Truck Simulator - Complete Edition


Spielbeschreibung:
Simulationen sind ein traditionelles Genre bei Computerspielen. Der erstmals 1982 veröffentlichte Flightsimulator von Microsoft ist bis heute eines der erfolgreichsten Produkte. Heute findet sich für fast jedes Interesse der passenden Simulator, vom Sportangeln in osteuropäischen Seenlandschaften bis zur politischen Karriere. Dabei befinden sich Simulationen schon immer an der Grenze zwischen Realismus und Spielspaß. Die von uns getestete „Complete Edition“ umfasst vier Vollversionen. Den Euro Truck, den German Truck, den UK Truck und eine LKW – Rangiersimulation. Der „Euro Truck Simulator“ verkaufte sich allein in Deutschland über 150.000 mal.
Pädagogische Beurteilung:
Einleitende Worte
So tun als ob. Im Spiel erfahren wir viel von uns selbst und dem Umgang mit den Gesetzmäßigkeiten dieser Welt. Spielen heißt experimentieren, testen, lernen. Es ist wichtig für eine gesunde menschliche Entwicklung und deckt einen großen Bereich unserer Unterhaltung ab.
Schon im Alter von 2 - 4 Jahren entdecken wir Symbol- und Fiktionsspiele. In diesem Alter beginnen wir, bestimmte Tätigkeiten, Personen oder Tiere nachzuahmen. Kinder schlüpfen in andere Rollen und betrachten die Welt aus neuen Blickwinkeln. Das Abstraktionsniveau dieser Spiele steigt mit zunehmendem Alter bis hin zu komplexen Modelleisenbahnen oder realistischen Flugzeugmodellen. Fast alles können wir heute spielerisch digital entdecken. Simulationen finden wir z.B. in den Kategorien Landwirtschaft, Bau, Wirtschaft, Flugwesen, Medizin, Feuerwehr oder der Seerettung- natürlich auch bei Bussen, Bahnen oder bei dem von uns getesteten „Truck Simulator - Complete Edition“. Wieviel unsere Tester dabei von den Gesetzmäßigkeiten der Straße lernen, war eine spannende Frage.
Tester dringend gesucht
Es erstaunt nicht, dass solche Simulationen nicht das bevorzugte Spielegenre der Tester darstellen. Fast alle haben den Titel nach der ersten Sichtung abgelehnt. „Das ist doch kein echtes Spiel“ Zitat der Spieletester.
Vom Stress beim Lkw-Fahren, von den Grenzen der Belastbarkeit im Fuhrgeschäft ist in diesen geruhsamen Simulationen nichts zu spüren und Action sucht man hier vergebens. Aber darum geht es ja hoffentlich in der Realität auch nicht zu oft. In der Spieletester-AG haben wir zum Glück einen Experten, der mit diesen Spielen eine Menge Erfahrung hat. Er begeistert sich für Stadteisenbahn und Rettungssimulationen. Mit LKWs hat er auch schon einige Erfahrung. Neugierig steigt er mit dem „Euro Truck“ in das Fahrgeschäft ein. In einem Starttutorial kann er seinen Namen, Geschlecht und seine bevorzugte Truckmarke festlegen. 12 verschiedene Trucks stehen zur Verfügung. 17 europäische Städte kann man anfahren und 30 verschiedene Frachttypen müssen transportiert werden. Im „German Truck Simulator“ sind es 20 deutsche und im „UK Truck Simulator“ 18 englische Städte. Hinzu kommen bei den beiden letztgenannten Simulationen original lizensierte MAN Zugmaschinen Das klingt umfangreicher als es letztendlich ist. Vor allem die Ladestationen ähneln sich immer wieder, die Städte sind in allen Titeln zu klein geraten und unterscheiden sich gerade durch ein paar typische Attraktionen wie z.B. den Eifelturm oder den Kölner Dom. Auf der Autobahn ist Abwechslung natürlich selten und leider sind die Strecken zwischen den Städten meist Direktverbindungen. Dafür zeigt die grafische Darstellung detaillierte Landschaften und authentische Bilder.
Das Ziel der Spiele ist schnell erklärt: Man bekommt, neben einem kleinen Startgeld, den Auftrag, eine Ladung von einer Stadt in die nächste zu transportieren. Hierfür erhält der Spieler sowohl Geld als auch Erfahrungspunkte. Mit diesen Punkten steigt der Spieler im Level auf und kann sich als Fahrer verbessern und bekommt wieder besser bezahlte Aufträge. Dies ist eigentlich ein motivierendes Spielprinzip, nur leider geht das Spiel beim „Euro Truck“ nicht den konsequenten Weg bis zur eigenen Unternehmensgründung. Das wird erst im „German Truck“ und „UK Truck“ in das Spiel eingebunden und bringt erfreulich mehr spielerische Tiefe. Beim „LKW- Rangier-Simulator“ gibt es zusätzlich 50 Herausforderungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, gekoppelt mit einer Bestenliste.
