The Darkness 2

Genre
Shooter
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
2K Games
Erscheinungsjahr
2012.02
Systeme
PC, Playstation 3, Xbox 360, Mac
System im Test
Playstation 3
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Brutaler und düsterer Ego-Shooter auf Comic-Basis
Gruppenleiter
René Gehrmann
Bürgerzentrum Deutz
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Im Vergleich zu Verfilmungen sind Versoftungen von Comics noch relativ rar gesät. Die letzten Batman-Spiele mögen leuchtende Vorbilder sein, häufig findet man aber nur lieblose Lizenzausschlachtungen vor. Nicht so „The Darkness“ aus 2007. Auf Grundlage einer eher unbekannten Comic-Reihe entstand ein atmosphärisch dichter Ego-Shooter, welcher trotz einiger Schwächen vielen Spielern bis heute als Geheimtipp und Paradebeispiel einer gelungenen Comic-Umsetzung gilt.
Auf diesem Achtungserfolg aufbauend nahm sich nun ein neuer Entwickler der Geschichte rund um Mafiosi Jackie Estacado an und setzt mit „The Darkness 2“ die – eigentlich bereits abgeschlossene - Handlung fort. Ein kurzer Rückblick: An seinem 21. Geburtstag spürt Ganove Jackie die namensgebende Finsternis in sich, eine mächtige Kraft, die seit Generationen in seiner Familie weitergereicht wird. Eingehüllt in eine schwarze Wolke wuchern plötzlich links und rechts riesige, schlangenartige Tentakel aus seinem Rücken. Zunächst bekämpft er diese dunkle Gabe. Als jedoch seine Freundin Jenny erschossen wird, schwört er Rache und schreitet mit erhobenen Tentakeln und stattlichem Waffenarsenal gegen die Widersacher an.
Seit den Ereignissen des ersten Teils konnte Jackie die Finsternis unterdrücken und lebt ein „ruhiges“ Leben als Kopf einer New-Yorker Mafiafamilie. Zumindest solange, bis während eines Restaurantbesuches ein Anschlag auf Jackie ausgeübt wird. Jackie soll der Finsternis beraubt werden. Im Anblick des nahenden Todes schlägt er sich also erneut durch verschiedene Schauplätze New-Yorks, findet sich zwischenzeitlich in einer Irrenanstalt wieder und eventuell gar in der Hölle.

Pädagogische Beurteilung:
Licht und Schatten
„The Darkness 2“ erweitert die Mechanik des Ego-Shooters um: zwei Tentakel. Anstelle der typischen Spielweise mit einer oder zwei Waffen verfügt der Spieler nun über maximal vier gleichzeitig bedienbare Extremitäten. Über die Schulterbuttons des Controllers schwingt er also die beiden Ausläufer der Finsternis und kann so Gegner und Gegenstände greifen und werfen. Parallel dazu schießt er mit bis zu zwei Waffen um sich. Die Steuerung ist logisch aufgebaut und rasch erlernbar, wirkt jedoch mitunter hektisch und verleitet zum „Button-Mashing“, dem unkontrollierten und ziellosen Herumdrücken auf die Controllertasten. Nach einer Eingewöhnungszeit gelingt es aber auch weniger Ego-Shooter erfahrenen Spielern, Jackie souverän durch die Gegnerhorden zu lenken. Der Schwierigkeitsgrad ist stets fair und kann entsprechend des eigenen Könnens auch nachträglich in vier Stufen angepasst werden.
Kritisiert wurden von den ausschließlich volljährigen Testern die mangelnde Abwechslung und das zu anspruchslose Kampfsystem. Das schlauchartige Leveldesign werfe dem Spieler Gegner um Gegner vor die Nase, der taktische Anspruch käme zu kurz.
Wiederum interessant und motivationsfördernd wurde der rollenspielähnliche Ansatz des Fähigkeitenmodells betrachtet. Von besiegten Feinden und durch verschiedene Relikte, die in der Spielwelt zu finden sind, gewinnt der Spieler Essenz, die er in den Ausbau von Jackies Fähigkeiten investieren kann. So erhält dieser zum Beispiel größere Waffenmagazine oder mehr Gesundheit oder kann einen Fliegenschwarm zur Betäubung seiner Widersacher beschwören. Dabei ermuntert das Spiel jedoch zur Gewalt. Umso schmerzhafter und „origineller“ die Tötungsweisen sind, desto mehr Punkte erhält der Spieler zum Ausbau dieser Fähigkeiten.

