Monopoly Streets


Spielbeschreibung:
Kinder und Jugendliche kennen sich mit Konsolen und Videospielen häufig sehr gut aus. Sie gehören bereits zur Generation der „Digital Natives“, der Generation, die mit Technik, Computer, Internet, Mobiltelefonen und eben auch den entsprechenden Spielen aufgewachsen ist. Die Spielgewohnheiten sind daher auch anders als die der Generationen, die eben keine Digital Natives sind. Während vor 20 Jahren noch Familienabende mit gemeinsamen Brettspielen begangen wurden, bevorzugen manche Kinder heute das gemeinsame Spielen an Videospielkonsolen. Was liegt da näher, als auch Brettspiele im Videospielformat zu produzieren - dachten sich zumindest einige Videospielhersteller, unter anderem Electronic Arts. Mit Monopoly Streets kam 2010 ein Ableger des gleichnamigen Brettspiels auf den Markt (vgl. auch Beurteilung zu Monopoly).
Wie bei dem Klassiker schlüpfen Spielerinnen und Spieler in die Rolle einer Spielfigur, die sie sich nach eigenen Vorlieben aussuchen können. Das Spielprinzip ist wie bereits bekannt: es wird versucht, mit einem begrenzten Budget und einer gehörigen Portion Glück und Können ein Immobilienimperium aufzubauen, um so am Ende alle Mitspielerinnen und Mitspieler vom Spielbrett zu überbieten. Der Faktor Glück kommt durch das Würfeln, das über die Anzahl der vorzurückenden Felder entscheidet und Gemeinschaftskarten zum Tragen. Aber auch taktisches Geschick ist gefragt, um möglichst gewinnbringende Häuser und Hotels bauen zu können. Gespielt werden kann alleine mit Computergegnern, aber auch mit mehreren menschlichen Mitspielern. Hinsichtlich der Regeln gibt es einige Neuerungen. Natürlich kann ganz normal nach den klassischen Regeln gespielt werden, es gibt aber auch die Varianten Tempowürfel, Kurzes Spiel, Bullenmarkt, Jackpot und Tempodeal. Hinter jeder Variante steckt eine Anpassung der Regeln, die den Fokus des Spiels teilweise stark verändert.
Pädagogische Beurteilung:
Computergegner können menschliche Gegner nicht ersetzen
Monopoly ist ein Spiel, das in der Brettspielvariante von bis zu 8 Spielerinnen und Spielern gespielt werden kann. Die Wii-Version kann von bis zu vier Personen gespielt werden, allerdings benötigt jede dieser Personen einen eigenen Controller. Restliche Plätze können mit Computergegnern aufgefüllt werden. Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Figuren kann frei gewählt werden, was sich besonders stark auf das Spielgeschehen auswirkt. Insbesondere leichte Computergegner fielen den Spieletestern im Test durch vermeintlich sinnlose Aktionen auf: es wurde beispielsweise ein Tausch der Theaterstraße gegen die Museumsstraße angeboten - beides sind rote Straßen. Da aber versucht werden muss, möglichst alle Straßen einer Farbe zu kaufen, macht ein solcher Tausch nur sehr bedingt Sinn. Bei einem schweren Gegner fiel besonders dessen teilweise schon extremes Würfelglück auf. Mehrere Runden in Folge wurde immer genau die Augenzahl gewürfelt, die hohe Mietsummen vermied oder positive Gemeinschafts- und Ereigniskarten sicherte. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass hieraus keine allgemeinen Schlüsse gezogen werden können. Zwar beschäftigen sich die Testerinnen und Tester im Rahmen der Gruppe eingehend mit Monopoly Streets, eine Regelmäßigkeit festzustellen würde aber noch mehr Stichproben fordern.
Kein Online-Modus bei der Wii-Version
Der Wii-Version fehlt leider ein Mehrspielermodus über das Internet. So kann der Spieler nur auf Computergegner zurückgreifen, falls es an menschlichen Mitspielern mangelt. Ein Online-Modus würde die Probleme, die das Spiel mit den Computergegnern hat, somit deutlich abschwächen.
Optisch ansprechendes Spielerlebnis
Bei einem Monopoly-Spiel darf natürlich auch das klassische Spielbrett nicht fehlen. In 2D wird es daher auch für das Videospiel verfügbar gemacht, aber auch andere, abgeänderte Varianten sind in 2D spielbar - so es gibt beispielsweise ein Dschungel-Spielbrett. Darüber hinaus gibt es aber auch einige 3D-Spielfelder, die bespielt werden können. In diesen können Spielerinnen und Spieler in eine ganz eigene Welt eintauchen, in der sich alles um Monopoly dreht. Die Spielsteine erwachen zum Leben und Fußgänger bevölkern die Stadt. Auf den 3D-Spielfeldern sind auch die Spielfiguren animiert. Die Spielfiguren - fast ausschließlich die bereits bekannten Figuren - werden um menschliche Charaktere erweitert. Das Schlachtschiff zieht nicht alleine über das Spielfeld, sondern wird von einem Admiral gesteuert. Am Steuer des Rennwagens sitzt logischerweise ein Rennfahrer und der Hund wird von seiner Besitzerin spazieren geführt. Alle Charaktere haben ihre eigenen Sprüche, die das Spielerlebnis noch individueller gestalten.
Angenehme musikalische Untermalung
Die Musik wurde von den Testerinnen und Testern der Gruppe insgesamt als positiv bewertet. Häufig laufen Spiele wie Monopoly Streets, die nicht sehr dynamisch sind und auf strategische Planung Wert legen, Gefahr, dass die Musik in den Planungsphasen anfängt zu nerven. Passiert im Videospiel gerade eher weniger, liegt der Fokus automatisch mehr auf dem, was die Spielerinnen und Spieler hören. Das kann unter Umständen dann schon nerven, je nachdem wie abwechslungsreich die Hintergrundmusik ist. Nicht so aber bei diesem Test: „Ich finde die Musik schon gut. Die passt gut zu dem Spiel“ fand ein männlicher Spieletester (12 Jahre).
Fazit:
Monopoly Streets ist eine ordentliche Umsetzung des Brettspielklassikers. Die bereits bekannten Spielfiguren wurden liebevoll und mit Blick fürs Detail virtuell umgesetzt. Hiermit passen sie sehr gut zu dem Spielbrett, das in verschiedenen Varianten verfügbar ist. Bereits die Wahlmöglichkeit zwischen 2D- und 3D-Spielbrett verändert die Optik des Geschehens nachhaltig. Neben diesen optischen Pluspunkten kann das Spiel auch beim Ton punkten. Dieser ist wenig aufgeregt und untermalt das Spiel passend. Nicht ganz so gut gelungen ist leider die künstliche Intelligenz. Die Computergegner verhalten sich nicht ansatzweise so, als wären sie menschliche Mitspieler. Von absurden Tauschangeboten bis zu sinnlosen Straßenkäufen fällt dieser Aspekt des Spiels deutlich auf. Umso mehr fällt daher der fehlende Online-Modus bei der Wii-Version ins Gewicht. Das Spiel macht mit menschlichen Mitspielern einfach am meisten Spaß, daher wäre es schon eine nette Möglichkeit, wenn man auch online mit anderen Menschen spielen könnte - etwa, wenn gerade keine anderen Mitspieler im Haus sind. Daher ist es auch fragwürdig, ob das Spiel das klassische Brettspiel wirklich verdrängen kann. Als schön animierte Version, die nach dem Spielen auch nicht groß aufgeräumt werden muss, hat es aber durchaus seine Berechtigung. Die pädagogische Empfehlung ist ab 6 Jahren.