Bridge Constructor


Spielbeschreibung:
Dreiecke sind die stabilste Bauform – wer das nicht beherzigt, der kommt nicht weit in Bridge Constructor. Kreativität und Ausdauer sind gefragt, um stabile Brücken über Schluchten zu bauen, immer gedeckelt von einem knapp bemessenen finanziellen Budget. Nach und nach werden neue Materialien, wie Stahl und Seile freigeschaltet, die neue Baumöglichkeiten eröffnen. Die Rasteransicht im Hintergrund ermöglicht präzise Platzierungen der einzelnen Bauelemente. Geschafft ist das Level, wenn Autos (oder für mehr Punkte LKWs und Tanklaster) heil über die Brücke kommen. Dazu muss aus dem Baumodus in den Simulationsmodus gewechselt werden. Wenn die Brücke zusammenbricht (was sehr oft passiert), muss noch mal Hand angelegt werden. Die meisten Punkte gibt es, wenn man das vorgegebene Budget sogar noch unterschreitet. Der Levelfortschritt wird in Form einer fiktiven Landkarte dargestellt. Die getestete PS4 Version von 2017 wartet neben den 40 Leveln der Originalversion von 2011 mit 24 neuen Leveln auf.
Pädagogische Beurteilung:
Keine einfache Aufgabe
Jedes Level von Bridge Constructor bringt neue Herausforderungen mit sich, die neue kreative Herangehensweisen erfordern. Einmal gibt es in der Mitte der Schlucht einen Pfeiler, der in die Konstruktion integriert werden soll, ein anderes mal kann die Holzbrücke nur mit Seilen stabilisiert werden, da andere Materialien gesperrt sind. Die ersten der 64 Level sind auch für diejenigen machbar, die in der Ingenieurskunst weniger begabt sind, schnell wird es aber richtig schwierig. Das Spiel gibt keine Tipps, wie ein bestimmtes Level zu lösen ist und auch das Einführungslevel gibt wenig Hinweise in Sachen stabiler Statik. Welche Bauformen stabil sind, müssen die Spielenden selbst herausfinden. Da heißt es Testen, Ausbessern, erneut Testen… Selbst Jugendliche und Erwachsene kommen hier ins intensive Grübeln - für die meisten Kinder dürften besonders die späteren Aufgaben zu schwierig sein. Getestet wurde mit einem Controller auf der PS4. Die Steuerung war ziemlich nervenaufreibend, Maus und Tastatur bieten sich hier viel eher an. Zu beachten ist außerdem, dass die Belastungsstufe der einzelnen Bauelemente in Farbabstufungen zwischen grün und rot angezeigt werden. Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche werden Schwierigkeiten haben, diese Farben zu unterscheiden, wodurch das Spielen nicht unmöglich, aber doch erschwert wird.
Eine ernste Angelegenheit
Die visuelle und auditive Präsentation ist wenig aufsehenerregend. Das Leveldesign ist eher schlicht gehalten und die Hintergrundmusik schreit nicht gerade nach Abenteuer. Auch in diesem Punkt wird deutlich, dass sich das Spiel nicht vorrangig an Kinder richtet. Vorteil dieser Designentscheidungen ist, dass das Gameplay im Mittelpunkt steht; nichts lenkt von dem Bauvorhaben ab. So kann der Titel auch als Alternative zu anderen actiongeladenen Games genutzt werden. Ohne Zeitdruck kann hier ganz in Ruhe getüftelt werden.
Humorfaktor
Was aber passiert, wenn das Bauvorhaben nicht ganz so ernstgenommen wird? Die Level sind gewonnen, wenn die Autos auf der anderen Seite ankommen. Ob sie sich auf dem Weg dorthin mehrfach überschlagen haben, steile Rampen überqueren oder ob hinter ihnen die gesamte Brücke einstürzt spielt dabei keine Rolle – ganz nach dem Motto, nach mir die Sintflut. Das Spiel entbehrt daher nicht einer gewissen Komik. Dies ist sicherlich einer der Gründe für den Erfolg und nachfolgende Titel wie Bridge Constructor Portal oder Stunts.
Lernpotentiale
Lernen kann man in Bridge Constructor eine Menge. Das Spiel ist ideal dafür, Laien die Grundlagen der Statik näherzubringen. Das knappe Budget muss dabei immer im Auge behalten werden. Eine Brücke aus Stahl ist zwar stabiler, dafür sind die Kosten der Bauteile aber auch erheblich höher. Solche ökonomischen Erwägungen fließen ebenfalls mit ein. Insgesamt wird logisches Denkvermögen, Konzentrationsfähigkeit, planerische Fähigkeiten und nicht zuletzt die Kreativität der Spielenden gefordert.
Fazit:
Bridge Constructor ist nicht für jeden und jede geeignet. Wer aber Interesse an Physik oder Architektur hat, kommt hier auf seine Kosten. Das Spiel stellt für Menschen jeden Alters eine kognitive Herausforderung dar, kann aber auch dazu genutzt werden, vom stressigen Alltag abzuschalten und in aller Ruhe knifflige Baurätsel zu lösen. Wenn man es dann nach vielen Versuchen endlich schafft, dass die Fahrzeuge die Brücke sicher überqueren, ist das Erfolgserlebnis groß. Bis dahin ist aber ein langer Atem gefragt. Frustrationstoleranz sollte bei den Spielenden auf jeden Fall vorhanden sein. Im Gegenzug bietet das Spiel große Lernpotentiale, z.B. im kreativenund logischen Denken. Innerhalb der Testergruppe konnte der Titel die Jugendlichen leider nicht langzeitig motivieren.
