Valorant - Closed Beta


Spielbeschreibung:
Valorant ist ein Team Taktik-Shooter von Riot Games, dem Entwicklerstudio hinter League of Legends. Hier treten Spielende in zwei Teams mit je fünf Mitgliedern auf verschiedenen Karten gegeneinander an. Dabei hat stets ein Team die Aufgabe, den sogenannten Spike auf einem der beiden ausgewiesenen Plätze zu platzieren und zu verteidigen bis er detoniert, während das andere Team genau dies verhindern muss. Dabei können die Kontrahent*innen entweder durch Einsatz der Schusswaffen oder der Fähigkeiten der Heldenfiguren eingesetzt werden. Dieser Ablauf wiederholt sich dabei in zeitlich begrenzten Runden, zwischendurch tauschen die Teams ihre Aufgabe.
Pädagogische Beurteilung:
Altbewährte Konzepte neu aufgelegt
Das Spielkonzept und der Ablauf sind keine neue Erfindung, zwei Teams mit je fünf Mitgliedern gegeneinander antreten zu lassen, wurde in den letzten zwei Jahrzehnten bereits vielfach umgesetzt. So erinnert der grundlegende Aufbau stark an den sehr bekannten Shooter Counter Strike, in dem in der klassischen Form ebenfalls zwei Fünferteams gegeneinander antreten. Auch das grundlegende Ziel ist für jedes Team dasselbe: Auf den größentechnisch eher übersichtlichen Karten gibt es zwei taktisch entscheidende Plätze, an denen das eine Team den sogenannten Spike platzieren und verteidigen muss, während das andere Team genau das verhindern soll. Eine Runde endet, wenn ein Team vollständig ausgeschaltet wurde oder der Spike entweder explodiert ist oder entschärft wurde. So weit, so Counter Strike. Den Unterschied bilden die neun wählbaren Champions, ein Spielelement, welches sich grob mit dem Shooter Overwatch vergleichen lässt. Hier können vorgefertigte Charaktere mit einzigartigen Fähigkeiten gewählt werden, welche die ohnehin schon strategische Auseinandersetzung um eine weitere taktische Dimension erweitern. Taktisches Vorgehen, Absprachen und strategische Kooperation sind generell der zentrale Fokus des Spielablaufs und fordern entsprechende Kompetenzen bei den Spielenden. Dies spiegelt sich auch im Tempo wieder. Das Spiel sieht, zumindest aus der Beobachterperspektive, relativ langsam aus und wirkt als ob taktisches Vorgehen sinnvoller ist als schnelles Agieren. Rasant wird es meist nur in den meist kurzen Schusswechseln.
Kompetitiver Online Multiplayer und dessen Herausforderung
Genretypisch steht die kompetitive Herausforderung zwischen Spielenden im Vordergrund. So muss man sich in sein Team einfügen und konstruktiv einbringen, was wiederum Teamwork fordert. Andererseits können hier jedoch auch nicht selten auftretende Schwierigkeiten entstehen, wie Frustration oder Konflikte unter den Spielenden. Schlechte Verlierer*innen ebenso wie schlechte Gewinner*innen werden auch hier auftreten. Oftmals kann hier die Frustrationstoleranz auf eine harte Probe gestellt werden.
Betazugänge im Jahre 2020
Der Titel ist aktuell noch nicht veröffentlicht, sondern befindet sich seit dem 7. April in der sogenannten Closed Beta. In dieser Phase werden erste ausgewählte Spielende, welche sich extra dafür anmelden, dazu eingeladen, an meist langfristig angelegten Tests teilzunehmen, während die Entwickler*innen diese aufmerksam beobachten und auswerten, um letzte notwendige Änderungen anzugehen oder um Fehler zu finden, damit diese behoben werden können. Dies ist ein gängiger Vorgang im Entwicklungsprozess und jedes größere Spiel durchläuft ihn in der Regel. In diesem Fall wurde jedoch ein neuer Weg eingeschlagen, was die Möglichkeit des aktuellen Zugangs betrifft. Entwicklerstudio Riot Games hat die Streaming Plattform Twitch genutzt, um mithilfe eines Zufallsprinzips Betazugänge unter den Zuschauenden quasi zu verlosen. Dazu wurden zunächst sogar ausschließlich von Riot ausgewählte Streamer*innen genutzt, welche durch diese Herangehensweise einen signifikanten Zuschauerzulauf verzeichnen konnten. Inzwischen können Zugänge jedoch in allen Streams erhalten werden, die den Titel streamen.
