Thimbleweed Park



Spielbeschreibung:
Ron Gilbert ist vor allem durch sein Mitwirken bei Lucas Arts Games in den 80er und 90er Jahren bekannt. Dort entwickelte er unter anderem wegweisenende Adventures wie Maniac Mansion, Monkey Island oder Zak MacKracken. Mit Thimbleweed Park haben Gilbert und sein Team versucht, sich an ihre Wurzeln zurückzubesinnen und ein Adventure mit Retrografik und klassischen Point&Click-Mechaniken zu kreieren. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle von fünf verschiedenen Charakteren, um die merkwürdigen Ereignisse rund um die namensgebende Stadt Thimbleweed Park zu lösen. Dafür gibt es, ganz klassisch, eine Leiste mit verschiedenen Befehlen am unteren Bildschirmrand, die von den Spielenden mit Personen und Gegenständen kombiniert werden können.
Pädagogische Beurteilung:
Rätselraten
Die Rätsel bestehen zu großen Teilen aus der Kombination verschiedener Gegenstände aus dem Inventar der jeweiligen Spielfigur mit ihrer Umgebung. Diese lassen sich zu großen Teilen logisch herleiten. Ab und zu erschließen sich die Rätsel aber nur teilweise, wodurch nichts anderes übrig bleibt, als wild drauflos zu raten oder sich zur nächsten virtuellen Telefonzelle zu begeben. Hier kann die Tipps-Hotline angerufen werden. Ratlose Spieler_innen können sich so helfen lassen - erst durch kleinere Tipps, auf Wunsch aber auch mit einer Anleitung, was als nächstes zu tun ist. So kommt selten wirklicher Frust auf, denn falls man wirklich an einem Rätsel festhängt, hilft das Spiel ohne negative Konsequenzen nach. Es gibt zusätzlich auch noch einen einfacheren Modus für Einster_innen, bei dem einige Rätsel übersprungen werden.
Retrocharme
Die komplette Aufmachung erinnert in jeder Faser an die großen Rollenspielklassiker von vor zwei bzw. drei Jahrzehnten. Nicht nur die Bedienung und ein großer Teil der Spielemechaniken könnten auch direkt den Vorbildern entsprungen sein, auch die Grafik verheimlicht ihre Herkunft nicht. So ist das komplette Spiel im pixeligen Retrolook gehalten, was dem Ganzen den gewünschten Charme verleiht. Teilweise gibt es ernste Momente, beispielsweise wenn die beiden FBI-Agenten Ray und Reyes eine blutige Leiche untersuchen. Durch die pixelige Grafik wirken solche Momente aber eher abstrakt und comicartig.
Gelungene Charaktere
Die fünf spielbaren Charaktere bieten das volle Spektrum an Persönlichkeit und Eigenheiten. So gibt es den unsympathischen Zirkusclown Ransome, die beiden mysteriösen FBI-Agenten Ray und Reyes, die Videospielentwicklerin Dolores Edmund sowie ihren kürzlich verstorbenen und nun als Geist spielbaren Vater Franklin. Alle bieten eine eigene Sicht auf die Geschehnisse in Thimbleweed Park und haben unterschiedliche Fähigkeiten, die ihnen helfen, die jeweiligen Rätsel zu lösen. Die Dialoge sind auf Englisch vertont und tragen positiv zur stimmigen Atmosphäre bei. Dabei sind die verbalen Auseinandersetzungen nur so gefüllt mit Selbstironie, Anspielungen auf Popkultur und Sarkasmus.
Fazit:
Besonders ältere Adventurefans, die die Klassiker bereits kennen, kommen mit Thimbleweed Park voll auf ihre Kosten. Aber auch jüngere Spieler_innen werden durch Hinweise und den einfachen Modus gut ins Spiel eingeführt. Teilweise werden erwachsenere Themen wie Alkoholsucht angesprochen. Dazu kommt, dass sich viel des Humors auf einer Metaebene abspielt, die sich unerfahrenen Spieler_innen eventuell nicht vollständig erschließt. Thimbleweed Park ist daher für Jugendliche ab 14 Jahren interessant.