Overclocked - Eine Geschichte über Gewalt
Spielbeschreibung
Der erfolgreiche Forensiker David McNamara steht vor einem Rätsel, als fünf junge Menschen mit psychischen Störungen von der Polizei auf der Straße aufgelesen werden. Alle zeigen ähnliche posttraumatische Symptome: Sie sind orientierungslos, verängstigt und leiden unter totalem Gedächtnisverlust. Alle werden in ein staatliches Krankenhaus eingeliefert und der Psychologe McNamara hat die Aufgabe herauszufinden, was die Jugendlichen erlebt haben und sie in diesen Zustand getrieben hat.
Bei Gesprächen mit den Patienten, in denen er versucht die Erlebnisse der jungen Menschen zu rekonstruieren, stößt er auf ein dunkles Geheimnis, in das auch staatliche Behörden verwickelt zu sein scheinen. Wird er es schaffen genug herauszufinden um die Geister der Vergangenheit ganz zu vertreiben?
Pädagogische Beurteilung
Der Spieler übernimmt in diesem Adventure die Rolle des Psychiaters McNamara. In Echtzeit muss er Befragungen durchführen und erhält durch geschicktes Kombinieren Hinweise zu seinem weiteren Vorgehen. Hat er z.B. bei der Durchsicht seiner Unterlagen über einen Patienten ein wichtiges Detail aus der Erstbefragung übersehen, so haben seine weiteren Befragungen keinen Erfolg, weil er den Jugendlichen nicht auf ein bestimmtes Schlüsselwort ansprechen kann.
Während der Dialoge bestimmt der Spieler durch Anklicken mit dem Mauszeiger selber die Reihenfolge der Gesprächsthemen. Gelingt es ihm während dieser Sitzungen die totale Aufmerksamkeit seiner sonst apathisch wirkenden Patienten zu erlangen, so beginnt eine Rückblende, in denen er selbst die jungen Menschen in der Vergangenheit steuern kann. So erfährt er Stück für Stück mehr über die Geschehnisse die zum Trauma der Jugendlichen geführt haben. Diese Erinnerungen der Patienten können wiederum anderen Patienten vorgespielt werden um auch bei ihnen neue Erinnerungen freizulegen.
Im typischen Adventure-Stil kommt es zumeist auf die richtige Reihenfolge von Handlungen an. So kann McNamara z.B. nur mit seinem Handy telefonieren, nachdem er das Krankenhaus verlassen hat. Innerhalb der Psychiatrie bekommt er diese Handlungsoption nicht angezeigt. Die Rätsel sind dabei zumeist nachvollziehbar und trotzdem fordernd. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen in denen man scheinbar sinnlos Gegenstände kombinieren muss, ergeben die Rätsel in "Overclocked" stets einen Sinn. Durch die ungewöhnliche Erzählweise schafft das Spiel, Rätsel sinnvoll in den Spielverlauf einzubinden.
In die Story eingebaute Videosequenzen halten die Spannung aufrecht. Realistische Grafik und passender Sound versetzen den Spieler in die Atmosphäre eines Psychothrillers. Die Atmosphäre in den heruntergekommenen Räumen der Psychiatrie und die z.T. düstere Spannung in den Rückblenden sind der Grund dafür, dass nur Jugendliche und Erwachsene Zugang zu diesem Spiel haben sollten. Jugendliche unter 16 Jahren wären auf Grund der Komplexität vermutlich ohnehin mit den Spielanforderungen überfordert.
Angesprochen werden von "Overclocked" vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die ein Faible für spannende Adventure-Spiele haben. Der Reiz liegt für sie darin, die durchaus schwierigen Rätsel zu lösen. Wer die nötige Frustrationstoleranz nicht mitbringt, wird, wenn er nicht weiterkommt, entweder sofort zur Komplettlösung greifen oder das Spiel zur Seite legen. In der Testergruppe wurde z.T. von einigen Jugendlichen mehr in die Komplettlösung als auf den Bildschirm geschaut. Sicherlich werden erfahrene Genreliebhaber hier mehr Elan mitbringen.
Doch das Durchhalten lohnt sich, denn nach ca. 20 Stunden Spielzeit werden ausdauernde Hobby-Forensiker mit einem überraschenden Finale belohnt.
Ganz nebenbei können Jugendliche etwas über die Arbeit eines Psychiaters, der mit Traumapatienten arbeitet erfahren. Ob bestimmte Behandlungstechniken die der Spieler in Overclocked vermittelt bekommt, auch im beruflichen Alltag greifen, könnten Jugendliche innerhalb eines pädagogischen Projektes einmal einen Fachmann fragen. Der Filmklassiker "Einer flog über das Kuckucksnest" (FSK 12) bietet sich dabei als Ergänzung für die pädagogische Arbeit durch seine verwandte Thematik zum Spiel durchaus an.
Fazit
"Overclocked – Eine Geschichte über Gewalt" ist ein düsteres beklemmendes Adventure, dass durch seine Atmosphäre und die neuartige Erzählweise zu überzeugen weiß. Besonders die packende Geschichte ist eine Erfrischung für das Genre der Adventures.
Für Jugendliche unter 16 Jahren ist das Spiel jedoch durch seine gewalthaltige Geschichte und die bedrückende Atmosphäre der Psychiatrie sowie den hohen Schwierigkeitsgrad nicht geeignet.
