Ben 10 - Protector of Earth

Genre
Beat 'em Up
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
D3 Publisher
Erscheinungsjahr
2007.11
Systeme
Playstation 2, Wii, Playstation Portable, Nintendo DS
System im Test
Wii
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
gradliniger & langweiliger Level-Prügler für Fans der Fernsehserie
Gruppenleiter
Marco Fileccia
Elsa-Brändström-Gymnasium Oberhausen
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
"Verwertungskette" – dieses sperrige Wort kommt einem zuallererst in den Sinn, liegt ein Computerspiel vor, das einer Zeichentrickserie folgt. Das Wort beschreibt das legitime Interesse der Schöpfer einer erfolgreichen Figur möglichst viel Geld aus ihr zu schlagen. So auch bei "Ben 10". Die gleichnamige Zeichentrickserie läuft seit 2006 in Deutschland auf Kabel 1 (zur Zeit samstags um 9 Uhr) und ist entwickelt von den amerikanischen "Cartoon Network Studios". Die Geschichte ist wie geschaffen als Identifikationsfigur für Jungs: Der 10-Jährige Ben Tennyson findet ein außerirdisches Gerät, den Omnitrix, das ihm die Fähigkeit verleiht, sich in zehn verschiedene Aliens mit Superkräften zu verwandeln. Natürlich hat die Geschichte auch einen bösen Gegenspieler, Vilgax, der das Gerät verzweifelt sucht, um typischerweise nicht weniger, aber auch nicht mehr, als die Herrschaft über das Universum zu erlangen. Ben trotzt dem selbstverständlich heldenhaft. "Ben 10" bescherte uns auch eine Spielfilmfassung und eine Realverfilmung, die im November 2007 in den U.S.A. Erstaufführung hatte.
Diese Geschichte schreit förmlich nach einer Computerspieleumsetzung: ein Junge als Held, ein böser Gegenspieler, Aliens und Superkräfte durch den Omnitrix. Schade, dass das Spiel zu einem "Level-Prügler" wurde, in dem sich Ben von Stufe zu Stufe mit insgesamt 98 zu erlernenden Kampftechniken gegen 44 Gegner nur durch sich ständig wiederholende Kampfszenen behaupten kann. Dabei verhalten sich die Gegner nicht besonders intelligent, eine einfache "Haudrauf"-Strategie führt immer zum Erfolg. Die eigentlich unwichtige Spielgeschichte hier: Ben muss (gestohlene) Teile des Omnitrix einsammeln. Dadurch erklären sich seine mit dem Spielverlauf zunehmenden Fähigkeiten.
Apropos Verwertungskette, in den Spielzeugläden finden sich alle die tollen Ausrüstungsgegenstände von Ben wieder, so den Omnitrix für 14,99 Euro, leider nicht mit den echten Funktionen der Serie.