Alles wie in echt?
Eine Fahrt von München nach Berlin dauert zum Beispiel beim „Euro Truck“ gerade mal 15 Minuten, im „German Truck“ je nach LKW-Leistung bis zu einer Stunde. Man muss tanken und auf den Verkehr achten. Verstöße gegen die Regeln und Bußgelder werden mit dem erwirtschafteten Gewinn verrechnet. Damit man hinter dem Steuer / der Tastatur nicht einschläft, muss unser Tester ständig den LKW nachsteuern, um auf der Spur zu bleiben, und Ruhezeiten einhalten.
„Das ist in echt sicher einfacher zu fahren. Das mit den kurzen / langen Fahrzeiten stört mich eigentlich nicht. Ich mache mir das Autoradio an und relaxe auf der Strecke“- Zitat, Paul , 11 Jahre. Zudem fallen unserem Tester erste Details auf: „ Wenn man auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit kommt, geht der Tacho automatisch etwas zu hoch. Man sollte also etwas langsamer fahren. Das schwammige Fahrverhalten kann seine Ursache in der Federung haben. Da muss ich noch etwas nachrüsten, wenn es geht. Schade, dass man keinen Funkverkehr oder Wiege-, bzw. Mautstationen beim „Eurotruck“ hat. Wenn man unter Zeitdruck explosive Chemikalien durch dichten Verkehr transportiert, wird das richtig spannend. Die Musik im Radio passt, die Fahrgeräusche erinnern mich leider an Panzer. Mehr Polizei und Kontrollen fände ich cool. Hier fehlt die Fahrbahnbegrenzung. Wieso blinkt der nicht? Linksfahren in England ist schon anders. usw.“ Man könnte hier noch lange weiter aufzählen. Simulationen sollen für unseren Tester unbedingt so nah wie möglich an der Realität sein. Immerhin bringt er sich ja auch voll in das Spiel ein und nimmt es sehr ernst.
In der Theorie schon den Führerschein
Die für Lernprogramme immer wieder aufgestellte These, dass sich Lernende / Spieler in Simulationsprogrammen nur oberflächlich durchklicken oder sich nicht aktiv mit dem Lerninhalt auseinandersetzen, kann ich bei unserem Tester nicht bestätigen. Mit seinen 11 Jahren kennt er sämtliche Verkehrsschilder, Streckensignale bei der Bahn oder Abläufe bei der Seerettung und arbeitet sich in seine Simulationsprogramme mit Sorgfalt und Akribie ein. Die vorliegenden Inhalte der Simulation, das Fehlen des Ernstcharakters der Situation und damit ihrer Gefährlichkeit und seine intrinsische Motivation bei diesen Spielen machen ihn zu einem Experten im jeweiligen Thema.
Und darüber hinaus? Investiert er damit in seine Zukunft und trainiert Anforderungen, die heute real für ihn noch nicht auftreten? Nicht jeder, der fliegen lernt, trainiert gleich im richtigen Flugzeug.
Kaum eine Lernerfahrung ist so nachhaltig wie die, die der Mensch direkt in der Praxis macht – Lernstoff bleibt besonders gut hängen, wenn er in realistischen Situationen angewendet wird. Auf den Führerschein wird unser Tester noch ein paar Jahre warten müssen. In der Theorie fällt er dann bestimmt nicht durch.
Auf firmeneigenen Plattformen bieten die meisten Anbieter von Simulationen ihren Nutzern Patches, Updates und usergenerierte Inhalte. Auch zum „Truck Simulator Complete Edition“ werden ständig Erweiterungen angeboten und machen das „so tun als ob“ immer ein wenig echter. Die Kritikpunkte unseres Testers haben wir an die Firma weitergegeben.
Fazit:
Die „Truck Simulator- Complete Edition“ macht für eine Simulation vieles richtig. Motivierende Elemente sind z.B. mögliche Verbesserungen der Fahrzeuge, das Trainieren des eigenen Fahrkönnens oder der wirtschaftlichen Aufstieg durch das eigene Fuhrunternehmen. Sehr angenehm ist der konsequente Verzicht auf schwere Verkehrsunfälle oder eine „Karriere als Verkehrsrowdy“. Für den Spielspaß spricht auch der angestrebte Realismus, ohne die heute oft brutale Härte des Berufs „Trucker“. Simulationen wie der „Truck Simulator“ werden sicher immer ein Nischendasein spielen, das seine Fans begeistert und diese werden die nötige Geduld und Ruhe mitbringen, die gefordert wird. Für die Auseinandersetzung mit einem Thema können ansprechend gemachte Simulationen in jedem Fall didaktisch sinnvoll eingesetzt werden. Wenn sie dann noch spielerisch verpackt sind, umso besser.
