Dungeon Keeper

Genre
Strategie
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
GOG
Erscheinungsjahr
1997.06
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Bauherren müssen ein Dungeon errichten und Schergen in den Kampf schicken
Zusatzinformationen ausklappen
Interessant für
Nostalgiker, Fantasy-Fans
Sprache
deutsch
Grafik
frühe 3D-Grafik in Retro-Optik
Sound
düstere Musikuntermalung, ulkige Geräusche der Monster; nur vereinzelt Sprachausgabe

Steuerung
einfach
komplex
Anforderungen
einfach
schwer
Zeitaufwand
gering
hoch
Spielwelt
linear
offen

Indentifikationsfiguren
kaum bis gar nicht vorhanden, das ikonische Maskottchen „Horny“ auf der Packung spielt im eigentlichen Spiel kaum eine Rolle
Mehrspielermodus
über LAN möglich
Spielforderungen
Lesekompetenz, Planen, logisches Denken, Geduld
Zusatzkosten
nicht vorhanden
Problematische Aspekte
düstere Stimmung, Identifikation mit „dem Bösen“, Gewalt als einziges Mittel zum Erfolg
Gruppenleiter
Max Krueger
Retro-Tester MNGE Bielefeld
Screenshot 2Screenshot 3
Siehe auch

Spielbeschreibung:
"Dungeon Keeper" ist das Werk des britischen Star-Spieledesigner Peter Molyneux und gilt bis heute als eines seiner besten Spiele. Kult-Status hat dieses Spiel deshalb so schnell erreicht, da man sich zwar in einem 0815-Fantasy-Universum (Elfen, Zwerge, Zauberer, Orks etc.) bewegt, allerdings eben nicht die Rolle des strahlenden Helden übernimmt. Vielmehr wechselt man in "Dungeon Keeper" die Seiten und wird Herr über ein „Dungeon“ (engl. „Verließ“), einer unterirdischen Behausung von Monstern, die vor Eindringlingen geschützt werden muss. Diese Eindringlinge sind nun wieder Figuren, die sonst in ähnlichen Szenarien die Helden wären, nämlich Ritter in schimmernder Rüstung.
Als Herr des Dungeons müssen Gänge und Kammern aus der Erde gegraben, Zimmer eingerichtet, böse Schergen rekrutiert, Fallen gestellt und Unholde in den Kampf geschickt werden. Ziel ist es, seinen Dungeon so zu gestalten, dass möglichst schnell, möglichst viele Monster und andere dunkle Gesellen angezogen und rekrutiert werden können. Dabei bieten die unterschiedlichen Räume Anreize für verschiedene Typen von Einheiten. Wer beispielsweise Schwarzmagier in den Kampf schicken will, sollte auch eine geräumige Bibliothek bauen lassen. Andere Räume, wie der Trainingsraum, verbessern die Werte der eigenen Kreaturen oder stellen, wie etwa die Schmiede, Hilfsmittel her. Aber dies kostet Gold, das nebenbei auch abgebaut und in der Schatzkammer verstaut werden muss.
Gesteuert wird das Ganze aus einer isometrischen Draufsicht, die frei schwenk- und zoombar ist. Der Mauszeiger ist eine überdimensionale grüne Hand, die den Monstern Anweisungen gibt, sie hochnehmen und absetzen, aber auch schlagen oder in die Folterkammer stecken kann. Die Feinjustierung (Zaubersprüche, Fallen errichten usw.) erfolgt über Menüs in der Seitenleiste.
Eine ausladende Hintergrundgeschichte gibt es nicht. Ein grünes, friedliches und wohlhabendes Ländchen muss nach und nach erobert und zerstört werden, weil dies nunmal das ist, was „das Böse“ halt tut.

Pädagogische Beurteilung:
Textlastiger Einstieg
Auch wenn die Maussteuerung an sich sehr intuitiv ist und schnell die ersten Gänge und Räume gegraben sind, müssen viele Zusammenhänge der Spielmechanik vom Spieler selbst erschlossen werden. Die ersten Mission nehmen ihn dabei zwar ein wenig an die Hand, allerdings geschieht dies lediglich durch kleine Textfenster, die aufgrund der geringen Auflösung nur schwer zu lesen sind. Auch Fähigkeiten neuer Kreaturen werden nicht direkt erklärt, sondern scrollen als Textbalken durch ein winziges Fenster, wenn man den Mauszeiger lange genug auf dem entsprechenden Symbol im Menü positioniert. Wer also mehr als 5 der insgesamt 20 Missionen des Hauptspiels meistern möchte, muss Zeit in das Lesen aller Texteinblendungen, der Menüs und des Handbuchs investieren. Geschieht dies nicht, bleiben dem Spieler viele spielerische und taktische Möglichkeiten verschlossen.

