Naruto - Rise of a Ninja

Spielbeschreibung:
Manga (die japanische Form der Comics) und Anime (animierte Manga) sind uns allen nicht mehr wirklich fremd. Schon lange bevor man von diese japanischen Begriffen hörte, flimmerten in Form von Biene Maja, Heidi und Sindbad viele Trickfilmfiguren mit großen, ausdrucksvollen Augen über unsere Bildschirme. Diese in japanischen Studios produzierten Zeichentrickfilme läuteten in Deutschland den Siegeszug einer Kunstform ein, die es in Comic- und Buchform ab Mitte der 90iger Jahre, bis in die Bahnhofsbuchhandlungen schaffte, ganze Kinosäle füllt und inzwischen einen riesigen Merchandisingmarkt bedient. Mangas und Animes gibt es für jede Altersgruppe und für die unterschiedlichsten Interessen. Für die ganz kleinen Kinder mit niedliche Charakteren, Serien für Mädchen (Shojo) und Jungen (Shonen) bis zu den erotischen Hentai und brutalen Horrorserien für Erwachsene. In Japan gehören Mangas und Animes zur Alltagskultur. Durch diese große Bandbreite, einem eingeschränkt gesetzlich geregeltem Jugendmedienschutz in Japan und unserem Verständnis für Trickfilme und Bildergeschichten sind Mangas und Animes häufig von Seiten der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien" oder der "Freiwilligen Selbstkontrolle Medien" negativer Kritik ausgesetzt und verstören unsere Bilderwelten und Moralvorstellung oft beträchtlich. Mangas und Animes sind bei aller notwendigen Kritik aber keinesfalls mit jugendgefährdenden Inhalten gleichzusetzen, wie man am künstlerisch wertvollen und mehrfach prämierten "Chihiros - Reise ins Zauberland" bewundern und tollen Literaturverfilmungen wie z.B. am "Tagebuch der Anne Frank" sehen kann.
Die Begeisterung der Japaner für Computerspiele macht natürlich auch nicht vor der Umsetzung von Mangas und Animes in spielerische Welten halt. Pokemon, Dragon-Quest und unser getestetes Spiel Naruto sind millionenfach verkaufte Computerspiele weltweit.
In Deutschland erschienen bisher ca. 10 verschiedene Naruto-Spiele für die unterschiedlichsten Konsolen. Die meisten der Spiele waren reine Beat'em ups und beschränkten sich auf das Kämpfen.
Mit "Naruto - Rise of a Ninja" von Ubisoft werden die ersten 80 Folgen der in der deutschen Erstausstrahlung auf RTL 2 gesendeten Anime-Serie inn erhalb des Spiels thematisch verarbeitet werden.
"Naruto - Rise of a Ninja", hier gespielt auf der Xbox 360, startet mit einem kleinen Film, in dem die wichtigsten Eckdaten zur Geschichte erzählt werden. Die Sprachausgabe beschränkt sich komplett auf Englisch. Die gut lesbaren deutschen Untertitel sind allerdings jedem Jugendlichen zumutbar und wurden gut aufgenommen.
Die Welt, in der die Geschichte um den jungen Ninja Naruto spielt, besteht aus Feudalstaaten. Ninja-Familien leben in den so genannten "versteckten Dörfern". Das Ninja-Dorf Konoha wurde von einem nahezu unbesiegbaren neunschwänzigem Fuchsungeheuer angegriffen. Dem Anführer des Dorfes Konoha, genannt Minato Namikaze, gelang es, durch Opferung seines eigenen Lebens dieses Ungeheuer im Körper seines Sohnes Naruto zu verbannen und damit die Gefahr vom Dorf abzuwenden. In Folge dieser Ereignisse wird Naruto von den anderen Dorfbewohnern aus Angst gemieden. Er wächst sehr einsam auf und entwickelt ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Er nimmt sich vor, ein Anführer und Ninja zu werden, damit die Bewohner des Dorfes ihn akzeptieren. Das kann man nur durch eine Lehre bei anderen Ninja- Meistern (Naruto ist eher ein schlechter Schüler) und natürlich durch gewonnene Kämpfe erreichen.
Pädagogische Beurteilung:
Viele Nebencharaktere und unzählige einzelne Geschichten machen aus der Welt Narutos eine epische und komplexe Story, die für den Nichtkenner der Vorlage schwer zu begreifen ist. Zum Glück sind in der Testergruppe des Goethe Gymnasiums in Düsseldorf mehrere Fans der Serie, der jungenspezifische Ansatz der Serie war also sofort offenkundig. Der durchsetzungswillige, unangepasste Charakter Narutos, der sich nicht nur auf Action reduzieren lässt, sondern Raum für Gefühle und tollpatschige Misslichkeiten lässt, kommt bei den Jungen der Testergruppe seit Jahren gut an und Naruto-Spiele gehören ebenso seit langem dazu.
