Virtua Tennis 4

Genre
Sport
USK
ohne Altersbeschränkung (?)
Pädagogisch
ab 6 Jahre
Vertrieb
Sega
Erscheinungsjahr
2011.04
Systeme
PC, Playstation 3, Xbox 360, Wii, Playstation Vita
System im Test
Wii
Kurzbewertung
Leicht zugängliche, aber kurzweilige und technisch maue Tennisadaption
Gruppenleiter
Koray Çoban
Ü8 Elsa-Brandström-Schule Düsseldorf | Spieletester an der HHU
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Spielbeschreibung:
Segas "Virtua Tennis" steht im Gegensatz zu Top Spin, der Konkurrenz-Reihe aus dem Hause 2K Sports, seit jeher für ein eher schnelleres und actionreicheres Gameplay. Den mittlerweile sechs Ablegern ist ihre Vergangenheit als Automaten- bzw. Arcadegame spürbar anzumerken.
Herzstück der unterschiedlichen Spielmodi bildet der Karriere-Modus. Auf einer Weltkarte in Spielbrettmanier startet man dabei als (selbst kreierter) Neuling, um nach und nach durch Siege und lokale kleinere Turniergewinne Sterne zu sammeln, zum (Voll-)Profi zu mutieren und sich ein Ticket zu einem Grand-Slam-Turnier zu lösen. Dabei reicht es aber nicht aus, einfach nur zu spielen. Es gilt auch, beispielsweise durch Teilnahme an Benefizveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dies wird mit zusätzlichen Sternen honoriert. Zudem gibt der offizielle Terminkalender vor, bis zu welchem Zeitpunkt man ein Ticket für ein großes Abschlussturnier gelöst haben muss. Ist man zu langsam, kann es schnell passieren, dass ein Teil der zuvor ergatterten Sterne, die stellvertretend für den jeweiligen Weltrang stehen, wieder abgezogen werden und man auf das kommende Jahr warten muss, um den Thron zu besteigen.
Neben der Karriere und Motion Play (siehe unten) hat man neben einem Übungs-Modus die Möglichkeit, drei weitere Modi zu bestreiten. Im Modus Arcade gilt es, in der Rolle eines der 19 realen Tennisprofis, wie etwa Nadal, Federer, Djokovic, Williams, Robson oder Sharapova, nacheinander die vier großen Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Im Showmatch tritt man allein oder mit bis zu vier Spielern in realen Einzel- oder Doppelmatches gegeneinander an. Im Party-Modus hingegen vertreibt man sich die Zeit mit diversen Tennisvarianten in Minispielmanier, wie etwa Tennis-Bowling oder -Poker.

Pädagogische Beurteilung:
Altbewährte Steuerungsmechanik
Kenner und Fans der "Virtua Tennis"-Reihe schätzen ihre eingängige und leicht zugängliche Steuerung - daran hat Sega wenig geändert. Bei der vorliegenden Version für Nintendos Wii hat man die Option zwischen der Wii-üblichen bewegungssensitiven Steuerungserfassung via Motion Plus-Erweiterung des Remotecontrollers oder einer analogen Steuerung via Wii-Remote im Querformat. Die Bewegungserkennung funktioniert dank Motion Plus ganz ordentlich, allerdings steht diese nur im Modus Motion Play zur Verfügung.
Tennis wurde während des Tests daher nahezu ausschließlich mit analoger Steuerung gespielt. Das Steuerkreuz des Remotecontrollers dient dabei als Bewegungseingabe und die Tasten 1 und 2 führen die Schläge aus. Dabei kann man, wie bei "Virtua Tennis" üblich, lediglich Einfluss auf die Stärke nehmen und über das Steuerkreuz die etwaige Richtung der einzelnen Schläge, egal ob Volley, Slice oder Lob, festlegen.

Taktikfreie Steuerung
„In echt würde das so nicht gehen!“ - während des Tests spaltete sich die Gruppe in zwei Lager. Die einen freuten sich über die leichte Steuerungsmechanik und das seit Pong, dem Urvater aller Tennisspiele, kaum bis gar nicht veränderte Spielprinzip, den Ball öfter als der Gegner über das Netz zu schlagen. Die anderen hingegen, darunter zwei echte Tennisspieler, kritisierten den geringen Einfluss auf den jeweiligen Schlag und damit verbunden das Nicht-Vorhandensein taktischer Elemente, wie etwa Schlagtiming oder die Stellung zum Ball. An dieser Stelle wäre tennisaffinen Spielern eigentlich ein Ableger der Top Spin-Reihe ans Herz gelegt, doch leider unterscheidet sich die Wii-Version, zumindest Top Spin 4, nur marginal von "Virtua Tennis 4". Beide Spiele für die Wii machen einen eher unausgereiften Eindruck.

