Space Invaders


Spielbeschreibung:
Der Weltraum-Shooter "Space Invaders" erzählt die Geschichte einer Alien-Invasion. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Helden/einer Heldin, der/die all ihr Geschick in die Waage werfen muss, um die Menschheit zu retten. Bedrohliche Aliens werden zur Erde geschickt, um die Menschen zu assimilieren und zu versklaven. Nur der mutige Held/die mutige Heldin kann mit Hilfe des Spielers diesen perfiden Plan durchkreuzen. Wagemutig stürzt sich der Spieler in den Kampf gegen die Massen an tödlichen Aliens, die im Begriff sind auf der Erde zu landen und ein Blutbad anzurichten.
Der Spieler blickt hierbei auf ein abstrakt dargestelltes Weltraumszenario, in dem keine Sterne mehr existieren. Die Vermutung liegt nahe, dass sie von den "Space Invaders" bereits ausgelöscht wurden. Das eigene Raumschiff befindet sich am unteren Bildschirmrand, während die fiesen Aliens in Reihen formiert von oben attackieren. Sie sind mit mächtigen Teleportern ausgestattet und beamen sich zeitgleich in einem bestimmten Intervall zur Seite. Erreichen sie dabei den Bildschirmrand, teleportiert sich die Alien-Formation weiter nach unten und kommt so dem eigenen Raumschiff bedrohlich näher. Wird es von einem Alien berührt oder von einem Schuss getroffen, verliert der Spieler eines von drei Leben. Um dies zu verhindern, kann er von seiner mächtigen Schusswaffe Gebrauch machen und erhält für jedes abgeschossene Alien Punkte und kann sich so einen Platz auf dem Highscore-Board verdienen. Doch mit jedem abgeschossenen Alien wird die Wut der Aliens größer und sie bewegen sich zunehmend schneller auf das eigene Raumschiff zu.
Pädagogische Beurteilung:
“Im Weltall hört dich niemand schreien!”
Direkt zu Beginn des Spiels fällt die beklemmend düstere Atmosphäre auf. Der Spieler steuert hierbei das Raumschiff, erhält jedoch keinerlei Anhaltspunkte zu dessen Crew. Mögliche Identifikationsfiguren für Kinder und Jugendliche sucht man hier vergebens. Auch über die Hintergrundgeschichte oder die die Ursachen des Alien-Konflikts erfährt der Spieler nichts, lediglich ihr Vernichtungswille ist deutlich hervorgehoben. Der Spieler muss die Handlung für sich selbst interpretieren, was zu hitzigen Diskussionen hinsichtlich unterschiedlicher Deutungsansätze führte.
Hektische Schießereien
Die namensgebenden "Space Invaders" erinnern hierbei an monströse Kreaturen und nehmen im Sekundentakt mehr und mehr Platz des Spielfeldes ein. “Man kann die Enge und Dunkelheit richtig spüren”, so ein jugendlicher Tester. Der Spieler hat innerhalb des hektischen Gameplays nur seine Schußwaffen zur Lösung des Konflikts zur Hand, um den Kreaturen mit Waffengewalt den Garaus zu machen. “Schade, ich hätte gerne mal mit den Aliens geredet! Da wäre durchaus mehr drin gewesen!” (Ripley, 15). Zwar kann der Spieler sein Raumschiff zu Beginn noch strategisch hinter Barrikaden verstecken, doch auch diese werden ihm schnell genommen und nach kurzer Zeit von den Aliens zerschossen und bieten dann keinen Schutz mehr. Zeit für Verschnaufpausen oder gar Dialoge bleibt hierbei nicht. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird es für jüngere Jugendliche zu hektisch und unübersichtlich.
Atmosphärische Inszenierungen?
