Harry Potter Kinect


Spielbeschreibung:
Wie zu allen großen Filmreihen wurde auch zu Harry Potter ein Spiel zu jedem weiteren Film produziert. Die komplette Geschichte von Harry, Hermine und Ron in nur einem Spiel ist wiederum neu. So reist man zurück in die Zeit, in der alles begann. Die Nacht, in der sich Lilly Potter zwischen ihn, dessen nicht genannt werden darf, und ihren Sohn stellt. Sie bezahlt für das Leben ihres Kindes mit dem eigenen und bereitet ihrem Sohn Harry somit einen Weg, den er sich wohl niemals hätte träumen lassen. Wie es bei einem Kinect-Spiel üblich ist, muss sich der Spieler durch Bewegungen und Gesten durch die einzelnen Aufgaben manövrieren. Durch Handbewegungen wird so beispielsweise der fiktive Zauberstab geschwungen. Ob diese fantastische Geschichte ihren unverkennbaren Zauber aus der Welt von Hogwarts auf das Spiel übertragen konnte, bleibt abzuwarten.
Pädagogische Beurteilung:
Gelungene Einbindung dank Kinect-Kamera
Zu Beginn müssen erst einmal ein paar Einstellungen vorgenommen werden. Dank der Kinect-Kamera wird ein Avatar des Spielers mit Bild erstellt, die Geschichte lässt sich aber auch in Gestalt von Harry oder seinen Freunden spielen. Auswirkungen der Charakterwahl auf das Spiel gibt es keine. Außerdem muss entschieden werden, mit welcher Hand zukünftig gezaubert wird. Die Einstellung des Schwierigkeitsgrads ist je nach Alter der Kinder entscheidend, da gerade die älteren Spieler bei leichter Schwierigkeitsstufe tendenziell unterfordert waren.
Während der jeweiligen Schuljahre werden Harry, Ron und Hermine dann stets drei bis fünf Aufgaben gestellt, die es entsprechend zu meistern gilt. Der Verlauf der Schuljahre ist hierbei linear und kann durch herausragend abgeschlossene Aufgaben nicht beeinflusst werden. Denkbare Boni wie beispielsweise besondere Zaubersprüche oder Belohnungen in Form von einem neuen Besen oder Zauberstab gibt es auch nicht. Da das Spiel sich sehr stark auf die Filme bezieht, können bekannte Szenen jedoch nachgespielt werden. Die Synchronisation der Spielfiguren erscheint leider an vielen Stellen, trotz zahlreicher Originalsprecher, reichlich dünn und unspektakulär.
Monotone Bewegungen statt kniffliger Rätsel
Gemessen an den Bewegungsanteilen des Titels hätte "Harry Potter Kinect" genauso gut als Sportspiel für die Wii erscheinen können. Die an die Spieletester gerichteten Aufgaben zielen vor allem auf eines ab: bewegen und reagieren. „Bei den Bundesjugendspielen musste ich weniger machen“ (Damian, 13 Jahre).
Dabei werden vor allem die kognitiven Begabungen Hermines leider mehr als gering geschätzt. Anstatt die Spieler auf Herz und Nieren zu prüfen, wie es um das Fachwissen über Hogwarts bestellt ist, verbringen wir die meiste Zeit mit Springen und Ducken. Dabei hätten diverse Rätsel, die ja ohnehin eine große Rolle in den Büchern und Filmen spielten, das Spiel um einige Facetten bereichert. Denn spätestens nach dem dritten Schuljahr sind sich die Spieletester einig: Irgendwie handelt es sich immer um die gleichen Aufgaben, nur in einem neuen Gewand. Hinsichtlich des hohen Bewegungsangebotes fallen vor allem entspannte Aufgaben, wie beispielsweise das Umtopfen von Alraunen sowie das Zubereiten von Tränken besonders positiv auf und auch die Gefechte mit Lord Voldemort und seinen dunklen Gefährten fanden Anklang.
Immerhin sind die Spielinhalte und der Kinect-Sensor sehr gut aufeinander abgestimmt, so dass sich die Aufgaben reibungslos spielen lassen. Lediglich das Anwenden der Zaubersprüche macht dann und wann ein paar Schwierigkeiten. Dies gilt gleichermaßen für die Spracherkennung.
Kickboxen anstatt Quidditch
Dass Quidditch in das Spiel mit aufgenommen wurde, ergibt in jeder Hinsicht Sinn. Dass der Kinect-Sensor eine geeignete technische Ergänzung ist, um das Spielerleben noch authentischer zu gestalten, steht außer Frage. Doch geht es in "Harry Potter Kinect" nicht um den goldenen Schnatz, stattdessen wird nach links und rechts geboxt und getreten als ginge es um das Überleben. Nicht, dass die Darstellung sonderlich gewalttätig wirkt, sie hat einfach nichts mit diesem schönen fiktiven Spiel namens Quidditch zu tun. Dabei waren die Beschreibungen in den Büchern sowie die cineastische Umsetzung in den Filmen so gelungen, dass die Drehbuchautoren und Programmierer sich etwas mehr Mühe hätten geben können. Auch wenn der Rollenwechsel vom Sucher zum Hüter möglich ebenso möglich ist wie das Bestreiten des Quidditch-Spiels zu zweit, ändert das nichts an dem Boxen und Treten.
Auf dem Besen gegen die Zeit
Spätestens nach dem zweiten Schuljahr sollte die Welt von Hogwarts jedem Leser, Zuschauer oder Spieler bekannt sein. Theoretisch könnte es bedeuten: Jetzt wird durchgestartet! Tatsächlich heißt es aber: So schnell durch das Spiel, wie uns unsere Besen tragen können. Allein das Trimagische Turnier hätte ausgereicht, um einige Spielstunden mit unterhaltendem Inhalt zu füllen. Stattdessen finden die Spieletester eine lieblose Aneinanderreihung von Ereignissen vor, die auch vor der finalen Suche nach den Horkruxen nicht Halt macht.
Fazit:
Im Grunde genommen handelt es sich bei "Harry Potter Kinect" um eine spielerische Zusammenführung aller Teile aber ohne Tiefgang. Das Potenzial der Geschichte wird nicht genutzt, vielmehr wird versucht, jedes Kapitel kurz anzureißen. Die Nebenmissionen sind stimmungsvoll und vermitteln den Eindruck selbst in Hogwarts zur Schule zu gehen. Leider ist ihre Auswahl recht übersichtlich, so dass die Schwächen der Hauptgeschichte deutlich schwerer ins Gewicht fallen. Sehr schade ist der gescheiterte Versuch das Spiel Quidditch einzubetten. Die technische Abstimmung des Kinect-Sensors auf die Inhalte ist durchwachsen. Zwar ist an der Bewegungssteuerung nichts auszusetzen, dennoch könnten Gesten- und Sprachsteuerung noch einmal überarbeitet werden. So leidet nicht nur das Spielvergnügen in Bezug auf die Geschichte, auch die vorhandenen Mehrspieleroptionen sind davon betroffen.
Es ist beachtlich, wie kreativ die Ideen von acht Jugendlichen sein können, wenn man sie fünfzehn Minuten überlegen lässt, welche Anteile das Spiel inhaltlich aufgewertet hätten. In Situationen wie diesen und bei solchen Spielen wünscht man sich vor allem eines: eine stärkere Einbindung der Community in den Entstehungsprozess eines Spiels.
