Spieleratgeber NRW - Druckansicht von Seite #4199
Sunset Overdrive
https://www.spieleratgeber-nrw.de:443/site.4199.de.1.html

Sunset Overdrive

Genre
Shooter
USK
ab 16 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 16 Jahre
Vertrieb
Insomniac Studios
Erscheinungsjahr
2014.10
Systeme
Xbox One
System im Test
Xbox One
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Knallbunter Open-World Action-Shooter mit einer Portion Humor
Redaktion
Ike Markus Bernard
Spieleratgeber-NRW
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
"Sunset Overdrive" ist ein rasanter und knallbunter Open World Action-Shooter in einem apokalyptischen Szenario. Viele Spiele greifen das Thema Endzeit und Apokalypse auf, die überwiegende Zahl dieser setzt jedoch auf eine düstere Atmosphäre mit tristen verfallenen Gebäuden oder Horrorelemente. "Sunset Overdrive" probiert es einmal aus einer anderen Perspektive und nimmt sich selbst dabei an keinem Punkt so richtig ernst. Gut, Sunset City ist auch entvölkert, in den Straßen treiben sich schießwütige Banditen, geifernde Mutanten und Killerroboter herum, aber Auslöser dafür war nicht etwa ein Krieg oder ein atomarer Unfall. In "Sunset Overdrive" mutieren die Menschen zu Monstern aufgrund einer Überdosis Energydrink. Wir wissen alle, das zuckersüße und koffeinhaltige Getränk soll manchen Menschen Flügel verleihen, aber mehr als Karies davon bekommen können wir doch bestimmt nicht - falsch gedacht. Infolge von Konkurrenzdruck hat die fiktive Firma FizzCo, die die Energiedrinks in Sunset City vertreibt, auf die Gesundheitstests verzichtet und die Energydrinks ohne Gesundheitszertifikat vertrieben. Daraufhin wurden aus zivilisierten Menschen aufgeschwemmte, mit Blasen bewucherte und Energydrink-abhängige, aggressive Monster, die vor nichts Halt machen. 

Pädagogische Beurteilung:
Vielfalt und Kreativität bei der Charaktererstellung
Die Charaktererstellung hat sich für die Jugendlichen mitunter als größter Spaßfaktor herausgestellt. Wir haben die Auswahl zwischen Mann und Frau mit jeweils zwei Körpertypen, weiter können wir zwischen einer Vielzahl von Gesichtern verschiedener Ethnien entscheiden, welches Antlitz zu unserem/r „HeldIn“ am besten passt. Und jetzt geht es erst richtig los, so verrückt das Spiel so verrückt der Charaktergenerator. Knallbunte Haare sind noch das mindeste, was es an Auffälligkeit geben kann. Von Wrestlermaske über Hasenohren und Wikingerhelm bis hin zu goldenen Schlaghosen und Tütü. Der Mann im Minirock oder die bärtige Lady, der Spieler kann seinen Avatar auf unzählige Varianten verändern. Im Spiel gibt es Massen an freischaltbaren Kleidungsteilen und Accessoires, die der Individualisierung kaum Grenzen setzen. Sobald einem während des Spiels das Geschlecht nicht mehr gefällt, kann es auf der Toilette geändert werden. Die TesterInnen konnten hier ausprobieren, verändern und neu zusammensetzen. Das Spiel bot viele Möglichkeiten seine Kreativität am Charakter auszulassen. „Nur in wenigen Spielen kann ich meinen Charakter so vielseitig und verrückt gestalten.“ (Spieletester, 17)

Bei drei geht’s los! Eins…DREI! Action!
Nachdem sich der Spieler einen Charakter erstellt hat, wird er ohne viele Kenntnisse in die Welt von Sunset City geworfen. Die Tester erlebten hier schon am Anfang des Spiels ein blaues Wunder, viele hatten ein Tutorial erwartet, indem erst einmal erklärt wird, was in dem Spiel zu tun ist, jedoch waren sie genauso verwundert wie der Held, als das Spiel von 0 auf 100 startete. Das Spiel fängt den Spielenden allerdings schnell wieder auf, Handlungsaktionen werden eingeblendet und können schnell erlernt werden. In kurzer Zeit wird die Steuerung immer intuitiver und auch die Sprünge und Grindtechniken (der digitale Held kann an allen möglichen Objekten wie Hauswänden, Stromleitungen, Geländern und weiteren entlanggleiten/ schlittern) gestalten sich als einfach anzuwenden. Den Jugendlichen viel auf, dass der Spieler durchaus Geschick braucht, um sich nicht nur zu bewegen sondern gleichzeitig Gegner abzuwehren und abzuschießen. Denn in "Sunset Overdrive" ist nichts wichtiger als Bewegung - sobald der Held springt, rollt und grindet ist er ein schwer zu treffendes Ziel, wenn er normal auf der Straße läuft, wird er schnell von den Mutanten oder Banditengruppen überwältigt. Für den Spielspaß ist es also wichtig die Steuerung zu beherrschen - ansonsten kann es schnell frustrierend werden, wenn der digitale Held ständig stirbt.

