UFO Afterlight

Genre
Strategie
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
Morphicon
Erscheinungsjahr
2007.03
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Komplexes Strategiespiel
Gruppenleiter
Benjamin Liersch
Bürgerzentrum Deutz
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4
Siehe auch

Spielbeschreibung:
Die X-COM-Reihe, mit ihrem ersten Vertreter "UFO: Enemy Unknown" aus dem Jahr 1993, war unter Computerspielern dieser Zeit sehr beliebt. So sehr, dass sogar jüngst Projekte ins Leben gerufen wurden, das Spiel erneut, diesmal aber frei verfügbar (Open Source), zu programmieren. Dies ist z.B. bei dem Spiel "UFO: Alien Invasion" bereits geschehen. "UFO: Afterlight" ist nun der jüngste Sprössling aus der X-COM-Serie. Hierbei handelt es sich, wie schon bei den Vorgängern, um einen komplexen Genremix aus Strategie-, und Taktikspiel, gewürzt mit einem Hauch von Rollenspielelementen.

In der fernen Zukunft wird die Erde von feindlichen Aliens übernommen. Die überlebenden Menschen werden in eine Art Reservat (in Form einer Raumstation im Orbit der Erde) übergesiedelt. Eine Gruppe von Menschen beschließt jedoch ihr Glück auf dem lebensfeindlichen Mars zu suchen. Der Spieler hat nun die Aufgabe, den menschlichen Siedlern auf dem Mars zu helfen, sich unter den hier vorherrschenden widrigen Umständen zu behaupten. Die dabei anfallenden Aufgaben sind vielfältig: Kämpfe gegen Aliens, die Erschließung von Ressourcen, Erforschung neuer Technologien und vieles mehr. Ziel ist es, den Mars vollständig zu erobern und ihn mittels Terraforming-Technologie in einen erdähnlichen Planeten zu wandeln.

Pädagogische Beurteilung:
Trotz des integrierten Tutorials gelang den (ausschließlich männlichen) jugendlichen Testern der Einstieg nur sehr mühevoll. Zwei von ihnen lehnten es nach einigen vergeblichen Versuchen sogar ab das Spiel weiter zu testen. Dies erscheint verständlich, denn die Masse an Aufgaben und komplexen Zusammenhängen, die auf den Spieler von Begin an lauern, ist enorm und wirkt auch in visueller Sicht unübersichtlich und überfordernd. Unzählige stecknadelkopfgroße Buttons bedecken den Monitor – wer will da den Überblick behalten. Zudem wird der Spieler anfangs mit Tutorial-Fenstern förmlich überflutet. Man Fragt sich, was für einen Sinn Hilfstafeln machen, wenn sie mehr verwirren als helfen. Jugendliche (und sicher auch Erwachsene) sind verleitet, diese Fenster genervt und ungeduldig weg zu klicken, anstatt sich jedes einzelne aufmerksam durchzulesen. Der Drang "einfach mal drauf los zu spielen" ist bei vielen größer als der Wille, sich geduldig in die Materie einzuarbeiten. Einige dutzend weggeklickter bzw. überflogener Informationsfenster später kommt dann das böse Erwachen: "Mhhh, wie steigere ich jetzt noch mal das Level von Kolonistin XY?". Die Eingewöhnungsphase einmal überwunden, kann "UFO: Afterlight" den Spieler jedoch durchaus in seinen Bann ziehen. Einer der Tester (12 Jahre) fand gerade die Komplexität des Spiels sehr reizvoll: "Ein schönes Spiel, in dem man herausgefordert wird und kombinieren muss". Der Sound wurde von den Testern als gut beurteilt, "weil er bei Kämpfen dramatisch wird und sonst auch zum Spiel passt." (Spieler, 13)

