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Free2Play: Der Reiz von In-Game-Käufen
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Free2Play: Der Reiz von In-Game-Käufen

Dungeon Keeper

Der Gaming-Markt hat sich in den letzten zehn Jahren gravierend diversifiziert – ein mittlerweile höchst erfolgreiches Segment repräsentieren sogenannte Free2Play-Spiele, die, dem Namen entsprechend, Spieler mit der kostenlosen Nutzung locken.

Von David Becker

Gerade im Bereich der Browsergames ist dieses Spiel-Prinzip sehr dominant, Spieler finden hier RPGs, Wirtschaftssimulationen, Strategiespiele und andere beliebte Genres, die ohne finanzielle Investition gespielt werden können.

Gratis gibt’s nicht

Farm Heroes Saga

Natürlich müssen aber auch die Entwickler dieser Free2Play-Spiele von etwas leben, daher ist schon der Begriff „Free2Play“ mit Vorsicht zu genießen. In den Spielen besteht nämlich durchaus die Möglichkeit, Geld auszugeben. Das können rein dekorative Elemente sein, eine beschleunigte Entwicklung des eigenen Avatars oder der Zukauf von Spielwährung für echtes Geld. Und das sind nur einige der denkbaren Optionen, In-Game-Käufe (=IAPs) in ein Spiel zu implementieren.

Das hohe Gewinn-Potenzial dieses Spielprinzips wird auch belegt durch zurückliegende Experten-Prognosen für 2014: Im PC-Markt werden Umsätze von weit über 20 Milliarden US-Dollar erwartet, mit Free2Play-Spielen als treibender Kraft. Und in diese Zahlen sind Mobile Games und andere Plattformen noch gar nicht einbezogen.

Bei diesem Modell ziehen sowohl Spieler und Experten gerne den Begriff Pay2Win heran. Setzt ein Free2Play-Spiel zu sehr auf kostenpflichtige Inhalte, hat das oft ein gravierendes Ungleichgewicht im Verhältnis zahlender und nichtzahlender Spieler zur Folge. Dann sind ein wirklicher Genuss und ein Abschluss des Spiels nur noch für zahlende Kunden möglich, realistisch und unterhaltsam.

Free2Play als Risiko für Kinder

Candy Crush Saga

Oft können sich Free2Play-Spiele als regelrechte Geld-Schlucker entpuppen. Entfaltet ein Spiel wirkliche Sucht und hält die Motivation aufrecht, ist die Versuchung groß, wieder und wieder Käufe zu tätigen, um kurzfristig Erfolg zu haben oder sich weiter von Mitspielern abzusetzen. Wirklich problematisch wird dieses Spielprinzip, wenn Kinder zu leicht Zugriff auf diese In-Game-Käufe haben und diese auch ungeprüft tätigen können.

Nicht in jedem Spiel sind die Maßnahmen zur Altersprüfung und beim Kauf ausreichend, um auch nur ansatzweise zu gewährleisten, dass Kinder nicht mit wenigen Klicks mehr und mehr Geld ausgeben können. Gerade Spiele, die grafisch einen bunten, kindgerechten Look und ein simples Spielprinzip haben, bieten für jüngere Spieler einen hohen Anreiz, unbedacht Käufe zu tätigen. Das Bewusstsein, wie schnell sich bei anscheinend kleinen Käufen große Summen ansammeln können, ist bei Kindern und Jugendlichen einfach noch nicht besonders ausgeprägt.

Noch gravierender ist es, wenn Käufe als solche nicht eindeutig gekennzeichnet sind oder zu schnell abgewickelt werden. In dieser Richtung betreibt jetzt auch die Europäische Kommission Untersuchungen, um Verbraucher und insbesondere Kinder effektiver zu schützen. Käufe sollen künftig klarer gekennzeichnet werden und auch über eine neue Definition von Free2Play wird nachgedacht.

Vorsichtsmaßnahmen

Gerade jüngere Kinder müssen natürlich sehr vorsichtig an Free2Play-Spiele herangeführt werden. Spiele mit In-Game-Käufen sollten bis zu einem gewissen Alter komplett vermieden werden, später bietet sich ein erklärendes Gespräch über dieses Spielprinzip an. Kinderschutzsoftware kann anfangs auch genutzt werden, um Spiele komplett zu blocken. Einen Kinder- und Virenschutz bieten folgende Produkte auf Netzsieger.de

Ein besonderes Risiko stellen Spiele dar, bei denen auch per Telefon Einkäufe möglich sind. In diesem Fall können in kürzester Zeit zig Bezahlungen getätigt werden, die sich schnell zu einer bedrohlichen Summe entwickeln. Je nach Alter des Kindes bieten sich mehrere Schritte als Vorsichtsmaßnahme an. Zum einen sollten Eltern die Spiele, für die sich gerade die Jüngeren aktuell begeistern, mal selbst ausprobieren. Schon dadurch wird man auf potenzielle Risiken aufmerksam und kann über diese dann direkt mit dem eigenen Kind sprechen.

Zum anderen ist es ratsam, selbst aktiv nach seriösen, hochwertigen und transparenten Free2Play-Spielen zu suchen, die es gerade im Segment der Browsergames definitiv gibt. Eine sorgsame Recherche, welche Spiele auch ohne Käufe Spaß machen und fair bleiben, kombiniert mit einem, wenn notwendig, festen finanziellen Budget für Spiele können das Risiko entscheidend senken, dass Kinder und Jugendliche in die Free2Play-Kostenfalle tappen.