Pädagogische Beurteilung:
Wie so oft bei Konsolen-Spielen ist der Einstieg in das Spiel sehr leicht und einfach. Die Spieletester, so Max (14) lobten die saubere und einfache Steuerung mit den Wii-Controllern, die eine Bewegung im Raum ermöglichen. "Aber", so die Jugendlichen, "benötigt man die speziellen Fähigkeiten der Wii eigentlich selten".
Der Spieler spielt die Figur des Ben und muss – nach einem Intro, das die Geschichte für Spieler erläutert, die die Serie nicht kennen – in einer festgelegten Strecke (von links nach rechts, bekannt aus den Jump-and-Run-Spielen) laufen und sieht sich in jeder Stufe neuen, zahlreichen Alien-Gegnern gegenüber. Die Spielfigur lernt von Stufe zu Stufe ("findet weitere Teile des Omnitrix") und besitzt am Ende die Fähigkeit sich in fünf Aliens zu verwandeln ("warum eigentlich nur fünf, wenn es in der Fernsehserie zehn sind?" fragt sich der aufmerksame Spieler). Die verschiedenen Kampftechniken klangen oben im Text an; sie klingen schwierig, sind aber mit ein wenig Routine eigentlich einfach zu erlernen. Am Ende jedes Levels steht ein "Endgegner", der ein klein wenig schwieriger zu besiegen ist als die Opfer zuvor. Alle jugendlichen Spieletester hatten wenig Probleme, diese nach einigen wenigen Versuchen zu besiegen.
Hoffen wir, sollte die Menschheit jemals in Kontakt und Konflikt mit außerirdischer Intelligenz geraten, auf eine ähnliche geistige Entwicklungsstufe wie die Gegner von Ben. Stellt er sich bspw. hinter einen kleinen Felsblock, stehen sie dumm davor und zappeln anstatt einfach herumzugehen. Auch ihre Kampfkraft ist trotz ihres unterschiedlichen Aussehens nicht wirklich erwähnenswert. "Fließband" ist vielleicht die beste Umschreibung für die Prügelarbeit, die der Spieler zu leisten hat und das wird zunehmend langweilig.
Ben kann als "Krake" (vier Arme, keine acht, ist schließlich außerirdisch und kein Erdenwesen) Felsblöcke bärenstark auf seine Gegner schleudern, als "Inferno" einen Flammenwerfer einsetzen oder als Feuerwehrmann das Gegenteil bewirken oder als "XLR8" ("echsenartig") blitzschnell sein. So gesehen, bedarf es anscheinend einer klugen Auswahl der Fähigkeiten, um bestehen zu können. Nein ... bei einem gut ausbalancierten Spiel hätte es einer klugen Auswahl der Fähigkeiten bedurft, um bestehen zu können. Hier reicht ein Draufhauen (s.o.). Spieletester Max: "Es enthält viel Kampf und nur wenig Logik. Ich fand es nicht gut, dass man Dinge zerstören musste, um Punkte zu bekommen". Mit "Logikspiel" sind eingebaute, sehr einfache Schalterrätsel gemeint, die keinen weiteren Sinn im Spiel erfüllen. Dieser Abwechslungsmangel führte bei den Jugendlichen schnell dazu, dass ihnen die Motivation fehlte, sich weiter mit dem Titel auseinanderzusetzen.
Die grafische Umsetzung ist als Adaption an die Zeichentrickserie in den Figuren zwar gelungen, das Szenario aber mit langweiligen Felsen mit unscharfen Texturen, immer wiederkehrenden Vorsprüngen und ein wenig "Wüste" einfach lieblos zu nennen.
Das Spiel lässt einen Zweispieler-Modus zu, bei dem der zweite Spieler jederzeit ein- und wieder aussteigen kann.
Für die (jungen) Fans der Zeichentrickserie bietet das Spiel in der Tat einen besonderen Reiz. Die gute Umsetzung der Figur, das bekannte Szenario der Superkräfte, Bens Großvater, der eine wichtige Rolle spielt, und der Gegner Vilgax, lassen sie in diese Rolle schlüpfen und die Heldentaten aus der Fernsehserie nachspielen. Leider so eintönig, dass es auch Fans bald langweilig werden wird.
Man möchte in einem solchen Spiel keine moralischen Kategorien anlegen und schließlich lässt die comicartige Darstellung und die Story wahrlich keine Übertragung in die Realität zu, aber echte Problemlösungsmuster sehen anders aus. Die Faszination dieses Spiels liegt wohl eher darin, dass der Spieler (ich spreche bewusst hier die Jungs an) sich mit Ben identifizieren kann und einen schnellen und einfachen Erfolg hat. Man kann praktisch nicht verlieren und zu Beginn machte es durchaus Spaß, den Bösen eins draufzugeben. Und wären sie nicht so unintelligent, müsste man die eigenen Fähigkeiten clever einsetzen, also problemorientiert arbeiten.
Ach ja, Englischlehrer lächeln: die Spielsprache ist Englisch, die deutschen Untertitel sind aber leider nicht abzuschalten. Von einem Vollpreistitel würden die jugendlichen Tester eine komplette Lokalisation erwarten.

Fazit:
Ein schlechter Level-Prügler mit einer interessanten Story, einer schönen Umsetzung einer berühmten Figur, aber wenig und wenig dauerhaftem Spielspaß. Jugendliche Fans der Fernsehserie ab 12 Jahren sollten in der Regel keine Probleme haben mit dem Erlebten klarzukommen und die doch recht übersichtlichen Anforderungen zu meistern.

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Spieletester
Elsa-Brändström-Gymnasium Oberhausen
Oberhausen
Bewertung Spielspass