Empire: Total War

Genre
Strategie
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
Sega
Erscheinungsjahr
2009.03
Systeme
PC
System im Test
PC
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Anspruchsvolles und zeitintensives Strategiespiel
Redaktion
Daniel Heinz
Spieleratgeber-NRW
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4Screenshot 5

Spielbeschreibung:
In diesem Teil der Total War-Reihe übernehmen Spieler*innen die strategische Steuerung der Völker und vor allem Heere des 18. Jahrhunderts. Unterteilt ist das Geschehen in 2 verschiedene Spielmodi: Auf der Strategiekarte wird rundenweise agiert. Handlungsschauplätze sind Amerika, Europa und Indien, die sich wiederum in verschiedene Provinzen unterteilen, welche man unter seine Kontrolle bringen kann. Ohne Zeitdruck verwaltet der Spieler hier sein Reich, indem er mit Bedacht Einheiten über die Weltkarte manövriert, Gebäude errichtet, Städte verwaltet, Diplomatieeinstellungen zu seinen Mitspielern vornimmt, neue Forschungen in Auftrag gibt oder konkurrierende Nationen angreift. Auch gibt es wieder zufällig entstehende Spezialeinheiten, wie den Lebemann, den Edelmann und den Missionar, deren geschickte Einsätze wichtige Spielvorteile bieten können.
Die imposant inszenierten Schlachten laufen hingegen in Echtzeit ab. Zunächst erhält der Spieler die Möglichkeit, sein Heer auf einer Karte möglichst taktisch klug zu postieren. Im nun folgenden Kampf steuert er seine Truppen aus der Vogelperspektive. Verschiedene Szenarien sorgen hier für gelungene Abwechslung. Um siegreich zu sein, muss der Spieler festgelegte Provinzen beherrschen. Welche das sind variiert von Nation zu Nation. Auch ist es möglich, durch geschickte Diplomatie und Handel auch ohne bzw. mit wenigen kriegerischen Konflikten als Gewinner zu triumphieren, indem man Prestigepunkte in den Bereichen Militär, Seemacht, Wirtschaft und gesellschaftlichem Fortschritt sammelt.

Pädagogische Beurteilung:
Fans der Reihe sowie Neueinsteiger*innen starteten neugierig in das Spiel. Zunächst staunten die Tester*innen über die sehr detailreiche Grafik, doch schnell kam Frust auf, denn trotz zeitgemäß ausgestatteten Rechnern ruckelte das Spiel stark, so dass die Grafikeinstellungen des Spiels heruntergeschraubt werden mussten. Ein jugendlicher Hardware-Profi (14 Jahre) hatte auch schnell die Antwort zu dem Problem parat: "Das Spiel unterstützt keine modernen Dual-Core-Prozessoren". 

In der unterhaltsamen Einstiegskampagne "Der Weg in die Unabhängigkeit" machten sich die Tester mit den wichtigsten Handlungsgrundlagen vertraut. Ziel ist es hier, den Kontinent Amerika zu besiedeln und die Unabhängigkeit zu erlangen. Durch die zahlreichen Texte und Hintergrundinformationen setzt das Spiel eine Lesebereitschaft und –fähigkeit voraus. Während man sich in den ersten Kapiteln als Kolonisten gegen Indianerangriffe wehren muss, gilt es im späteren Verlauf, sich gegen Frankreich und die scheinbar übermächtigen Engländer durchzusetzen. Erstmals ist auch die Steuerung von Marineeinheiten möglich, die in Seeschlachten als besonders komplex und herausfordernd beschrieben wurden. Wer auf diese keine Lust hatte, konnte erst gar nicht in den Kampf ziehen, sondern den Computer den Gewinner ermitteln lassen. Beraten wurden die Neulinge von den Profis, die sie mit Tipps überhäuften und untereinander lautstark debattierten, welche Taktik wohl die erfolgreichste sein könnte. Gerade weil es im Spiel (wie oben beschrieben) zahlreiche Handlungsforderungen, wie z. B. Handel, Diplomatie, Politik, Produktion, Militär, Spionage, Sabotage, Forschung, Missionierung, Spezialisierung gibt, beurteilten es die Tester durchweg als sehr gelungen, in einer Kampagne spielerisch und Schritt für Schritt an die Komplexität des Geschehens herangeführt zu werden.

