The Reprobates
Spielbeschreibung:
Adam Raichl, ein junger Prager, hat einen schweren Autounfall. Als er wieder zu Bewusstsein kommt findet er sich auf einer kleinen Insel wieder. Adam ist dort nicht alleine: etwa eine Handvoll andere Menschen sind dort auf rätselhafte Weise gestrandet. Sie stammen nicht nur aus verschiedenen Ländern, sondern berichten auch über "aktuelle" Geschehnisse, die aus Adams Sicht teilweise schon Jahrzehnte zurückliegen. Ist dies das Leben nach dem Tod, wie einer der anderen Gestrandeten vermutet? In dem Glockenturm auf einer Anhöhe der Insel versucht Adam Antworten zu finden.
Reprobates ist ein Point & Click-Adventure und wie üblich steuert der Spieler eine Spielfigur (in diesem Falle Adam): er lässt sie die Spielwelt erkunden, Gegenstände einsammeln und diese geschickt kombinieren um im Spielverlauf weiter zu kommen. Zum Beispiel lässt sich ein Stock und trockenes Gras verwenden um in "Steinzeitmanier" Feuer zu erzeugen. Außerdem muss der Spieler Adams Gespräche mit anderen Charakteren führen. Hierzu kann zwischen vorgegebenen Antwortoptionen gewählt werden. Im späteren Verlauf des Spiels werden jedoch auch kleine Geschicklichkeitsspiele eingestreut, in denen der Spieler zum Beispiel eine Kugel über ein Spielfeld manövrieren muss.
Ziel des Spiels ist es, dem linearen Spielverlauf zu folgen um das Rätsel der Insel zu lüften und ihr schließlich zu entfliehen. Wie bei Adventure-Spielen üblich, ist kein Mehrspielermodus im Spiel enthalten.
Pädagogische Beurteilung:
Adventure-Spiele erfreuen sich in der Testergruppe keiner großen Beliebtheit, ganz im Gegenteil. Einige der Tester äußerten schon im Vorfeld des Test Vorbehalte gegen diese Spielegattung und damit auch gegenüber "The Reprobates" im Speziellen ("Ich hasse Adventures"). Dieser Umstand sollte bei der Spielbeurteilung der jugendlichen Tester stets mitberücksichtigt werden.
Der Spieleinstieg gelang den Jugendlichen nicht völlig mühelos. Während die Steuerung des Spiels genretypisch wenig anspruchsvoll ist, fiel es den Testern schwer die Rätsel zu lösen. Nicht zuletzt deshalb, weil wichtige Gegenstände manchmal nicht einfach zu erkennen sind und es nötig ist den Bildschirm mühsam mit dem Mauszeiger abzusuchen. Grundsätzlich wurde "The Reprobates" häufig hinsichtlich aufkommender Langeweile und schwerer Rätsel kritisiert.
Zu der empfundenen Langeweile trug die eintönige Soundkulisse bei ("Es gab nur das Meeresrauschen, also da wo ich die ganze Zeit war", Spieler 14). Die schlichte Soundkulisse trug, so die Testermeinung, nichts zu einer spannenden Spielatmosphäre bei. Verärgerung äußerten die Jugendlichen auch über lang andauernde Animationen, die sich nicht unterbrechen lassen – beispielsweise benötigt Adam fast eine halbe Minute um einen bestimmten Berghang hinaufzusteigen um dort eine Aufgabe zu erledigen. Tester, die nicht sofort die Lösung errieten und sich diese Animation infolgedessen mehrmals anschauen mussten, fühlten sich durch die behäbige Art Adams gereizt und stießen Verwünschungen gegen ihn aus. Auch die für Adventure-Spiele ungewöhnliche Spielaufgabe, Adam stets mit Wasser und Crackern zu versorgen um sein frühzeitiges Ableben zu verhindern, stieß in der Testergruppe auf wenig Verständnis. Die Grafik des Spiels wurde von den Testern gut aufgenommen, sie lobten die grafische Darstellung der Gestrandeten.
Sieht man von der voreingenommenen Einstellung der Testergruppe ab, handelt es sich bei "The Reprobates" um ein Adventure, das eindeutige Schwächen aufweist. Die gestrandeten Personen und ihre Beziehungen werden jedoch durchaus glaubwürdig dargestellt und auch die Hintergrundgeschichte ist vergleichsweise spannend und geheimnisvoll. The Reprobates gehört zu den "ernsten" Adventures, Humor spielt in diesem Spiel konsequenter Weise eine untergeordnete Rolle. Wie schon angedeutet geht es in dem Spiel auch um eher ernste Themen. Einer der Gestrandeten glaubt daran gestorben zu sein und sich nun im Fegefeuer zu befinden. Die Menschen auf der Insel werden von Alpträumen geplagt und entwickeln nach einigen Tagen Aufenthalt schwere Depressionen, welche sie entsprechend verbalisieren ("Das einzige was mir noch helfen kann ist der Tod"). Auch Adam bleibt nicht von Alpträumen verschont: ein Teil des Geschehens spielt sich in Adams (Alp-)Traumwelt ab. Hier ist die Atmosphäre düster gehalten, Adam muss beispielsweise einen Strick durchschneiden, an dem ein Erhängter baumelt - um anschließend seine Taschen zu durchsuchen.
Wir empfehlen "The Reprobates" für Jugendliche ab 12 Jahren. Allerdings sollten gerade jüngere Spieler die Möglichkeit haben sich über die - eventuell verstörenden - Spielinhalte mit erwachsenen Vertrauenspersonen auszutauschen.
Fazit:
"The Reprobates" eignet sich für geduldige Spieler ab 12 Jahren, die Adventure-Spiele kennen und mögen und die sich von der geheimnisvollen Atmosphäre für kleinere und größere Frustrationserlebnisse entschädigt fühlen. Die Spielatmosphäre ist vergleichsweise düster und beunruhigend, kann jedoch prinzipiell Jugendlichen ab 12 Jahren zugemutet werden.