The Show
Spielbeschreibung:
Der Diktator und Medienmogul Lou Baxter kontrolliert Kalifornien, das sich nach einem Bürgerkrieg von den USA abgespalten hat. Ähnlich wie Herrscher im antiken Rom bedient sich Baxter der Machtformel "Brot und Spiele". "Spiele" inszeniert der Diktator in dem er unliebsame Untertanen in holografischen Arenen bis zum Tod kämpfen lässt. Diese Kämpfe werden über die Medien verbreitet. Baxter übernimmt hier die Rolle des zynischen Kommentators. Schließlich regt sich jedoch Widerstand im demokratischen Osten Amerikas. Der Agent Major Frank Harris wird als Sträfling getarnt in "The Show" eingeschleust und soll das Kolosseum und schließlich auch den Tyrannen zerstören.
"The Show" ist ein Echtzeit-Strategie-Spiel. Aufgabe des Pielers ist es Gebäude zu bauen, Kampfeinheiten auszubilden und die gegnerischen Einheiten zu zerstören bzw. Spezialaufträge zu absolvieren. Der Spieler braucht für diese Aufgaben zweierlei Ressourcen. Einerseits Strom, der über Generatoren erzeugt wird, und Geld. Dieses fließt nur dann, wenn der Spieler gewisse Punkte auf der Karte eingenommen hat. Perspektivisch betrachtet man das Geschehen aus der Vogelperspektive, also von oben. Zur besseren Orientierung dient die so genannte Minimap, eine Überblickskarte, die den gesamten Kampfplatz darstellt und deswegen bei Strategiespielen auch zum Standardrepertoire gehört.
Pädagogische Beurteilung
Der Einstieg ins Spiel gelang den Spielern gut. Die Steuerung (Maus und Tastaturkürzel) wurde von den Testern als gut eingestuft ("Ich bin von Anfang an gut klar gekommen", Spieler, 13). Die Spieler erklärten dies dadurch, dass die Steuerung der in anderen Strategiespielen ähnelt. "The Show" lässt sich sowohl im Einzelspieler- als auch im Mehrspieler-Modus spielen. Leider war es nicht möglich den Mehrspieler-Modus zu testen, weshalb wir uns hier ausschließlich auf die Einzelspieler-Missionen beziehen. Die Grafik des Spiels wurde insgesamt positiv bewertet. Allerdings seien die Einheiten nicht sonderlich schön dargestellt (Spieler, 13). Die Zwischensequenzen erzählen die Hintergrundgeschichte weiter und wurden von den Testern gut aufgenommen. Bemängelt wurde allerdings, dass sich die Videosequenzen nicht abbrechen ließen. Der Sound des Spiels wurde von den Testern unterschiedlich beurteilt. Die Urteile schwankten zwischen "sehr gut" und "mittelmäßig". Sie schätzten die gute Verständlichkeit der Sprachausgabe – in Bezug auf den Soundtrack wurde jedoch von einem Tester die mangelnde Abwechslung kritisiert. Den Schwierigkeitsgrad empfanden die Tester als hoch. Da sie das Spiel jedoch insgesamt als sehr motivierend empfanden, war dies dem Spielspaß nicht abträglich.
"The Show" wird dem Spieler als das präsentiert, was es laut Hintergrundgeschichte auch ist: Eine Fernseh-Show. Diese Atmosphäre wird über verschiedene Mittel aufgebaut. Kameras schweben über dem Geschehen, die holografische Darstellung des detaillierten Schlachtfelds arbeitet an verschiedenen Punkten fehlerhaft und der Diktator kommentiert den Ablauf zeitweise in kleinen Videosequenzen. Die jugendlichen Tester lobten diesen Ansatz: "Ich finde es gut, weil es fast wie echt aussah" (Spieler, 15). Zwischen den Kämpfen werden Werbeblöcke eingespielt, die die Tester zum Lachen brachten. Das Spiel vermittelt dem Spieler, gleichzeitig Fernsehkonsument und Akteur zu sein. Dieser Spielrahmen fand bei den Testern großen Anklang: "Sowas gibt es zum ersten Mal und die Idee ist gut" (Spieler, 15).
Pädagogisch bietet die Dystropie "The Show" zahlreiche gesellschaftswissenschaftliche und historische Anknüpfungspunkte. Wie schon erwähnt, lassen sich deutliche Bezüge zu den Gladiatorenkämpfen im alten Rom erkennen. Ein weiterer gesellschaftswissenschaftlicher Aspekt der in "The Show" eine Rolle spielt, ist die Gewaltenteilung und insbesondere die Rolle der so genannten "Vierten Gewalt" (Medien & Presse). Der Diktator Lou Baxter zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er eine enge Verknüpfung von Vierter Gewalt und Exekutive schafft. Regimegegner werden vernichtet und ihre Vernichtung gleichzeitig als Massenunterhaltung und Abschreckung instrumentalisiert. In Diskussionen könnten Jugendliche gefragt werden, ob sie es für wahrscheinlich halten, dass ein Regime a la Lou Baxter funktionieren könnte, welche Rolle die Vierte Gewalt in einem Staat spielt und warum die Aufhebung der staatlichen Gewaltenteilung eine Gefahr darstellt. Hier ließen sich auch Querbeziehungen zu Kritik an Kriegsberichtserstattung oder an dem Medienmogul und Politiker Silvio Berlusconi herstellen.
Abgesehen davon, dass der Spieler in "The Show" die noble Aufgabe hat, das Terrorregime Lou Baxters zu stürzen, sind die gebotenen Handlungsalternativen genretypisch dürftig. Wäre das Spiel ein Ratgeber, würde es nicht den Titel "Was würde Mahatma Gandhi jetzt tun?" tragen. Gewalt ist hier die Waffe der Wahl. Der Gewaltlevel ist in diesem Spiel jedoch gering. Tote Einheiten verblassen schnell, Blut oder ähnliches wird nicht gezeigt.
Fazit
Das Spiel wurde von den jugendlichen Testern (die alle Erfahrung mit Strategiespielen hatten) gut aufgenommen. Sie lobten die Spielidee und Hintergrundgeschichte. Abgesehen von leichter Kritik an der akustischen und grafischen Gestaltung waren die Tester von diesem Spiel begeistert und sehr motiviert es auch länger zu spielen. Wie oben beschrieben lässt sich das Spiel als Diskussionsgrundlage für verschiedene politische Themen heranziehen. "The Show" ist aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrads wohl eher für erfahrene Strategiespieler geeignet. Die USK-Empfehlung "ab 12" teilen wir uneingeschränkt.