"UFO: Afterlight" Wird mit Maus und Tastatur gespielt. Die Buttons der verschiedenen Menüs sind teilweise sehr klein, was nach sich zieht, dass die Steuerung dem Spieler feinmotorisches Geschick und Konzentration abverlangt. Das Spielgeschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Die Besiedelung des Planeten, dass Aussenden von Kampftrupps und Ähnliches geschieht über die Planetenansicht. Aus der Planetenansicht kommt der Spieler auch zu den zahlreichen Management-Seiten, von denen aus Forschung, Personal, Produktionen usw. gesteuert und balanciert werden. Bei Kampfeinsätzen steuert man die Kolonisten direkt vor Ort und aus einer frei beweglichen Vogelperspektive heraus. Die Kolonisten sind übrigens keine anonymen Einheiten, denn die Basis bietet nur Platz für 20 von ihnen. Sie tragen Namen und unterscheiden sich stark in ihren Fähigkeiten und ihrer visuellen Darstellung. Dazu gehört die Spezialisierung auf bis zu zwei von insgesamt drei Berufsklassen, (Soldat, Ingenieur und Wissenschaftler) in denen sie unterschiedlich erfahren sein können. Im Laufe des Spiels können die Siedler verschiedene Zusatzfähigkeiten erlernen, die sie für die Gruppe unentbehrlich machen. Darüber hinaus kann der Spieler Bündnisse mit außerirdischen Völkern eingehen und über die Nutzung der verschieden Sektoren entscheiden. Nicht zu beeinflussen sind allerdings verschiedene Schicksals-Ereignisse im Spiel, wie z.B. die Beschädigung der Wasserversorgung. Diese zwingen den Spieler, innerhalb einer gewissen Zeit eine Entscheidung zu treffen. Treten solche Ereignisse auf, beraten die Kolonisten den Spieler, was am besten zu tun ist und liefern Lösungsvorschläge. Diese Beratungsgespräche nahmen jedoch oft viel Zeit in Anspruch und wurden von den Testern als langweilig empfunden.

Insgesamt erhält der Spieler in "UFO: Afterlight" einen vergleichsweise großen Gestaltungssspielraum, der einerseits die Identifikation mit den Kolonisten ermöglicht und andererseits dazu einlädt, das Spiel ein zweites Mal und mit einer anderen Vorgehensweise zu spielen. "UFO: Afterlight" schult den Spieler, den Überblick über ein verhältnismäßig komplexes Projekt zu behalten. Die Balance zwischen verschiedenen Aspekten ist hier besonders wichtig. Spieler, die ihr Handeln extrem auf den kriegerischen Aspekt legen, werden ebenso wenig zum Ziel kommen wie Spieler, die sich rein auf die Forschung konzentrieren. Die Hintergrundgeschichte des Spiels fanden die Tester spannend. Ein Tester (12 Jahre) merkte an, dass er sich ein solches Umsiedlungsszenario auch ohne eine zuvor gegangene Vertreibung durch außerirdische Wesen gut vorstellen könne. Dieser Gedanke lässt sich selbstverständlich auch gut in Gesprächen zur aktuellen Umweltdiskussion aufgreifen. In diesem Zusammenhang ist es jedoch wichtig zu vermitteln, dass die Vererdung des Mars zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik ist. Eine Flucht auf den Mars im Falle von verheerenden Umweltkatastrophen auf der Erde stellt also keinen realistische Alternative für die Zukunft dar – Ein Punkt, der nicht allen Jugendlichen wie selbstverständlich klar is. Des Weiteren lässt sich die Thematik als Anknüpfungspunkt für viele ökologische, biologische und physikalische Betrachtungsweisen instrumentalisieren. Was muss gegeben sein, dass sich Leben auf einem Planeten entwickeln kann (Atmosphäre, Strahlungsabschirmung usw...)? Hier könnte auch auf die Projekte Biosphäre 2 und 3 verwiesen werden, in denen auf amerikanischer bzw. russischer Seite versucht wurde, auf der Erde autarke, sich selbst erhaltende Ökosysteme zu installieren.

Fazit:
Der Einstieg und seine Komplexität stellen den Knackpunkt dieses Spiels dar. Spieler, die sich gerne intensiv mit einem Spiel beschäftigen und es vorziehen, eine größtmögliche Einflussnahme zu haben, werden "UFO: Afterlight" mögen. Ungeduldige Spieler sind dagegen schnell frustriert. In Hinblick auf Gewalt können wir uns der USK Empfehlung (12+) anschließen. Trotz des schweren Einstiegs, der insgesamt etwas unübersichtlichen Steuerung und hohen Komplexität scheinen Kinder ab 12 Jahren mit diesem Spiel zu Recht zu kommen. Ältere Tester empfanden das Spiel hingegen als "zu schwierig". Ein Hinweis darauf, dass besonders Geduld, Motivation und Interesse ausschlaggebend für den Erfolg in diesem Spiel sind.