Trend: Spielbare Sammelfiguren
Seit dem Erfolg der „Skylanders“ ebbt der Trend der spielbaren Sammelfiguren oder Smart Toys nicht ab. Egal ob „Disney Infinity“-Figuren oder Nintendos „Amiibos“, besonders jüngere SpielerInnen sind empfänglich für den haptischen Reiz und die Sammelleidenschaft. Doch worin unterscheiden sich die Figuren und die Spiele oder stellen sie nur ein kostspieliges Hobby dar?
Von Linda Scholz
Spielbare Sammelfiguren zeichnen sich dadurch aus, dass sie als Plastikfigur gekauft und über ein Portal beziehungsweise einen Sensor in das Spiel integriert werden. Fortan können sie in der digitalen Welt gesteuert werden oder selbstständig agieren.
Skylanders
Mit den Skylanders fing alles an. Die bunten Figuren des Spieleherstellers Activision lösten schnell einen Hype aus, der mittlerweile schon vier Spiele hervorbrachte. Das Spielprinzip ist hierbei denkbar einfach, sobald die SpielerInnen die Figuren auf das beigefügte Portal (das per USB-Kabel an die Konsole, PC oder Tablet angeschlossen wird) stellen, erscheinen diese im Spiel und lassen sich fortan steuern. Die Figuren besitzen gewisse Elementareigenschaften wie Feuer, Eis oder Wasser. Nach „Skylanders: Spyro's Adventure“ und „Skylanders: Giants“, ließen sich in „Skylanders: Swap Force“ erstmals die Ober- und Unterteile der Figuren tauschen und in „Skylanders: Trap Team“, dem neuesten Teil der Reihe, können mit speziellen Fallen Monster im Spiel eingefangen werden. Hierbei ist anzumerken, dass die Figuren an sich hübsch aussehen und gut verarbeitet sind. Ein wenig erinnern sie an die Pokémon, die ebenfalls unterschiedlichen Elementen entsprechen. Doch bei den Skylanders wird das Prinzip noch weiter vorangetrieben und aktiv in das Spiel integriert. So gibt es bestimmte Elementar-Tore, hinter denen geheime Level-Passagen oder besondere Schätze versteckt sind. Der Clou dabei ist, dass die SpielerInnen einen Skylander genau diesen Elementartyps brauchen, um dieses Tor passieren zu können. Selbstverständlich lässt sich das Spiel auch mit den zwei bis drei Skylanders durchspielen, die im Starter-Paket enthalten sind. Dennoch werden die SpielerInnen immer wieder darauf hingewiesen, dass sie einen bestimmten Skylander brauchen, um gewisse, zusätzliche Bereiche des Spiels erkunden zu können.
Natürlich geben Eltern gerne Geld für ihre Kinder aus und Kinder geben ihr Taschengeld am liebsten für Spielzeug aus. Da verwundert es nicht, dass sich viele junge SpielerInnen mehrere Figuren wünschen, um in dem Spiel weitere Erfolge zu erzielen. Allerdings kann der Sammelspaß recht schnell teuer werden, da die Figuren im Durchschnitt zwischen 10 bis 20 Euro als Dreierpack oder auch für einzelne Figuren kosten können und mit jedem neuen Skylanders Titel auch neue Figuren entwickelt werden. Teilweise findet man auf den gängigen Verkaufsplattformen auch sehr seltene Figuren, die horrende Summen kosten können. Zusätzlich gibt es seit dem letzten Skylanders Teil Fallen, um damit Monster im Spiel zu fangen. Allerdings braucht man auch hier verschiedene Fallentypen, um unterschiedliche Monsterarten einfangen zu können, wobei drei Fallen im Set ca. 30 bis 40 Euro kosten. Um den Oberschurken Kaos einzufangen brauchen die SpielerInnen sogar eine ganz besondere Falle, die extra dafür gekauft werden muss und momentan bis zu 80 Euro als Limited Edition kostet.
Auch wenn die Skylanders Figuren wirklich schön gestaltet sind und auch das Spielprinzip sowie der Mehrspielermodus sehr gelungen sind, sollte auch von Eltern abgewogen werden, wie viele Figuren und Fallen wirklich nötig sind. Letztendlich wurde bereits ein Vollpreistitel gekauft, der sich bei einer ausgeprägten Sammelleidenschaft zu einer mehr als kostspieligen Angelegenheit entpuppen kann.
