The Second Guest


Spielbeschreibung:
Es ist 1923 in London. Der Student Jack Ice wurde gebeten, sich auf das Schloss Grace Castle an der Ostküste Cornwalls zu begeben, um dort eine Testamentseröffnung des alten Lord Avertons einzusehen. Jack, der Lord Averton niemals gekannt hatte, ist durch die Tatsache, dass er Avertons alleiniger Erbe des gesamten Vermögens ist, ziemlich irritiert. Daraufhin ergibt sich eine mysteriöse Mordserie, der Jack beinahe selbst zum Opfer fällt und startet seine Ermittlungen, um den Mörder zu finden.
Das Point&Click-Adventure wird mit der Erzählung einer aus dem Off kommenden Stimme eingeführt und gibt einen Einblick in die Geschichte. Nach ersten Gesprächen begibt sich Jack auf das Schloss und muss feststellen, dass nicht nur der Lord selbst, sondern auch sein Anwalt tot aufgefunden wurden. Daraufhin macht er sich auf, um den Geschehnissen nachzugehen. Die Untersuchung findet nicht nur im Schloss statt, sondern auch die Umgebung, sei es der Friedhof oder die alte Mühle, liefern wichtige Hinweise. Auch durch die Gespräche mit allen Beteiligten (Koch, Butler, Familienangehörige von Lord Averton…) findet er wichtige Indizien. Die Rätsel, die sich in Jacks Inventar befinden und Gegenstände, die während der Untersuchungen gefunden werden, helfen ihm, dem Mörder näher zu kommen.
Pädagogische Beurteilung:
Spieleinstieg
Gesteuert wird fast ausschließlich mit der Maus, was sehr intuitiv funktioniert. Die ersten Rätsel sind jedoch etwas verworren und wenn man noch nicht ganz im Spiel vertieft ist, ist es gar nicht so leicht, die Lösungen zu kombinieren. Doch je länger man vor allem am Stück spielt, desto mehr einzelne Elemente findet man, die in den Rätseln angedeutet und bei den Untersuchungen vom Spieler gefunden werden. Dennoch war es teilweise schwierig, jedes einzelne Element aus dem Inventar zu verwenden und zu kombinieren, um im Spiel weiterzukommen. Vor allem ist es etwas undeutlich, ob man beispielsweise wieder zurück ins Schloss muss, um mit den anderen Charakteren im Spiel zu interagieren oder ob man weiterhin die Umgebung untersuchen soll. So zeigen sich im Spiel keine Nebenquests, an denen man sich entlanghangeln kann.
Identifikation
Auch die Identifikation mit Jack gestaltet sich etwas schwierig. Zwar hat er sympathische Züge an sich, wie seine ironische Kommentare, die vor allem während des Untersuchens zum Vorschein kommen, dennoch sind diese teilweise etwas nervig. Dies liegt daran, dass Jack jede Spielaktion kommentiert. Wenn man beispielsweise versucht die Tür mit einer Schaufel oder einem sonstigen Gegenstand aufzubrechen, der nicht für die Aktion vorgesehen ist, aber in der Funktion dennoch ähnlich und somit wahrscheinlich sein könnte, kommentiert er dies z.B. mit einem „Nein, das ist nicht möglich“. Diese Sprüche beim Ausprobieren der Funktionen, verbunden mit dem auffallend langsamen Gang Jacks, können zu Frustration führen und sind für die Motivation weiterzuspielen nicht sehr förderlich. Positiv ist hier jedoch anzumerken, dass die Synchronsprecher gut gewählt und auch aus diversen Filmen bekannt sind.
Technische Mängel
Das Spiel weist allgemein einige technische, als auch inhaltliche Bugs auf. So kann das Spiel, ohne sich als Administrator angemeldet zu haben, nicht gespeichert werden und stürzt an gewissen Spielstellen immer wieder ab. Inhaltlich sind auch einige Lücken in der Ausarbeitung zu erkennen, da der Sprecher einige Textstellen falsch oder gar nicht wiedergibt, obwohl diese textlich im Spiel kenntlich gemacht werden.
Finstere Atmosphäre
Die Atmosphäre des Spiels soll sichtlich unheimlich und mysteriös wirken, was durch das fast nur monochrome düstere Farbarrangement verstärkt wird. Hierdurch lassen sich jedoch die zu untersuchenden Gegenstände und Objekte gut erkennen, da sonst alles in Grautönen gehalten ist und sich diese durch ihre Farbe ziemlich verdächtig vom Hintergrund abheben. Die comichafte Grafik besteht aus Zeichnungen, die Retrocharakter haben, und aus schlichten sowie teilweise seltsam wirkenden Bewegungsabläufen der Figuren. Der atmosphärische Soundtrack passt sich den Situationen an und bildet ein Highlight des Spiels.
Das Spiel beinhaltet Filmsequenzen, in die der Spieler nicht eingreifen kann. Dazu gehören beispielsweise weitere Morde, die allerdings nur sehr sporadisch gezeigt werden. Auf explizite Gewaltdarstellungen wird verzichtet. Zudem werden zeitweise erzieherische Botschaften vermittelt. Eine kurz eingeblendete Sequenz macht beispielsweise ausdrücklich die Schädlichkeit des Rauchens klar, da der Leuchtturmwächter genüsslich raucht.
Abruptes Ende
Ein kritisches Element des Spiels ist das abrupte Ende: Nachdem Jack alle Rätsel gelöst hat, bricht das Spiel nach einer ausgiebigen Filmsequenz ab und die Morde bleiben ungeklärt. Das Spiel enthält also nur die ersten beiden Episoden und es wird lediglich eine Andeutung an eine Fortführung gemacht und ein offenes Ende bereitet. Eine Fortführung gibt es bisher allerdings nicht.
Fazit:
Insgesamt ist das Spiel zwar kurzweilig aber auch amüsant und teilweise spannend - wenn man von den vielen Umsetzungsfehler absieht. Kombinationsgabe, Logik und Geduld werden vom Spieler beim Lösen der Rätsel und beim Benutzen und Kombinieren der Objekte im Inventar verlangt. Aufgrund der Verworrenheit der Rätsel und der Textlastigkeit ist das Spiel erst für Spieler ab 12 Jahren interessant, macht aber vor allem durch das plötzliche Ende einen sehr unfertigen Eindruck.