Dieses Vorgehen hat bereits zu mehreren Problemen geführt. Zunächst entstand die Situation, dass Menschen möglichst viel Zeit in Streams verbringen müssen, um einen Zugang zu erhalten. Dies führte dazu, dass entsprechende Streams teilweise dazu übergingen, möglichst lange auf Sendung zu bleiben, denn letztlich erhöht dies auch den Ertrag der Streamer*innen. Andere hingegen behaupteten, bei ihnen gäbe es Zugänge zu gewinnen, gab es aber nicht. Darüber hinaus ist von außen auch nicht ersichtlich, wer wann einen Zugang erhält. Daher können sich, trotz Einhaltung des Jugendschutzes, potenziell auch Kinder einen Zugang erschleichen, etwa wenn sie ein falsches Alter angeben. Zwar können sie dies auch bei der klassischen Anmeldung für Betaphasen, allerdings entstehen hier über die Plattform Twitch weitere Instanzen, welche schwieriger nachzuvollziehen und zu kontrollieren sind. Dieses Modell funktioniert aus Marketing-Perspektive sehr gut, jedoch kann es sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Eltern und pädagogische Fachkräfte eine neue Herausforderung darstellen.
Fazit:
Valorant setzt als teambasierter Taktik-Shooter auf die Kombination altbewährter und bekannter Konzepte anderer erfolgreicher Taktik-Shooter, wie Counter Strike und Overwatch, um auf dem kompetitiven Online-Spielemarkt einen weiteren Vertreter anbieten zu können. Dies kann neben den spielerischen Herausforderungen und dem damit verbundene Spielspaß auch die, aus diesem Genre bekannten, Schwierigkeiten mit sich bringen, welche potenziell in jeder Form des Wettbewerbs auftreten können. Entwickler Riot hat sich für die Verteilung der Zugänge zu der aktuell noch bestehenden Closed Beta-Phase ein neues Modell ausgedacht, nämlich die Verlosung unter Zuschauer*innen ausgewählter Streams auf der Plattform Twitch. Diese Vorgehensweise hat jedoch bereits mehrere Kontroversen ausgelöst und könnte gerade jüngere Spielende zu potenziell problematischen Verhaltensweisen verleiten, wie etwa das stundenlange und/oder mehrtägige Schauen der entsprechenden Streams.

Die Testergruppe Jugendwohnheim Bernhard Letterhaus hat sowohl die Beta- als auch die Vollversion getestet. Sie bezeichnen insbesondere die soziale Komponente als extrem wichtig, da sich mit den Teammitgliedern abgesprochen werden kann und sollte. Des Weiteren gibt es sowohl einen teaminternen als auch einen offenen Textchat und einen teaminternen Sprachchat. Da es sich um einen reinen Mehrspieler-Titel handelt, ist Kommunikation extrem wichtig, jedoch kann die Stimmung durch Kommentare von einzelnen stark beeinflusst werden. Abgesehen von sozialen Netzwerken gibt es noch keine nennenswerte Community, was aber an der Tatsache liegt, dass Valorant aktuell noch nicht lange erhältlich ist.
Die Grafik kann relativ realitätsnah, zum Beispiel bei der Umgebung und den Waffen, aber auch comicartig sein, zum Beispiel das Aussehen der Agenten. Jedoch sind die Spezialeffekte durch übernatürliche Fähigkeiten oder knallbunte Waffeneffekte von der Realität abgegrenzt. Aufgrund der verschieden Kommunikationsmöglichkeiten kann es allerdings passieren, dass einzelne gemobbt werden, da der Sprachgebrauch nicht überwacht werden kann. Die Altersfreigabe ab 16 Jahren kann eventuell als zu hoch debattiert werden, da sich manche Inhalte, auf die sich die Einstufung bezieht, ausschalten lassen. Aber auch wenn es sich um eine fiktive Version der Erde handelt, steht aufgrund des Genres Gewalt als einzige Handlungsmöglichkeit im Vordergrund.
Valorant ist interessant für Spieler*innen, die die gerne Teamshooter oder Shooter mit besonderen Fähigkeiten spielen. Wer sowohl Counter-Strike als auch Overwatch mag, wird sich hier vermutlich schnell zu Hause fühlen. Aufgrund der Tatsache, dass jeder Agent einzigartige Fähigkeiten hat, ist es jedem möglich, so zu spielen, wie man möchte. Es ist einfach, sich in die Steuerung einzuarbeiten, jedoch eher komplex, den jeweiligen Agenten zu meistern. Obwohl Valorant auch frustrierend sein kann, bietet es auch sehr viel Spaß und man kann auch mal die Zeit vergessen.