"Naruto - Rise of a Ninja" hat eine grandiose grafische Umsetzung. Zitat der Tester: "Das ist irre, man spielt ja die Fernsehserie. Man kann sich frei in der Serie bewegen!" Zahlreiche und gut umgesetzte Videosequenzen zwischen den aktiven Teilen verstärken den Eindruck, man spiele einen iteraktiven Part in der Fernsehserie.
Das Ninja-Dorf Konoha ist Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Dort bekommt man seine Aufträge, kann mit den verschiedenen Bewohnern reden oder einkaufen gehen. Alles wirkt groß und angemessen. Die Aufträge sind fast immer gleich: Man wird gebeten, einen wichtigen Gegenstand zu holen, läuft aus dem Dorf in die Umgebung und muss ein paar Schwierigkeiten bewältigen (Springen über Bäume oder Sprengen von Felsen). Anschließend folgen Kämpfe gegen Banditen. Nach und nach bekommt Naruto für diese Kämpfe und andere Aufträge Spezialfähigkeiten verliehen und kann diese dann einsetzen. Diese Fähigkeiten werden durch Tastenkombinationen auf dem Gamepad abgerufen, erfordern ein sehr gutes Reaktionsvermögen und sind meist mit beeindruckenden Videosequenzen gemischt. Die Kämpfe sind hart und akustisch brachial unterlegt. Dabei kommen die Kämpfe ohne real wirkende Gewaltdarstellungen aus, Schläge werden hinter Lichtblitzen versteckt und der comichafte Charakter der Szenen steht, auch durch völlig übertriebene Spezialfähigkeiten, immer im Vordergrund. Das bedeutet nicht, die Gegner seien leicht zu besiegen.
Karate kann hier jeder und die Tester unserer Gruppe nahmen die Kämpfe sehr ernst. Meist sind die Gegner größer und sehen immer gefährlicher aus als der kleine Naruto. Die Niederlage wird durch einen eingeblendeten Lebensbalken und sehr theatralische Stürze zu Boden dargestellt. Nach einigen Niederlagen gegen einen Gegner bekommt Naruto die Möglichkeit seinen Lebensbalken durch Tastendruck wieder zu regenerieren, so dass nur wenig Frust bei sehr starken Gegnern aufkommt.
Zitat der Tester: "Es bleibt aber doch ein doofes Gefühl, so gewonnen zu haben"
Ansonsten kann sich Naruto noch bei einigen Zwischenspielen Münzen verdienen und sich Freunde machen. Überhaupt wird Naruto zu Beginn seiner Mission im Spiel von den meisten Dorfbewohnern verärgert und ablehnend wahrgenommen, es lohnt sich für den Spieler, diese Situation zu ändern.
Auf Xbox Live kann man zwischen mehreren Charakteren aus der Naruto-Welt wählen und gegen Freunde oder andere Spieler in unterschiedlichen Arenen antreten.
Fazit:
"Naruto- Rise of a Ninja" ist nach Meinung der Tester die bisher beste Umsetzung der Geschichte, um diesem sympathischen Helden. Hier stimmt alles, von der Originalmusik bis zu den Originalszenen aus dem Anime, welche sonst in Deutschland nur bearbeitet ausgestrahlt werden. Sie waren von dem Spiel begeistert. Die Art der Geschichte hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert zur Fernsehserie und der Kampfmodus gegeneinander oder gegen die Konsole hält spannende Kämpfe in vielen Arenen bereit. Die Spieler werden am Kontroller gefordert und die Identifikation mit dem Helden funktioniert dank der tollen Zwischensequenzen hervorragend.
Die asiatische Comickultur hat sich in der Generation nach Biene Maja und Heidi einen festen Platz in der Jugendkultur geschaffen. Man trifft sich bei sogenannten "Manga- Convetions", verkleidet sich wie seine bevorzugte Manga-Figur und interessiert sich, auch in bewusster Abgrenzung zur eigenen, für die asiatische Kultur. Gerade in Düsseldorf, dem "Klein-Tokyo am Rhein", der drittgrößten japanischen Gemeinde Europas, kann man erleben, wie weit die Identifikation mit der Kultur von Mangas und Animes bei Kindern und Jugendlichen gehen kann. Es stellt sich für Pädagogen und Eltern die Frage, mit welchen Inhalten die Medienprodukte aus Japan oder Korea arbeiten. Es gibt kulturelle Unterschiede, z. B. hinsichtlich der Geschlechterrollen, der Wahrnehmung von drastischen Gewaltdarstellungen. Es gibt auch Gemeinsamkeiten wie der Zyklus der Heldenreise nach Campbell oder Vogler. Ein spannendes Feld für den Deutsch- und Kunstunterricht. Medienbildung kann da sicher nicht schaden. Weitere gute Informationen finden sie hier.
Sich mit der asiatischen Kultur bewusst, durch Eltern und Pädagogen begleitet, auseinander zu setzen kann viele Früchte tragen und Manga und Anime sind dafür sehr gute und manchmal kritisch zu sehende Botschafter.
