Stranglehold

Genre
Shooter
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Midway
Erscheinungsjahr
2007.11
Systeme
PC, Playstation 3, Xbox 360
System im Test
PC
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
filmreif inszeniertes Actionfeuerwerk mit einigen Längen
Autor
Matthias Reitzig
Einzeltest
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Hongkong-Action-Kino: Dieser Begriff steht für martialische, kunstvoll inszenierte Action. Von leidenschaftlichen Gefühlen wie Rache und Ehre getriebene Helden legen sich mit Unmengen von Schurken an und besiegen diese in spektakulären Aktionenszenen.
Das Computerspiel "Stranglehold" versucht genau diese Atmosphäre einzufangen. Mit einem der Großmeister des Hongkong-Kinos, dem Regisseur John Woo, haben die Entwickler auch einen profunden Kenner der Szene verpflichtet, der die zahlreichen Zwischensequenzen des Spiels entworfen hat und dem Titel damit viel von seinem cineastischen Ambiente verleiht. Hinzu kommt, dass der Spieler in "Stranglehold" in die Rolle des hart gesottenen Inspektors Yuen, genannt Tequila, schlüpft. In dem John Woo Film "HardBoiled" (ungeschnittene Version: FSK 18) von 1992 war dieser von Chow Yun-Fat verkörperte Polizist bereits die Hauptperson, und in "Stranglehold" erlebt er nun seine spielerische Auferstehung. Und der Tequila in "Stranglehold" sieht nicht nur so aus wie Chow Yun-Fat, er ist auch mindestens genau so schießwütig wie sein Vorbild aus "HardBoiled". Das muss er auch sein, um mit den Unmengen von Gegnern fertig zu werden, die ihm im Laufe des Spiels an den Kragen wollen.
Die Story des Spiels ist schnell erzählt: Ein junger Kollege Inspektor Yuens wird brutal ermordet. Tequila macht sich daraufhin entgegen den Anweisungen seines Vorgesetzten alleine auf den Weg, um das Recht in die eigene Hand zu nehmen.

Pädagogische Beurteilung:
Vorangetrieben wird diese zunächst doch recht uninspirierte Geschichte durch die zahlreichen Zwischensequenzen, die durchaus noch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten können. Hier merkt man dem Spiel auch an, dass ein echter Kinoregisseur mitgearbeitet hat: Die erzählerischen Abschnitte des Spiels wissen durchaus zu begeistern und beeindrucken durch Kamerafahrten, gelungene Schnitte und gute musikalische Untermalung. Überhaupt versucht "Stranglehold", einen möglichst hohen cineastischen Anspruch zu erfüllen. So wird der normale Spielablauf immer wieder durch Zeitlupen unterbrochen, die immer dann auftreten, wenn Tequila eine besondere Bewegung ausführt, wie beispielsweise über einen Tisch zu hechten oder ein Treppengeländer hinab zu rutschen. Außerdem beherrscht der Protagonist auch noch ein paar besondere, auf Knopfdruck abrufbare Aktionen: Er kann auf Dauerfeuer schalten, was ihm für einige Zeit Unverwundbarkeit sowie unendliche Munitionsvorräte beschert oder einen verheerenden 360°-Angriff ausführen, bei dem er sich wild feuernd um die eigene Achse dreht und alle auf dem Bildschirm befindlichen Feinde ins Jenseits befördert. Diese Sequenzen werden jeweils durch eigene Filmszenen initiiert und tragen deutlich zum Actionfilm-Feeling bei. 

Dennoch schafft es "Stranglehold" nicht, dieses Filmgefühl dauerhaft aufrecht zu erhalten. Dafür sind die eigentlichen Missionen zu eintönig. Tequila rennt durch linear aufgebaute Level und tötet dabei nahezu jeden, dem er begegnet. Die Gefechte werden durch den Einsatz der Spezialaktionen Tequilas zwar ein wenig aufgepeppt, auf lange Sicht verlieren jedoch auch sie schnell ihren Reiz. Auch die grafische Inszenierung lässt sich so beschreiben: Zunächst fasziniert "Stranglehold" durch die actionfilmartige Darstellung. Während der Feuergefechte geht alles auf dem Bildschirm Sichtbare zu Bruch, Putz platzt von den Wänden, Fensterscheiben und Möbelstücke zerbersten und Autos und mit Benzin gefüllte Fässer explodieren in spektakulären Feuerbällen. In einigen Arealen fallen sogar komplette Häuser in sich zusammen. Da dies jedoch nicht nur dann und wann, sondern quasi im Minutentakt passiert, verliert auch die filmreife Inszenierung schnell ihre anfängliche Faszination. Die soundtechnische Gestaltung ist dagegen durchweg gelungen; Musik und Soundeffekte passen gut in dieses Actionspektakel. Alles in allem ist dies jedoch zu wenig, um den angestrebten Anspruch von kinoreifer Unterhaltung zu erfüllen.

Noch ein Wort zum Gewaltgehalt des Spiels: Handlungsalternativen zu den brutalen Kämpfen gibt es nicht; es heißt töten oder getötet werden – kein Inhalt, der Kindern oder Jugendlichen zugänglich gemacht werden sollte. Die Gewaltdarstellung trägt ein Übriges dazu bei. Auch wenn in den Gefechten selbst in der deutschen Version des Spiels kein Blut oder andere Treffervisualisierungen zu sehen sind, sind es doch immer Menschen, die hier getötet werden. Hinzu kommt, dass in den Zwischensequenzen und den kurzen Einleitungen zu den Spezialattacken Tequilas sehr wohl Blut zu sehen ist, und dieses spritzt nur so hervor. Darauf, dieses zu entfernen, wurde in der deutschen, eigentlich geschnittenen Fassung wohl verzichtet.


Fazit:
"Stranglehold" stellt die cineastische Darstellung klar in den Vordergrund. Es versucht, eine dem Actionfilm entsprechende Story in ein Computerspiel umzusetzen und ist dabei auch teilweise erfolgreich. Die ständige Wiederholung von Inhalten und Effekten kann diesen Anspruch jedoch nicht über die komplette Länge des Spiels hinweg aufrechterhalten. Zu eintönig ist die Gestaltung der durchweg sehr linearen Level. Auch ein paar Handlungsalternativen zu den permanenten Schießereien wären wünschenswert gewesen. So wird aus "Stranglehold" ein durchschnittlicher Shooter, der mit einigen frischen Ideen aufwarten kann und zumindest in den Zwischensequenzen eine spannende Geschichte erzählt. 
Aufgrund der andauernden Gefechte und der doch sehr herben Gewaltdarstellung ist "Stranglehold" zudem ein Titel, der nichts in den Händen von Kindern und Jugendlichen zu suchen hat.