Audiovisuell mau
Betrachtet man "Virtua Tennis 4" aus audiovisueller Sicht, gelangt man ebenfalls recht schnell zum Schluss, dass das Spiel stiefmütterlich behandelt wurde. Das Cover des Spiels wirkt eher wie eine Mogelpackung. Zumindest sucht man die auf der Hülle abgebildeten grafischen Details, wie etwa Schweißperlen oder Sandspuren auf den Trikots, vergebens. Präsentiert wird vielmehr eine Grafik, die selbst für Wii-Verhältnisse hinter ziemlich vielen Erwartungen zurückbleibt. So wirken die leicht eckigen Spielfiguren und die gezeigten Bewegungsabläufe abgehakt und arg mechanisch, die Masse an Zuschauern wabert vor sich hin und die Masse an Pixeln bleibt hier und da auch im Detail sichtbar. "Virtua Tennis 4" bietet einen zwar atmosphärisch etwas ausbaubaren, aber grundsoliden Ton, jedoch fiel das kontinuierliche, elektronische Gedudel während des Spielens negativ auf. Es drängt sich unweigerlich der Eindruck auf, dass die Geräusche von den akustischen Mängeln hinwegtäuschen sollen. Das Publikum fiebert ab und an mit und neben den Ansagen des Schiedsrichters und den schnellen Schrittgeräuschen hört man auch typische Geräusche wie den auftitschenden Ball oder die Laute der Spieler.

„Warum haben die denn so kurze Röcke?“
Spannend war auch die Diskussion über die Bekleidung der Tennisspielerinnen, die sich aus dem Test ergab. Die Frage an sich macht "Virtua Tennis" aus pädagogischer Sicht interessant, kann man doch wunderbar an einem leicht zugänglichen und greifbaren Anschauungsbeispiel die gesellschaftliche ‚Männerzentrierung’ und dessen Einfluss auf mediale Welten näherbringen. „Warum haben die denn nicht einfach kurze Hosen an?“ „Na, weil die Männer das so besser finden!“ - es war äußerst interessant, wie spielerisch und wie leicht eine Diskussion innerhalb der Gruppe, allesamt um die zehn Jahre alt, einige Minuten lang losgetreten wurde, in der unter anderem der auf Frauen erzeugte Druck, Männern zu gefallen, erörtert wurde. Insbesondere die Mädchen innerhalb der Gruppe kamen zu dem Schluss, dass sie sich nicht von den Männern oder der Mode sagen lassen wollen, was sie anziehen sollen.

Gelegenheit macht...
...Spaß. Trotz aller aufgeführten und in der Gruppe äußerst kritisch betrachteten technischen Mängel macht "Virtua Tennis 4" Spaß. Insbesondere Einsteiger und Gelegenheitszocker können sich, bereits aufgrund der leicht zugänglichen Steuerung, auf den einen oder anderen kurzweiligen Spieleabend freuen. Der fehlende Online-Modus sowie die angesprochenen Tücken der Steuerung lassen jedoch erhebliche Zweifel aufkommen, inwiefern der Titel, insbesondere für Einzelspieler, längerfristigen Spielspaß bereithält.

Fazit:
"Virtua Tennis 4" für die Wii präsentiert sich in einem technisch in jeder Hinsicht eher mauen Gewand. Den Vergleich zur Wii-Adaption von Top Spin 4 muss der Titel jedoch nur bedingt scheuen. Punkten kann es mit seiner, auch für Laien zugänglichen Steuerung und seinem seit Pong im Grunde unveränderten simplen Spielprinzip. Inwiefern tenniserprobte Spieler damit allerdings länger als zehn oder zwölf Sätze über die Runden kommen, bleibt zumindest fraglich.

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Spieletester
Ü8 Elsa-Brandström-Schule Düsseldorf
Düsseldorf
Bewertung Spielspass