Das Spiel ist sehr detalgetreu, so ist es kaum verwunderlich, dass die leistungsstarke Grafikengine alle Tester begeisterte . “Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll”, so ein jugendlicher Tester sichtlich begeistert. Jedes Detail scheint gewollt und die Jugendlichen waren sich einig, dass diese umfassende Spielwelt selbst vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Die Monster und das Raumschiff wirken durch die vielen Details unfassbar echt und lebendig. Durch die Enge des Bildschirms und die immer näher rückenden Aliens verbreitet "Space Invaders" eine nahezu klaustrophopische Atmosphäre. Das diabolische Grinsen der Kreaturen könnte gerade bei jüngeren Kindern Ängste auslösen und kann von ihnen noch nicht auf der ironischen Ebene transkribiert werden.
Der psychedelische Soundtrack unterstützt das Geschehen auf dem Bildschirm und schafft eine cineastische Atmosphäre, die sich vor ihren Serien- und Filmvorbildern wie Raumschif Orion oder Battlefield Earth nicht zu verstecken braucht. Im Handlungsverlauf wird die an alte Handy-Klingeltöne erinnernde monotone und sehr basslastige Tonfolge zunehmend schneller wiedergegeben, was die Tester sichtlich unter enormen Druck setzte und alle anderen in Hörweite den letzten Nerv raubte.
Steuerung muss gelernt sein
Auch die Handhabung passt zum komplexen Geschehen. Unzählige Steuerugskombinationen (z.B. Bewegungen von rechts nach links oder von links nach rechts) müssen erlernt und im richtigen Augenblick zum Einsatz gebracht werden, was ein hohes Maß an Hand-Auge-Koordination, Geschick und Ausdauer erfordert.
Ungeduldige Spieler warfen hier schnell das Handtuch, doch die Profis waren hochmotiviert, die Manöver zu beherrschen: “Am Anfang war es schwierig, aber nach einem Blick ins Handbuch kamen wir immer besser klar”, so Tester Rick (16). “Leider sind wir immer kurz vor 100000 Punkten gescheitert, aber die schaffen wir irgendwann auch noch!” (Jean Luc, 15 Jahre).
Intergalaktische Gewaltdarstellung
Sich im aussichtslos erscheinenden Kampf zu beweisen, durch das eigene Handeln die Welt zu retten, mächtige und hochtechnisierte Raumschiffe und Waffen zu steuern - diese Themen fanden hauptsächlich die Jungs interessant. Für sie spielte sich die Gewalt in erster Linie in ihren Köpfen ab, denn auf die epische Ausgestaltung der Aliens im Todeskampf wurde bewusst verzichtet. Durch die vielen versteckten Symbole ist das Geschehen auf dem Bildschirm mit seiner überaus detaillierten Auflösung von 224 × 240 Pixeln auch so nur schwer auszuhalten. “Die ganzen toten Aliens sind wirklich harte Kost, aber das Leid der Raumschiffbesatzung in der Enge und mit den ganzen Monstern vor ihnen, schafft mich!” (Isaac, 17).
Durch das Fehlen von alternativen Handlungsmöglichkeiten wie Friedensverhandlungen oder das Zeigen der weißen Fahne kann insbesondere bei Kindern oder Spielern mit geringer Reflektionsberetischaft und -fähigkeit schnell der Eindruck entstehen, Gewalt sei ein probates Mittel zur Konfliktlösung. Verstärkt wird dies noch durch die Tatsache, dass gezielte Tötungsmanöver von Gegnern mit Punkten belohnt werden und diese als Ausdruck der eigenen Kompetenz innerhalb der Szene gelten. Auf diese Weise wird der Spieler indirekt dazu aufgefordert, möglichst brutal in der virtuellen Welt zu agieren, um das ersehnte Ansehen und den Respekt von Freunden zu bekommen.
Aggressive Übersprungshandlungen treten meist beim ungewollten Erreichen des Game-Over-Bildschirms auf und äußerten sich im Test durch herumgeworfene Gamepads und mutwillig zerstörte Joysticks. Um beim Scheitern im vierstelligen Punktebereich die Impulskontrolle wahren zu können und nicht komplett auszuflippen, bedarf es geistiger Reife, Beherrschung und innerer Ruhe, die meist erst ab einem gewissen Alter gegeben ist.
