Tony Tough 2 - Der Klugscheisser kehrt zurück

Genre
Adventure
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 14 Jahre
Vertrieb
dtp-entertainment AG
Erscheinungsjahr
2006.10
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Textlastiges Adventure mit zynischem Humor
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Beschreibung des Spiels:
"Tony Tough 2" ist der Nachfolger des Adventures "Tony Tough and the Night of Roasted Moths” aus dem Jahr 2003. Die Handlung spielt jedoch zeitlich vor den Ereignissen des ersten Teils. Der Spieler übernimmt die Steuerung des dreizehnjährigen Tony, der im Jahr 1953 seine ersten Erfahrungen als Privatdetektiv macht. Die Handlung spielt mitten in der Wüste in einem fast menschenverlassenen mexikanischen Dorf namens "Washington". Hier hat sich sogar der Bürgermeister aus dem Staub gemacht und die Hauptstraße ist während der Rushhour so gut besucht wie eine Eisdiele am Südpol.
Zu Beginn des Spiels muss der Spieler ein paar Probleme bewältigen, wie z.B. das Nachsitzen in der Schule zu vermeiden oder Gegenstände für die eigene Detektivausrüstung zu sammeln. Nach etwa drei Stunden Spielzeit wird die Haushälterin der Familie entführt und Tony kommt zu seinem ersten eigenen Fall. Die Steuerung der Figuren und das Lösen der Rätsel erfolgt in klassischer Adventure-Art. Durch einen Klick mit der Maus bewegt sich Tony durch die gerenderten Schauplätze des Spiels. Er kann verschiedene Gegenstände aufnehmen und sie in seinem Inventar verstauen, sie später wieder benutzen oder mit anderen vorhandenen Dingen kombinieren. Oft müssen erst bestimmte Utensilien gesammelt und in einer bestimmten Reihenfolge kombiniert werden, um an einen neuen Ort oder an einen wichtigen Gegenstand zu gelangen. Informationen gewinnt der Spieler durch Gespräche mit anderen Personen, welche im Multiple-Choice-Verfahren ablaufen.
Hervorzuheben ist außerdem, dass für die Synchronisation von "Tony Tough 2" berühmte deutsche Comedians (Herbert Feuerstein und Tanja Schumann) und Schauspieler (Sky Dumont) den Spielfiguren ihre Stimmen geliehen haben.