I Only Have Eyes for You
So manches hat sich seit dem ersten „The Darkness“-Teil verändert. Unvergessen bleibt vielen Spielern etwa die Szene, in der man sich als Jackie zu dessen Freundin Jenny setzen und minutenlang einen Film im Fernsehen ansehen konnte. In solchen Momenten gelang „The Darkness“ ein kleines Kunststück: die digitale Umsetzung menschlicher Emotionen. „The Darkness 2“ versucht dies zu wiederholen. In einer Sequenz zu Beginn des Spiels tanzt Jackie - quasi als Reminiszenz zum ersten Teil - mit der Halluzination seiner toten Freundin zu dem Song „I Only Have Eyes for You“. Doch es fühlte sich laut Tester eher leer an. Von dem gequälten Jackie Estacado, der mit den geerbten Kräften ringt, der die eigenen Taten hinterfragt, ist nicht mehr viel übrig. Aus dem straßenschlauen und durchaus witzigen Ganoven scheint ein kühler, berechnender Killer geworden zu sein. Zwischenzeitlich lehnt er sich auch in „The Darkness 2“ gegen die Finsternis auf, aber „man nimmt es ihm einfach nicht mehr ab“ (Tester, 19 Jahre). Auch weil die Offenheit, die Ruhephasen und die damit einhergehende Tiefe des ersten Teils verflogen sind. Jackie hetzt linear von Schauplatz zu Schauplatz und metzelt seine menschlichen Feinde auf brutalste Weise nieder. Der Härtegrad wurde im Vergleich zum ersten Teil deutlich angehoben. Die Gewalt wirkt trotz der Comic-Optik äußerst realistisch und gehört auf keinen Fall in die Hände Jugendlicher. Im Vergleich zu ebenfalls sehr gewaltintensiven Spielen wie Dead Space wurde die sinnentleerte und unverhältnismäßige Brutalität von den Testern hervorgehoben. Nur um des Effektes willen exekutiert Jackie seine Gegner auf martialische Art und Weise, reißt ihnen Arme und Beine ab und schleudert sie mit Speeren an die Wand. Dies ist nicht mehr der Jackie, der sich in seiner Freizeit am liebsten um seine Oma und deren Fleischbällchen kümmert.

Drumherum und Innendrin
Trotz der Kritikpunkte bietet „The Darkness 2“ eine durchaus interessante Story, die Freunde erwachsener Geschichten im Bereich Action und Horror begeistern kann. Die durchgehend düsteren Schauplätze sind liebevoll gestaltet und die deutlich an einen Comic angelehnte Grafik ist vor allem zu Beginn eine willkommene Abwechslung. Ebenso stimmig ist der Soundtrack, der mit namhaften Interpreten härterer Gefilde wie etwa den Deftones, In Flames, Metallica oder White Zombie aufwarten kann. Bemängelt wurde jedoch die deutsche Synchronisation. Die deutschen Sprecher können mit dem optional hinzuschaltbaren englischen Original nicht konkurrieren.
Neben der mit etwa sechs Stunden sehr kurz ausfallenden Single-Player-Kampagne sind mit den Blutrachen noch verschiedene kooperative Multiplayer-Modi vorhanden. Gemeinsam mit bis zu drei weiteren Mitspielern versucht man sich dann an einer kurzen Kampagne, oder an einer der sogenannten Abschusslisten. Beide Varianten spielen sich jedoch effektiv wie ein Level der Einzelspielerkampagne und können nicht zur länger währenden Motivation beitragen.

Fazit:
„The Darkness 2“ ist schnell, hektisch, kurz und brutal. Auch in der für Deutschland vorgesehenen geschnittenen Version wird alle zwei Sekunden ein Arm, ein Bein, ein Herz herausgerissen. In Kinderhände gehört dieses Spiel also auf keinen Fall. Erwachsene Spieler können an der interessanten Handlung, der düsteren Atmosphäre und der technisch gelungenen Umsetzung Gefallen finden. Den ausschließlich volljährigen Spielern der Testergruppe war „The Darkness 2“ jedoch schlicht zu viel des Guten. Die sinnentleerte Brutalität wurde stark kritisiert, ebenso das zu gleichförmige, starre Spielprinzip.
Erwähnung finden sollte auch die Tatsache, dass das Spiel im Testzeitraum in Supermärkten und Videotheken in der ungeschnittenen PEGI-Version gesichtet wurde. Diese ist nochmals deutlich gewalthaltiger als die ohnehin schon extreme deutsche Variante.

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Bürgerzentrum Deutz
Bewertung Spielspass