluss an das Abenteuer Lust auf mehr hat, kann sich des interessanten Mehrspielermodus bedienen. Bis zu 16 Teilnehmer können online gegeneinander antreten und ihre Fähigkeiten in verschiedenen Spielmodi unter Beweis stellen.

Fazit:
Dieses Spiel stellt das epische Finale einer erfolgreichen Videospiel-Reihe dar und spricht vor allem seine Fans an. Hier geht es um mehr als nur um Action und Schießerei - große Gefühle versucht das Spiel zu wecken, ethische Fragen soll sich der Spieler stellen, Entscheidungen müssen gefällt werden. 
Spiele ich lieber, ähnlich eines Ego-Shooters, aus der Ich-Perspektive? Schleiche ich mich möglichst unauffällig durch das Kriegsszenario und erledige die Gegner von hinten mit dem Messer? Oder schieße ich mir den Weg frei? - "Metal Gear Solid 4" lässt spielerische Freiheiten.
Gerade aufgrund des gewalthaltigen Szenarios ist es für Kinder und Jugendliche ungeeignet.