Black & White 2
Was stellt man eigentlich an, wenn einem göttliche Kräfte verliehen werden und man das Schicksal seines und anderer Völker in den Händen hält? Und wie nutzt man seine Macht, friedvoll und sozial oder eher kriegerisch und zerstörerisch? Besonders für Jungen eine spannende Frage, der sie sich im zweiten Teil dieser Echtzeit-Strategiespiel-Serie gerne stellten. Der Spieler entscheidet sich zu Beginn des Spiels für eine von vier lernfähigen Kreaturen, die zum ständigen Begleiter wird, den Spieler gegenüber dem Volk repräsentiert und die er durch Lob oder Züchtigung zu einem guten oder bösen Geschöpf heranzieht. Des Weiteren gilt es, die Bedürfnisse seines ergebenen Volkes zu befriedigen und letztendlich die Herschafft über die Insel zu erlangen. Als freundlich
gesinnter Gott kann man für saubere und beeindruckende Städte sorgen und so andere Kulturen zum Überlaufen bewegen. Als kriegerischer Gott hingegen versucht man fremde Städte einzunehmen und das eigene Volk mit Menschenopfern und Naturkatastrophen in Demut und Respekt zu versetzen.
Wesentliches Spielziel ist der Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur, die nur mit Ausdauer, Konzentration und Verständnis für Wechselwirkungsprozesse erreicht werden kann. Jüngere, Unerfahrene und jene, die Action im Spiel bevorzugten, zeigten hier recht bald erste Ermüdungserscheinung, die dann zumeist zum Spielabbruch führten. Die im Spiel verbliebenen Spieler waren von der Möglichkeit der Einflussnahme auf den Spielverlauf fasziniert. Gleichzeitig amüsierte es sie, dass sie bei ihren Entscheidungen immer von einem kleinen Engel und einem Teufel virtuell beraten wurden. Mit dieser und anderen Spieleinlagen wird eine mögliche Ernsthaftigkeit der Spielgeschichte im Keim erstickt. Der Spieler erlebt sich in einer spannenden, nicht ernst zu nehmenden Fantasiewelt, in der er spielerisch und wirkungsmächtig eingreifen und sogar moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen kann. Gleichzeitig bietet das Spiel die Möglichkeit, sein eigenes Handeln und die damit verbundenen Auswirkungen zu reflektieren. Ein interessantes Spiel, das im Gespräch mit den Spielern viel Diskussionsstoff bietet.