Showtime Championship Boxing


Spielbeschreibung:
Sportspiele sind innerhalb unserer Testgruppe sehr beliebt – vom Autorennen über Skateboard-Fahren bis hin zu verschiedenen Wintersport-Disziplinen wird begeistert alles in die Konsolen geschoben, was ein bisschen Schweißgeruch vermuten lässt. So war es auch bei diesem Titel. „Showtime Championship Boxing“ - „Ein Boxspiel!! Geil!!!“ war die freudige Reaktion unserer Tester, als ihnen die Hülle am Anfang unserer Spiel-Session präsentiert wurde. Das Cover-Foto des Spiels verspricht alles, was man mit Profiboxen in Verbindung bringt: harte Männer, aufregende Titel-Fights und, durch die Verbindung mit der Nintendo Wii, potentiell viel Bewegung und großes Spaßpotential für unsere Tester-Gruppe. So flog die Spiele-DVD förmlich in die Konsole, die Spiele-Tester wärmten sich mit Schattenboxen auf und nahmen provisorisch erste Kampfpositionen ein, es konnte losgehen.
Pädagogische Beurteilung:
Anderthalb Stunden später
Das Gefühl der Ernüchterung im Raum war beinahe greifbar. Die Tester, kurze Zeit vorher fast euphorisch in Vorfreude auf die kommenden „Sparring-Runden“, saßen zusammengesunken auf ihren Stühlen, unbewegte Minen überall. Ein Trauerspiel.
Normalerweise wird ein Spiel in unserer Tester-Runde über mehrere Wochen gespielt, um möglichst viele Plus- und Minuspunkte zusammenzutragen, damit eine faire Bewertung möglich ist. Die Aussicht auf noch mehr Sessions mit „Showtime Championship Boxing“ sorgte für besorgte Gesichter, das Austeilen der obligatorischen Fragebögen durch den Gruppenleiter zum Abschluss des Tests nach nur einem Treffen heiterte die Stimmung zumindest ein wenig auf. Die Meinungen waren schnell zusammen getragen, es gab keinen Zweifel: „Showtime Championship Boxing“ ist das schlechteste Spiel, das von dieser Testgruppe jemals unter die Lupe genommen wurde.
Das Spiel
Die Karriere des Boxers, den sich der Spieler am Anfang des Single-Player-Modus unter verschiedenen Kandidaten aussucht, besteht aus vier Titelkämpfen von der Amateurklasse bis hin zum „King of the Ring“. Dabei tragen die zu wählenden Kämpfer so illustre Namen wie „Sixpack Joe“ oder „Lazy Lorenzo“. Hat man diese vier Kämpfe überstanden, ist das Spiel vorbei. Das war es, man kann das Spiel wieder aus der Wii nehmen. Ist die Kürze des Spiels (geschätzt eine Stunde, wenn man es denn irgendwann beherrschen sollte) an sich nicht schon dreist genug, um den Machern die gerade teuer gekaufte DVD (Startpreis des Spieles waren 39,99€) an den Kopf zu werfen, genügt ein Blick auf die „Atmosphäre“ und technische „Umsetzung“, um entweder in hysterisches Gelächter oder Wutanfälle auszubrechen. Die Grafik scheint aus einer Zeit zu stammen, in der Fernseher noch tonnenschwer und röhrenförmig waren und Spiele-Konsolen so groß und unförmig wie Umzugskartons. Lieblose Texturen (ironischerweise scheint allein das große „Showtime“-Werbelogo im Hintergrund scharf gerendert zu sein) mindern den Spielspaß in derselben Sekunde, in der der Kampf beginnt. Unsere Spiele-Tester bekamen von diesem Umstand erst nichts mit, so vertieft waren sie in ihre Schläge mit dem Controller, den bevorstehenden Sieg über den Kontrahenten schon vor Augen. Erst später, als klar wurde, wie sinnlos die eigenen Bewegungen bei diesem Spiel eigentlich sind (siehe unten: Steuerung) äußerten sich einige unserer Tester entsetzt darüber, wie ein so „mies aussehendes“ Spiel heutzutage überhaupt auf den Markt kommen kann.
Der Höhepunkt der Einfallslosigkeit bei der optischen Gestaltung ist das Bild, welches man beim Spielen relativ häufig zu sehen bekommt: Der KO-Bildschirm. Darauf ist die Decke der Halle, der anzählende Schiedsrichter und zwei Symbole (ein L (?) und ein Kreis) zu sehen, die sich unabhängig voneinander und nicht steuerbar für den Spieler bewegen. Der Bildschirm suggeriert, man könne den KO noch abwenden wenn man, falls die Symbole sich irgendwann treffen, einen Knopf betätigt. Faktisch ist der KO beschlossene Sache und die Frage nach dem Sinn für das „L“ und dem Kreis bleiben unbeantwortet.
Die Steuerung der Boxer mit dem Wii-Controller ist schlicht und einfach nicht möglich. Die Spieletester gaben wirklich alles: Sie boxten, blockten, hüpften vor dem Fernseher verzweifelt auf und ab - alles war vergebens. Wo die Spiel-Anleitung das Hochnehmen der Hände zum Block oder das Halten eines Knopfes zum Aufladen der Schlagkraft erklärt, beeindruckten „Lazy Lorenzo“ und Co. mit undefinierten Bewegungen, die eher an Jazz Dance als an Ringsport erinnerten. Der Boxer macht im Grunde das, was er will, selbst ein schlichtes „Im-Ring-bewegen“ schien die Software des Spieles zu überfordern. Während im Hintergrund flache „Zuschauermengen“ hin- und herzappeln, als würden die Tribünen unter Strom stehen, schleicht der gesteuerte Kämpfer wie eine Schildkröte durch die Gegend, kassiert Schläge und liegt innerhalb kürzester Zeit auf der Matte. Man kann fast nichts dagegen tun. Während der Energiebalken des Gegners, selbst beim größten Schlag-Gewitter des eigenen Sportlers, kaum abnimmt, ist man selbst nach maximal fünf Treffern K.O. Da bleibt der Spielspaß schnell auf der Strecke. Unsere Spiele-Tester ließen dann auch irgendwann das aktive Herumtänzeln bleiben, setzen sich hin und probierten es nur noch mit Knöpfe-Drücken. Das Ergebnis des Spiels wurde dadurch nicht beeinflusst.
Es gibt einen Multiplayer-Modus bei „Showtime Championship Boxing“, allerdings ist dieser genauso unspielbar wie die Single-Player-Variante. Wer gewinnt ist im Grunde reine Glückssache und keine Frage der Erfahrung bzw. des Einsatzes.
Fazit:
Wenn es auf unserem Spiele-Tester-Fragebogen Negativpunkte gäbe, würde „Showtime Championship Boxing“ als schlechtestes Spiel aller Zeiten in die Annalen der „Spieleratgeber“-Homepage eingehen. Unsere Spiele-Tester waren sich in diesem Punkt so einig wie bei noch keinem anderen Spiel zuvor: Ein Punkt in jeder Kategorie, keine Ausnahmen.