Technische Limitierungen
"Dungeon Keeper" gelingt es in den Augen der Tester trotz der technischen Grenzen des Jahres 1997 durch Farbgebung, Figuren- und Menügestaltung und stimmiges Sounddesign die Stimmung eines „düsteren, von Monstern bevölkerten Dugeons sehr gut“ einzufangen. Die geringe Auflösung (insbesondere im als Standard eingestellten VGA-Modus von 320x240) hat aber zur Folge, dass Monster auf höheren Zoomstufen kaum voneinander zu unterscheiden und Menüs und Texte nur mit Mühe zu lesen sind. Das Umschalten in den SVGA-Modus (Alt+R) verbessert Optik und Lesbarkeit zwar spürbar, allerdings wird diese Funktion nur im Handbuch und nicht im Spiel selbst erklärt. Dies führte dazu, dass die Tester die ersten Missionen im VGA-Modus verbrachten und erst nach einem Tipp auf die Funktion stießen. Aber auch dann ist der Detailgrad sehr gering und viele Objekte verschwimmen einfach zu einem undefinierbaren und unansehnlichen Pixelbrei.

Langzeitmotivation
So frisch und neu sich der Wechsel auf die Seite des Bösen auch heute noch für die Tester anfühlte, so altbacken und eintönig wirkte auf sie der Spielverlauf gegen Ende der Kampagne. Besonders der Anfang einer jeden Mission ist immer gleich und wurde als „repetitiv“ und „eintönig“ beschrieben. Genauso wurde auch die K.I. kritisiert, sowohl die der eigenen Untergebenen, als auch die der Gegner. Diese stellen in späteren Missionen nur durch ihre schiere Anzahl und Stärke eine Bedrohung dar und nicht durch cleveres Vorgehen. Zusammen mit der Tatsache, dass keine wirkliche Geschichte erzählt wird, verloren die Tester schon nach der Hälfte der Kampagne die Lust weiterzuspielen.

Einmal der Böse sein...
Einer der Hauptreize, die Computerspiele Kindern und Jugendlichen geben, ist, dass sie in Rollen schlüpfen können, die sie Dinge tun lassen, die sie in der Realität niemals tun würden oder nicht in der Lage sind zu tun. Dazu gehört auch, bewusst gegen Regeln oder Normen zu verstoßen, ohne dafür Konsequenzen im sozialen Umfeld hinnehmen zu müssen. Das ist auch der Grundansatz von "Dungeon Keeper", das dabei aber aufgrund der Comic-Optik und des generell humorvollen Tons weder in der Darstellung noch in der Reflexion so weit in die Tiefe geht, wie etwa die Spieleserie Grand Theft Auto. Das hat zwar auf der einen Seite den Nachteil, dass die Auswirkungen des nachgespielten Raubzugs des Bösen durch die idyllische Fantasy-Welt in keinster Weise thematisiert werden, andrerseits werden deshalb auch nicht an jeder Ecke Gewaltexzesse oder andere Tabubrüche detailliert dargestellt. "Dungeon Keeper" ist damit in dieser Hinsicht nicht weniger kindgerecht, als das Schlüpfen in die Rolle eines Piratenkapitäns.
Nichtsdestotrotz ist Gewalt in dem Spiel nicht nur allgegenwärtig, sondern wird auch belohnt. Der Spieler wird darauf konditioniert, einzelnen Monster aktiv und persönlich Leid zuzufügen, indem er sie schlägt oder foltert und dadurch ihre Leistungsfähigkeit steigert. Der einzige Weg zum Erfolg ist aggressive Expansion und vollständige Vernichtung des Gegners und dessen Lebenswelt. Eine Grundausrichtung, die für junge Kinder alles andere als unproblematisch ist.

Fazit:
"Dungeon Keeper" ist ein technisch nicht sehr gut gealterter Strategie-Klassiker, der dem Spieler neben fortgeschrittener Lesekompetenz viel Zeit und Sorgfalt bei der Einarbeitung sowie eine Menge Geduld im weiteren Spielverlauf abverlangt. Freunde von Fantasy-Settings und Tower-Defense-Spielen werden dafür mit einer stimmigen Atmosphäre und dem ein oder anderen augenzwinkernden Seitenhieb gegen Fantasy-Einheitsbrei belohnt.

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Spieletester
Retro-Tester MNGE Bielefeld
Bielefeld
Bewertung Spielspass