Pädagogische Beurteilung:
Die Steuerung erfolgt fast ausschließlich mit der Maus und bereitete den Jugendlichen keine Schwierigkeiten. Schnell fanden sich sowohl Adventure-Neulinge als auch Könner im Spiel zurecht und steuerten Tony gekonnt durch die liebevoll gestalteten Örtlichkeiten. Lediglich die Platzierung des Inventars am oberen Rand und eine plötzlich wechselnde Kameraperspektive erschwerten hin und wieder die ansonsten problemlose Steuerung des Protagonisten.
Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist nicht anpassbar. Jedoch sind die vorhandenen Rätsel zu keinem Zeitpunkt sonderlich schwer und lassen sich größtenteils sogar durch einfaches Ausprobieren lösen. Einigen Testern bereitete jedoch die völlige Handlungsfreiheit, die das Spiel ihnen nach kurzer Spieldauer gewährt, große Probleme. Das Spiel hat bis zu diesem Zeitpunkt keinen roten Faden entwickelt. Die Entwickler scheinen auf die Ausdauer und den Entdeckerwillen der Spieler zu hoffen. Einige Jugendliche hatten bereits zu diesem Zeitpunkt keine Lust mehr auf "Tony Tough 2", da sie eine packende Story vermissten. "Ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Und auf einfach nur Herumlaufen und Ausprobieren habe ich keine Lust!" (Spieler 13 Jahre) Andere Spieler vermissten Logikrätsel, von denen es im ganzen Spiel nur zwei gibt und die zu dem lieblos ins Spiel eingebaut wurden. Somit beschränken sich die meisten Rätsel auf das Finden von Gegenständen und Orten. Selten gibt es verrückte und außergewöhnliche Rätsel, die die Kombinationsgabe des Spielers herausfordern.
Grafisch ist dieses Adventure zwischen einer 2D- und einer 3D-Darstellung einzuordnen. Die zweidimensionalen Figuren bewegen sich vor dreidimensionalen Hintergründen. Die grafische Gestaltung erinnert an den Spieleklassiker "Grim Fandango", was an der Verwendung mexikanischer Stilelemente und den Film-Noir-Anspielungen liegt. Die Jugendlichen fanden, dass die Stimmung der mexikanischen Stadt sehr gut eingefangen wurde, bemängelten jedoch auch, dass die Leblosigkeit der Spielwelt nicht zur Motivation beitragen würde. "Es passiert einfach so wenig in dieser Stadt. Wenn etwas passiert, dann verstehe ich oft nicht, was es eigentlich mit der Geschichte zu tun hat!" (Spieler, 13) Nur wenige Tester waren bereit "Tony Tough 2" mehr als zwei Stunden zu spielen. Jedoch wurden sie dann mit einer zunehmend spannenderen und geradlinigeren Geschichte belohnt. Jugendliche mit wenig Ausdauer werden das Spiel wahrscheinlich zu einem früheren Zeitpunkt beenden. Immer wieder wird der Spieler durch Videoclips von den Ereignissen, die sich in der Stadt vor der eigentlichen Spielhandlung zugetragen haben, informiert. Diesen interessanten Kunstgriff konnten vor allem die jüngeren Jugendlichen nicht richtig einordnen. Sie fingen nach kurzer Zeit an, die Videoclips mit der Maus zu beenden. Das führte dazu, dass sie der Story nach kurzer Zeit nicht mehr folgen konnten.
Der Sound wurde von den Spieletestern nicht besonders gut bewertet. Die meiste Zeit ereignet sich auf den Straßen des kleinen Dorfs nicht allzu viel, was einer Geräuschuntermalung bedürfte. Von der Synchronisation waren die meisten Jugendlichen nach kurzer Zeit eher genervt als angetan. Aus Tony Tough einen Klugscheißer zu machen, der äußerst schwer verbal zu stoppen ist, kam bei den Testern ausnahmslos nicht besonders gut an. Es viel ihnen dadurch schwer, sich mit Tony in irgendeiner Art und Weise zu identifizieren. "Tony nervt mit seinem permanenten Geplapper!" (Spielerin, 13) Viele der Synchronstimmen konnten von den Jugendlichen auch nicht ihren realen berühmten Vorbildern zugeordnet werden, womit das Spiel einen Großteil seines Reizes einbüßt.

Schon im ersten Teil machte der oft derbe Humor von Tony das Spiel für jüngere Spieler nicht empfehlenswert. Auch im zweiten Teil hat sich am zynischen, dunklen und abgedrehten Humor des Hauptdarstellers wenig geändert. Witze über den Tod und das menschliche Dasein kommen im Minutentakt vor und scheinen ein fester Bestandteil der Serie zu sein. So mutmaßt Tony z.B. immer wieder, dass Außerirdische die Einwohner des Dorfs entführt hätten oder er macht Witze über die charakterlichen Verfehlungen seiner Mitmenschen. Daneben gibt es aber auch Anzüglichkeiten und derbe niveaulose Witze, die oft die Grenze der Peinlichkeit deutlich überschreiten. Ältere Spieler, die mit den psychoanalytischen Aussagen und Witzen von Tony etwas anfangen konnten, machte das Verfolgen der langen und durchaus witzigen Gespräche sehr viel Spaß, während jüngere Spieler schnell gelangweilt waren. Sie klickten sich oft einfach durch die Gespräche, ohne sie wirklich zu verfolgen.

Ältere Spieler bewerteten Tony Tough 2 insgesamt deutlich positiver als jüngere Spieler, wodurch in der Summe die durchschnittliche Bewertung des Spiels zustand kommt. Der Humor und die künstlerische Darstellung sprechen ältere Jugendliche ab 14 Jahren an, die bereits über ein gewisses Kulturwissen verfügen und die permanenten Anspielungen und Querbezüge des Spiels richtig einordnen können.