Kein Ende in Sicht
Ähnlich wie bei Spielen wie “World of Warcraft” gibt es auch bei "Space Invaders" kein Ende im herkömmlichen Sinne. Während bei anderen Unterhaltungsmedien irgendwann der Abspann läuft, kann hier unendlich lange gegen verschiedene Alienrassen gekämpft und die eigene Allmachtsfantasie ausgelebt werden. Voraussetzung ist das Überleben des eigenen Raumschiffes. Dies machte die Tester sehr neugierig auf den weiteren Handlungsverlauf: “Ich will unbedingt wissen, wie die Story um die coole Alien-Invasion weitergeht, leider schaffe ich es nie bis zur nächsten Zwischensequenz” (Yoda, 913 Jahre). Eltern sollten dies bei den häuslichen Medienregeln mitdenken und ihren Kindern ein unbegrenztes Zeitkontinggent für das Spiel einräumen, um familiären Konflikten vorzubeugen. Denn spontane Spielunterbrechung sind aufgrund einer fehlenden Speicherfunktion unmöglich.
Achtung: Kostenfalle
Besondere Vorsicht ist bei auf japanischen Space-Invaders-Spielhallenautomaten geboten. Hier werden 100-Yen-Münzen benötigt, um sich in die Spielwelt einloggen zu können. Diese müssen gegen Echtgeld bei Kreditinstituten getauscht werden. Da sich der Wechselkurs dieser besonderen Währung ständig verändert, geht Kindern und Jugendlichen schnell der Überblick über den Wert einer Spielrunde verloren. Gerade weil "Space Invaders" im zeitversetzten Wettstreit mit anderen gespielt wird, kann bei erfolgsorientierten Gamern schnell der Reiz entstehen, immer wieder Geld investieren zu wollen, um sich einen begehrten Platz auf dem Highscore-Board zu sichern. Auf zusätzliche Ingame-Käufe wurde allerdings verzichtet.
Auch bei Merchandise-Artikel ist auf Kostenfallen zu achten. Egal ob Tasse, T-Shirt, Tasche oder Spardose - die "Space Invaders" haben sich zum begehrten Zierbild auf allerlei modischen Accessoires gemausert. Eltern sollten hier nicht jedem Wunsch ihrer Kinder nachgeben und sie darüber aufklären, dass die Accessoires durch den Aufdruck wesentlich teurer verkauft werden, als sie eigentlich wert sind.
Datenschutzfalle
Erreicht der Spieler eine bestimmte Punktzahl, wird er aufgefordert, sich auf einem Highscore-Board mit Namen einzutragen. Die gehäuft auftretenden Datendiebstäle verschiedener Gaming-Plattformen verdeutlichen die Wichtigkeit, nicht den echten Namen einzugeben und besser einen Spitznamen (Nickname) zu verwenden. Eine solche Koppelung von Spielerfolgen an den Spielernamen kann auch auf andere Weise problematisch werden. Kindern und Jugendlichen ist es oftmals nicht bewusst, dass solche Spielautomaten nicht nur ihre Freunde, sondern auch Lehrer oder zukünftigen Arbeitgeber benutzen könnten. Wer offensichtlich viele Stunden am Tag in solchen kampfbetonten virtuellen Welten verbringt, belastet womöglich seinen Ruf schon vor einem ersten Bewerbungsgespräch.
Fazit:
“Space Invaders” ist wahrlich keine leichte Kost und verlangt auch erfahrenen Spielern alles ab. Mit seiner cineastischen Inszenierung, die auch vor expliziter Gewaltdarstellung nicht zurückschreckt und einem bisher nie dagewesenen Spannungsbogen, hat “Space Invaders” in den Händen von Kindern und Jugendlichen unter 14 Jahren nichts zu suchen.
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Auch 2014 ist Space Invaders auf der Gamescom mit verschiedenen Spielstationen vertreten |