Disney Infinity
Ein ähnliches Konzept verfolgt die Disney Infinity Reihe. Hier können die bekannten Disney Charaktere, per Portal in die digitale Welt hineinversetzt und fortan gesteuertwerden. Der erste Teil beinhaltete noch Charaktere wie Captain Jack Sparrow von Fluch der Karibik, Sulley aus der Monster AG und Mr. Incredible von den Unglaublichen. Zwar entsprechen die verschiedenen Charaktere hier keinen Elementen, dafür hat jeder Charakter seine eigene Themenwelt (Play Set), die dem Film entspricht, aus dem er entsprungen ist. Hier kommt der eigentliche Clou zum Tragen: sobald zwei SpielerInnen gleichzeitig spielen wollen, benötigen sie zwei Charaktere des gleichen Themas beziehungsweise Films, um das dazugehörige Level gemeinsam spielen zu können. Ebenso wie die Skylanders, werden die erzielten Erfolge direkt auf dem Chip der Figur gespeichert, dadurch kann man die die Figur mit zu einem Freund nehmen, allerdings kann es sein, dass sie nicht mit dem dortigen Level gespielt werden kann. Wo SpielerInnen in der Hauptwelt noch gemeinsam als Monster und Pirat herumlaufen können, wird ihnen dies in der jeweiligen Themenwelt verwehrt. SpielerInnen, die zu zweit spielen wollen, sind demnach gezwungen, Figuren nachzukaufen. Diese kosten als einzelne Figur ab ca. 8 Euro bis hin zu 20 Euro im Doppel- oder Dreier-Set. Mit bis zu 70 Euro ist das Figuren-Set der Eiskönigin mitunter am teuersten – ein Film, der besonders bei jüngeren Mädchen beliebt ist. Neben dem eigentlichen Vollpreis-Spiel müssen also auch verschiedene Sets erstanden werden, zu denen Figuren und Bonusmünzen gehören, um die jeweilige Themenwelt spielen zu können. Die Hauptwelt hingegen ist eine Toybox, die keine wirkliche Story hat und die die SpielerInnen selber gestalten können. Hierzu werden aber verschiedene Boni benötigt, die man entweder nach einer gelösten Aufgabe willkürlich zugelost bekommt oder sich im Geschäft für reales Geld kaufen kann!
Der zweite Teil der Disney Infinity Reihe widmet sich dem Marvel Universum und den dazugehörigen Superhelden. Auch hier gibt es verschiedene Level beziehungsweise Areale, die Themenwelten zugeordnet sind und nur von bestimmten Figuren betreten werden können. So kann eine Figur des Ultimate Spider-Man Play Sets nicht so einfach mit der Welt der Avengers kombiniert werden. Momentan gibt es 59 verschiedene Figuren, die jedoch im Vergleich zu den Skylanders weniger detailreich verarbeitet sind. In regelmäßigen Abständen werden neue Play Sets veröffentlicht. Wichtig ist zusätzlich anzumerken, dass gerade durch den Bezug auf die Filme der Reiz für Kinder sehr groß sein kann, da sie die Helden aus Film und Fernsehen kennen und sich mitunter mit ihnen identifizieren.
Nintendos Amiboos
Seit kurzer Zeit verfolgt auch Nintendo mit den Amiibos das Prinzip der spielbaren Sammelfiguren. Hierbei gibt es allerdings einen großen Unterschied, denn die Amiibos sind nicht direkt spielbar. Vielmehr werden durch die Figuren zusätzliche Inhalte wie spezielle Kostüme in Mario Kart 8 oder Waffen in Hyrule Warriors freigeschaltet. Super Smash Bros. für die Wii U ist bisher der einzige Titel, in dem die Charaktere wirklich zum Leben erwachenDiese sind jedoch nicht direkt spielbar, sondern entwickeln ein Eigenleben. So können die SpielerInnen gemeinsam mit ihrem Amiibo kämpfen oder gegen diesen antreten. Hierbei wird der Amiibo mit der Zeit stärker und erhält neue Fähigkeiten.
Die Amiibos sind an die beliebten Nintendo Charaktere angelehnt, wie beispielsweise Super Mario, Link oder auch Kirby, Donkey Kong und Samus Aran. Die Figuren sind sehr schön gestaltet, die gängigen Amiibos sind jedoch mit ca. 14 bis 20 Euro vergleichsweise kostspielig. Seltene Figuren können auch bis zu 40 Euro oder mehr kosten. Zukünftig plant Nintendo mehr Spiele, in denen Amiibos eine tragende Rolle haben. So soll es in Mario Party 10 sogar einen eigenen Modus geben, in dem gemeinsam mit oder gegen den Amiibo gespielt werden kann. Bis April 2015 sollen 35 Amiibos erscheinen und weitere Figuren folgen. Jedoch sind nicht immer alle Figuren mit den kompatiblen Spielen verwendbar.
Allgemein knüpft der Trend der Sammelfiguren sowohl an den haptischen Reiz, wie auch die Sammelleidenschaft des Menschen an. Gerade junge SpielerInnen wollen verschiedene und seltene Figuren haben und ihre Sammlung möglichst komplettieren. Hier sind besonders die Eltern gefragt abzuwägen, wie viele und welche Figuren gekauft werden. Gleichzeitig sollte den Kindern auch erklärt werden, warum eventuell nicht immer alle Figuren gekauft werden müssen. Gerade dies ist jedoch besonders für Eltern oft nicht wirklich ersichtlich.