Schon mal auf die Uhr geguckt?!
Was auffällt ist, dass das Spiel auf ein rasantes Spieltempo setzt. Nicht nur spieltechnisch, sondern auch vom Aufbau der Missionen wird auf Zeit gesetzt, denn bei vielen Aufgaben läuft ein Timer mit oder wenn zu viel Zeit verstreicht, stirbt eine wichtige Person im Spiel. In vielen Situationen wird es dazu noch dank der Horden von Mutanten schnell unübersichtlich. Hier wird von den Spielenden ein geschickter Umgang mit der Spielumgebung und eine gute Hand-Augen Koordination gefordert.

Alleine in der Apokalypse?
"Sunset Overdrive" ist primär ein Einzelspieler-Spiel. Allerdings gibt es in dem Story-Modus eingebettete Coop-Missionen, an denen bis zu 8 SpielerInnen per Internetzugang teilnehmen können. Aber auch das Zuschauen wurde für die nicht spielenden Teilnehmer der Spieletestergruppe nicht langweilig. Da wurden Tipps und Ratschläge gegeben und der spielende Tester wurde angefeuert. Sobald jedoch ein anderer sein Glück versuchen wollte, wurde der Controller weitergegeben.

„Ein ernstes Thema? Nicht wirklich!“ Selbstironie und Jugendhumor
Die Atmosphäre des Spiels ist keineswegs düster, die bunte Spielwelt wird teilweise ins Absurde gezogen und Explosionen und zerplatzende Mutanten mit einem „BOMM“ oder „PLOPP“ unterstrichen. Der Soundtrack des Spiels untermalt die turbulente, teils hektische Atmosphäre - schnelle, rotzige Punk- und Rockriffs werden in schwierigen Situationen lauter und spornen den Spielenden zusätzlich an. "Sunset Overdrive" ist zudem aufgeladen mit Jugendhumor und Querverweisen zu aktuellen Spiele- oder TV-Serien Trends, diese Art des Humors ist jedoch nicht für jeden etwas und kann schnell platt oder stumpf wirken. Die Jugendlichen hatten mit den überdrehten Witzen oft ihren Spaß und konnten sich das Lachen im Angesicht mancher Absurdität nicht verkneifen. Zusätzlich durchbrechen die Spielfiguren teilweise die vierte Wand und treten direkt mit dem Spielenden in Kontakt, dies sorgt für den einen oder anderen Überraschungseffekt und baut eine intensivere persönliche Bindung zur Spielfigur her. An anderen Stellen hinterfragt das Spiel auf humoristische Weise bekannte Spielmechaniken oder videospieltypische Szenarien und kann den Spieler durchaus zum Nachdenken anregen. 

Die Endzeit ist doch ein raues Pflaster
Es wird geballert und zwar buchstäblich mit allem! Egal ob Schallplatten, Teddybären oder Bowlingkugeln. Hauptsache es macht Schaden. "Sunset Overdrive" weist hier einen hohen gerade an Brutalität auf, gegnerische Mutanten platzen und sobald ein Mensch etwas abbekommt, blutet er. Außerdem wirken die Mutanten eklig und abschreckend. Zu betonen ist allerdings, dass die Gewalt nicht inszeniert und durch Comicelemente und die teilweise Absurdität der Waffen ins Lächerliche gezogen wird. Es gibt zum Beispiel eine Waffe die explodierende Teddybären verschießt oder eine andere mit der man einen wilden Roboterhund auf den Gegner schleudert. Die Sprache im Spiel ist der Jugendkultur angeglichen, oft vulgär aber nicht diskriminierend. Mit diesem Tonus gliedert sie sich dem Sprechverhalten der Alterszielgruppe an, die flapsige Art unterstützt die Atmosphäre des Spiels und verdeutlicht, dass die Welt der Figuren untergegangen ist. 

Fazit:
Die SpieletesterInnen schlossen sich bei der Bewertung des Spiels der USK an und bewerteten es mit 16 Jahren. Das Thema des apokalyptischen Szenarios und die Frage „Was wäre wenn wir in unserer Welt auf uns alleine gestellt auf neue Gefahren treffen würden“ sind bei Jugendlichen durchaus beliebt. "Sunset Overdrive" führt das Thema nah am Jugendhumor irrsinnig auf die Spitze. Es ist ein Spiel für zwischendurch, hinsichtlich seines rasanten und treibenden Charakters kann es aber durchaus dafür sorgen, dass der Spieler sich länger damit beschäftigt. Auch nach mehreren Stunden sind die Missionen kurzweilig und laden durch kurze Herausforderungen zum Weiterspielen ein. Das Spielende ist hierbei nach ca. 20 Stunden erreicht, die Spieler können sich danach aber noch immer in der Welt bewegen und neue Herausforderungen suchen. Die SpieletesterInnen bewerteten vor allem die Spielmechanik als kritisch, da das rasante Grinden, Springen und Schießen für unerfahrene Spieler schnell unübersichtlich und überfordernd sein kann. Die Gewaltdarstellung und der Sprachgebrauch haben die Spieletester zusätzlich überzeugt, ihre Einschätzung auf 16 Jahre zu legen. Dadurch, dass die Gewaltdarstellung abstrakt, comichaft und absurd dargestellt wird, grenzt sich "Sunset Overdrive" aber von einem 18er-Titel ab.

Beurteilung der Spieletester zuklappen
Spieletester
Ü16 Bürgerzentrum Deutz
Köln
Bewertung Spielspass