Trauma


Spielbeschreibung:
In dem Spiel geht es um eine junge Juristin, die nach einem Autounfall ein Trauma erleidet und dieses innerhalb der Geschichte mithilfe verschiedener Traumstadien verarbeitet. Dem Point & Click-Adventure ist keine bestimmte Perspektivsicht zugeordnet, da aber die Hauptfigur des Spiels die gesamte Handlung aus dem Off kommentiert, kann sich der Spieler in die Rolle der Frau hineinversetzen. Das gesamte Spiel ist in vier Quests beziehungsweise Träume unterteilt. Innerhalb dieser muss sich der Spieler durch die Traumwelt klicken, Polaroid-Bilder finden und bestimmte Aufgaben erledigen. Die Polaroid-Bilder erklären die Steuerung im Spiel oder zeigen bestimmte Lebensabschnitte der Protagonistin, die Eindrücke aus ihrer Vergangenheit verarbeiten. Durch die spezifischen Aufgaben innerhalb der Quests können ein Hauptende und drei Alternativenden der einzelnen Abschnitte erreicht werden.
Pädagogische Beurteilung:
Spieleinstieg
In dem sehr kurzen Spiel gibt es nur eine oberflächliche Einführung, bei der eine Filmsequenz den Unfall der Protagonistin sowie ihren Aufenthalt im Krankenhaus zeigt. Im Anschluss wird das Menü mit den einzelnen Quests eingeblendet, aus denen der Spieler frei wählen kann – eine gewisse Reihenfolge gibt es nicht. Auch über die Hauptfigur erfährt der Spieler anfangs nicht viel. Die Identifikation mit dieser geschieht über die Träume, die ihre persönlichen Erfahrungen zeigen und die Geschichten, welche die Frau in den Abschnitten erzählt. Erst durch das Spielen der Szenen wird die Spielgeschichte also nach und nach offengelegt.
Die Bewegung durch die einzelnen Abschnitte erfolgt entweder durch das Anklicken verschiedener Randbereiche der jeweiligen Kameraausschnitte oder durch speziell gewählte Zeichen. Beispielsweise entspricht das Malen eines Halbkreises einer Umdrehung und das Zeichnen von rechts nach links einer Bewegung nach links.
Atmosphäre
Die Optik des Spiels beziehungsweise die Ausschnitte sind in Fotokompositionen dargestellt. So sind Bewegungen und bestimmte andere Spielmodi Fotos, die lange belichtet worden sind, sodass Bewegungen unscharf und Lichter als Lichtstrahl dargestellt werden. Durch die Darstellung und die auditiven Elemente, zu welchen eine unheimliche Musik und die sehr monotone, müde bzw. leidend wirkende Stimme aus dem Off gehören, wird eine sehr beunruhigende und bedrückende Stimmung hervorgerufen. Erst reflektierend wird dem Spieler bewusst, dass es sich bei den einzelnen Quests tatsächlich um Träume handelt. Die Protagonistin scheint ganz benommen und philosophiert über das Leben: „Ich laufe im Kreis, aber ich bin nicht falsch abgebogen. Diese Welt ist einfach zu klein.“
Durch abstrakte Elemente, wie beispielsweise das Verschnüren der Welt mit einer Straße oder das Fliegen von roten Blutkörperchen am Himmel, kommt sich der Spieler tatsächlich wie im Traum vor und weiß die Vorgänge oftmals nicht wirklich einzuordnen. Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Sequenzen und Aufgaben wird erst spät deutlich.
Zwischen den Träumen wird die die zunehmende Genesung der Frau durch Filmsequenzen dargestellt, welche die Rahmenhandlung des Spiels bilden. Diese Filmsequenzen sind reale Filme, die allerdings eine gewisse verschwommene Optik haben. Dem Spieler ist es hier möglich, die Unterhaltungen zwischen dem Doktor und der Patientin mitzubekommen.
Regt zum Nachdenken an
Auffällig ist, dass keine spezifischen, problematischen oder aktuellen Thematiken angesprochen werden. Das Spiel ist frei von jeglichen Weltproblemen und bezieht sich lediglich auf die eigene Traumwelt und Psyche der Frau. Dadurch regt "Trauma" an, selbst ein wenig tiefer zu tauchen und sich selbst und seine Träume zu reflektieren. Die Frage nach dem „Ich“, wie auch die Auseinandersetzung mit der Umgebung und den Mitmenschen sind wichtige Themen des Spiels.
Fazit:
Dadurch, dass das Spiel durch das gesamte Design und die Story leicht verstörend und sehr mysteriös wirkt, ist es ab 14 Jahren zu empfehlen. Die gesamte Thematik und die seltsamen Aussagen der Protagonistin können junge Spieler womöglich konsternieren und bieten Verständnisschwierigkeiten. Auch die auditive Ebene des Spiels hinterlässt einen unheimlichen Eindruck, was eventuell Angst auslösen könnte. Das Spiel lässt den Rezipienten im Dunkeln tappen und gibt kaum Möglichkeiten zur Identifikation mit der Hauptfigur. Solche Parallelen zum eigenen Ich sind besonders bei jungen Kindern wichtig, damit es nicht zu einem passiven Spielen kommt. Durch die künstlerische Gestaltung und die experimentelle Spielmechanik handelt es sich bei dem Indie Game Trauma um ein besonderes Spielerlebnis.