Nach dieser Spielphase, die immerhin 3 Stunden lang dauerte, kam es zu einem ersten Fazit: Während die Fans der Reihe "Empire: Total War" als den bisher besten Teil lobten, kam es bei den Neulingen zu ganz unterschiedlichen Reaktionen. Die einen waren fasziniert von der Komplexität und den taktischen Möglichkeiten des Spiels, andere wendeten sich wiederum enttäuscht ab: "Das dauert mir alles viel zu lange", sagte ein Tester, der eher auf Actionspiele steht. "Nichts halbes, nichts ganzes", äußerte wiederum ein Fan des rundenbasierten Strategiespiels "Civilization". Auch den Mehrspielermodus testeten die Jugendlichen aus, mussten allerdings enttäuscht feststellen, dass nur Echtzeitschlachten gegeneinander bestritten werden können, allerdings keine Kampagne. Dieses Manko ist allerdings inzwischen durch einen Patch behoben worden.

Während man in klassischen Lehr- Lernkontexten mit Geschichtswissen "gefüttert" wird, machen Strategiespiele wie "Empire: Total War" historische und auch aktuelle Zusammenhänge und Wechselwirkungsprozesse erlebbar und somit nachvollziehbar und kann das Interesse wecken, sich näher mit der Epoche des 18. Jahrhunderts zu beschäftigen. Denn wer Kenntnisse über die Zusammenhänge der damaligen Zeit hat, wird im Spiel wenig überrascht sein, wenn sich die Erhaltung eines langfristigen Friedens zwischen dem katholischen Österreich und dem protestantischen Preußen als eher schwierig darstellt oder dass Konflikte zwischen England und den Kolonialrivalen Frankreich und Spanien beinahe vorprogrammiert sind. Auch der Einfluss der Wissenschaft auf gesellschaftliche Einflüsse wird spielerisch begreifbar. Verdutzt stellte z. B. ein Tester fest, dass die Forschung nicht ausschließlich militärische, produktive und gesellschaftliche Vorteile mit sich bringt. Denn durch die Erforschung des Wahlrechts rebellierte sein Volk plötzlich und forderte dieses auch ein. Und schwupps wurde seine Hauptstadt von Rebellen belagert, die Monarchie war dahin und die Republik geboren. Da das Spiel auf viele reale Zusammenhänge verweist, ist es kaum verwunderlich, dass einige Tester im Internet spielrelevante Themen recherchierten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Zu jedem Jahr werden außerdem teils informative, teils witzige, teils beeindruckende, teils unbedeutende Hintergrundinformationen in Form von Textblöcken eingeblendet. So wird berichtet, dass James Cook die Erde umsegelt hat oder dass die ersten Dampfmaschinen in Fabriken eingesetzt werden. Dies gibt einen Einblick in die Epoche des Spiels, fördert dadurch die Atmosphäre und vermittelt implizit Geschichtswissen.

Für den Einsatz im pädagogischen Rahmen eignet sich das Spiel allerdings nur bedingt: Erster Stolperstein stellen die hohen Systemanforderungen dar, die momentan wohl von den wenigsten Rechnern in Schulen oder Jugendeinrichtungen erfüllt werden. Zweiter Stolperstein stellt die Zeit dar, die in das Spiel investiert werden muss, um erfolgreich zu sein, denn alleine die Einführungskampagne kostet mehrere Stunden. Dritter Stolperstein stellt wohl das geschulte Personal dar, denn auch Lehrer/Pädagogen, die ein solches Projekt anleiten, sollten mit der Spielwelt zumindest einigermaßen vertraut sein.

Fazit:
"Empire – Total War" ist ein anspruchsvolles und sehr zeitintensives Strategiespiel, das sich durch eine ausgesprochen hochwertige Grafik kennzeichnet. Der taktische Tiefgang und die abwechslungsreichen Handlungsmöglichkeiten bietet Genre-Kennern lang anhaltenden Spielspaß, kann aber besonders unerfahrene und lesefaule Spieler überfordern und frustrieren. Geschichtswissen wird zwar nicht explizit gefordert, das Spiel kann aber durchaus das Interesse wecken, sich näher mit der Geschichte des 18. Jahrhunderts zu beschäftigen.