City Life

Genre
Simulation
USK
ohne Altersbeschränkung (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
DeepSilver
Erscheinungsjahr
2006.04
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Städteaufbausimulation mit sozialer Integration
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Beschreibung des Spiels:
Befragt man die jungen Spieler hinsichtlich der wohl bekanntesten Städteaufbausimulation im Computerspielebereich, dann wird von den Kennern zumeist die Spielereihe "Sim City" genannt. Die Faszinationsgründe für dieses Spiel lagen im Wesentlichen darin, dass man komplexe Städte planen, errichten und verwalten konnte. Diese Handlungsmöglichkeiten wurden in den Folgespielen grafisch und optional verfeinert und erweitert.

Auf den ersten Blick entspricht "City Life" dem Standard der "Sim City"-Reihe: In einer detailreich dargestellten Umwelt wird eine Stadt geplant und errichtet. Neben dem ein oder anderen architektonischen Problem, das es zu meistern gilt, bereitet dem Spieler mal wieder das liebe Geld die meisten Sorgen. Denn die wirtschaftlichen Interessen einer Stadt, die in dieser linear verlaufenden, strategischen Simulation natürlich auch berücksichtigt werden müssen bilden den Schwerpunkt der Problem- und Entscheidungslagen: Ohne Geld kein Bau, versteht sich.

Neben diesen schon bekannten Handlungsmöglichkeiten, wird der Spieler nun mit einer interessanten Neuerung herausgefordert: Sechs verschiedene Bevölkerungsschichten, der Arbeiter, Schlipsträger, Tagelöhner, Hippie, Reiche oder der Trendsetter müssen in das Stadtbild integriert werden. Achtung ist dabei angesagt, denn einige Gruppierungen können sich nicht im entferntesten riechen. Zum Ziel von "City Life" gehört es also auch, dass Sozialstrukturen miteinender verbunden und gegebenenfalls voneinander getrennt werden.

Pädagogische Beurteilung:
Der Einstieg in "City Life" gestaltet sich für den ersten Moment kompliziert. Ein Tutorial bzw. ein erklärender, spielerischer Einstieg ist nicht vorhanden. Stattdessen wird dem Spieler eine langatmige Textvariante eines Tutorials geboten. Vor allem die jüngeren Spieler fühlten sich hier schnell überfordert und gelangweilt und verloren schnell den Spielspaß. "Der Start ist total langweilig. Ich hab gar keine Lust diesen Text da zu lesen." (Dennis, 15). In dieser Phase war es hilfreich, dass man gemeinsam mit älteren und erfahrenen Spielern das ausführliche Handbuch oder zumindest die Kurzinfo aufmerksam studierte. Denn eine Vielzahl von Optionen, die den Spielverlauf beeinflussen und damit kippen können, müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Im gemeinsamen Spielerleben kann "City Life" so auch für Jüngere interessant und spannend werden. Während des Spielverlaufs helfen kleine Tipps und Tricks, die Probleme der Stadt aus der Welt zu schaffen.

Das auf eine einfache Maussteuerung ausgelegte Strategiespiel wird unterteilt in einen "Freien Modus" und verschiedene Szenarien, die mit eingebauten Schwierigkeiten und Tücken den Spieler in verschiedenen Schwierigkeitsgraden unterschiedlich fordern. Im "Freien Modus" sind ebenfalls unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wählbar.
Bevor es losgehen kann, muss ein Gelände inspiziert und ausgesucht werden. Soll die Stadt im bergigen Land ihren Start finden, soll eine touristische Hochburg am mediterranen Strand entstehen oder lockt die Herausforderung einer Großstadt in der Wüste? Die Entscheidung liegt ganz alleine beim Spieler, der sich im Vorhinein über die Gefahren bzw. Problemlagen des ausgesuchten Geländes im Klaren sein sollte. Diese werden dankeswerter Weise in kurzen und knappen Sätzen erklärt.
Mit Hilfe eines stufenlosen Zooms lassen sich alle Details auf den Straßen der eigenen Stadt in Erfahrung bringen. Über einzelne Bewohner können Informationen eingeholt werden, die dazu dienen, verschiedenste Mängel zu erkennen, um die Lebenssituation des Menschen entsprechend zu verändern. Dank einer hochanspruchsvollen Grafik wirken die Städte niemals wie ein Produkt eines realitätsfernen Computerspiels, sondern wie eine liebevoll gestaltete Städtesimulation der Neuzeit. Die grafische Präsentation in Verbindung mit den vielfältigen Handlungsmöglichkeiten sorgten dafür, dass bei einigen Spielern das Gefühl entstand, für ihre spielerisch ausgerichteten Planungen und Entscheidungen auch ernsthaft verantwortlich zu sein.
In den Spieletestergruppen erfuhr "City Life" eine große Begeisterung, weil sich dahinter nicht eine bloße Wirtschafts- und Aufbausimulation verbirgt, sondern auch die Integration der vielen Bevölkerungsschichten und deren unterschiedliche Interessen im Stadtbild. Es ist nicht möglich einen Hippie und einen mittelständischen Arbeiter im selben Viertel leben zu lassen. Allerdings muss beachtet werden, dass gewisse Posten in Behörden oder öffentlichen Einrichtungen nur von der Gruppe der Arbeiter bekleidet werden können. Das Bekämpfen der Konfliktsituationen und das Herstellen eines gesunden sozialen Klimas ist die Hauptaufgabe und bereitete die größte Motivation für die Spieler. "Man muss sich richtig ordentlich überlegen, wo man jetzt das nächste Haus oder den nächsten Supermarkt hinsetzt." (Ricco, 13). Komplikationen über Komplikationen wurden registriert und beseitigt. Des Weiteren sind anfangs nicht alle Bevölkerungsschichten oder Gebäude von "City Life" freigeschaltet. Ist der erste Schlipsträger in der Stadt des Spielers angekommen, so wird sich in der Gestaltung des Spiels einiges verändern und neue Ziele der Integration kommen auf den Spieler zu. Im gesamten Spielverlauf ist vorrausschauendes Planen ebenso gefragt, wie das Verstehen von Wechselwirkungsprozessen.
Auf Grund der Schwemme von Planungsstrategien, kann es in "City Life" mittelfristig zu einer Überforderung kommen. In den Spieltestergruppen wurde registriert, dass insbesondere durch die Hilfe untereinander, mit Erklärung der Optionen und Folgen eines Spielzugs, ein Abbruch verhindert und die Motivation damit zu immer neuen Anfängen gesteigert werden konnte. Besonders Jungen und Mädchen ab einem Alter von 12 Jahren fanden Gefallen an den zahlreichen Handlungsmöglichkeiten von "City Life". Mit großer Ausdauer und viel Feingefühl wurden Städte geplant und gebaut, die Sozialstrukturen im Hinterkopf behalten und damit ein ausgeglichenes Lebenssystem für die virtuellen Menschen geschaffen. Ein Gefühl von Stolz über die eigene Leistung und etwas Sinnvolles verbracht zu haben, war keine Seltenheit in der Spieletestergruppe.