Red Dead Redemption: Undead Nightmare

Genre
Action-Adventure
USK
keine Jugendfreigabe (?)
Pädagogisch
ab 18 Jahre
Vertrieb
Rockstar Games
Erscheinungsjahr
2010.11
Systeme
Playstation 3, Xbox 360
System im Test
Playstation 3
Homepage des Spiels
Kurzbewertung
Zombieangriff im wilden Westen
Redaktion, Gruppenleiterin
Linda Scholz
Spieleratgeber-NRW, OT St. Anna Ehrenfeld
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
John Marston, der charakteristische Protagonist aus "Red Dead Redemption" (Test: Red Dead Redemption), ist wieder da und tritt in seinem zweiten Abenteuer auf. Rockstar Games, die insbesonder durch die "Grand Theft Auto" Reihe bekannt sind (Test zu GTA 4, Test zu GTA San Andreas, Test zu GTA Liberty City), schufen mit "Red Dead Redemption" ein umfangreiches Open World Spiel, welches das Spielprinzip von "GTA" in den wilden Westen verlagert. Nach den Ereignissen aus dem ersten Teil, lebt John Marston mit Frau und Kind zurückgezogen auf seinem Hof. Doch die Ruhe währt nicht lange. Zombies greifen an und erneut muss John Marston aufbrechen, um die Bevölkerung zu retten. Hierbei trifft man auf die bekannten Gesichter aus dem Vorgängerteil. Auch die Weltkarte ist die gleiche wie im ersten Teil, wird jedoch in "Red Dead Redemption: Undead Nightmare" von Zombies überrannt. John Marston reist erneut in die Siedlungen und Städte und muss die Zombieinvasion stoppen, um die bewohnten Gebiete mit Waffengewalt zu befreien. Auch hier sind alle klassischen Westernelemente wie beispielsweise Pferd oder Revolver vorhanden. So reist er in drückender Atmosphäre durch den apokalyptischen mittleren Westen und trifft auf unzählige merkwürdige Figuren in skurrilen Situationen. Worin die Auferstehung der Toten begründet liegt und wer dafür verantwortlich ist wird hierbei nach und nach gelüftet.

Pädagogische Beurteilung:
John Marston als ehrenhafter Held?
Eine wichtige Rolle nimmt der Protagonist John Marston ein. Er erlebt auf seiner Reise allerlei Abenteuer, ist hierbei jedoch selten der strahlend ruhmreiche Held. Meist handelt er nach eigenen Motiven und ist für den Spieler schwer moralisch einzuordnen. Auch sein Verhalten auf die Zombieinvasion und besonders blutige Angriffe auf seine Mitmenschen scheinen ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. John Marston stellt so den Stereotyp des einsamen Anti-Helden dar, dem scheinbar nichts und niemand etwas bedeutet. Sein Verhalten gegenüber Mitmenschen erscheint rau und die Spielsprache ist sehr rudimentär und von Beschimpfungen geprägt. Diese werden schriftlich und gesprochen zum Besten gegeben, wenn auch nur in englischer Synchronisation. Die Nebencharaktere scheinen ebenso allesamt einem stereotypischen Klischee entsprungen zu sein, so gibt es den goldgierigen Trunkenbold oder den redegewandten Betrüger, der versucht, aus der Situation Gewinn zu schlagen. Es wirkt fast als wären die Charaktere so von Menschlichkeit entfernt, dass die Zombies gar nicht so aus der finsteren Masse herausstechen.

Gegen Zombies hilft nur rohe Gewalt
Der Kampfmodus bei "Red Dead Redemption: Undead Nightmare" ist der gleiche wie im ersten Teil, es gibt kaum Neuerungen. Man kann die Feinde während des Laufens oder wie bei Ego-Shottern nach dem Heranzoomen erschießen. Der größte Unterschied sind die untoten Gegner. Man muss nicht mehr wie im ersten Teil befürchten, dass man Gegenfeuer bekommt, allerdings kann man die Zombiehorden nur durch einen gezielten Schuss in den Kopf dahinstrecken. Besonders hilfreich ist hierbei der Dead-Eye Modus, welcher das Spiel kurz in Zeitlupe versetzt. Doch das Spiel spart bei Schießereien nicht mit Blut und besonders in der Zeitlupe wird der Kopfschuss sehr explizit dargestellt. Dadurch werden vor allem die Kämpfe sehr gefühllos und hierbei spielt es keine Rolle, ob man sich im Kampf um eine Stadt oder auf offener Ebene befindet. Man kann die Zombies direkt angreifen, sie vom Pferd aus erschießen oder sich auf einer höher gelegenen Ebene verschanzen und sie mit dem Scharfschützengewehr erschießen. Neben den unzähligen Revolvern und Schrotflinten stehen nach und nach auch andere Waffen zur Verfügung. So bekommt man Dynamit, Weihwasser oder einen Zombielockstoff, den man verbinden kann.

Moralisch fragwürdige Momente
Wie auch im Vorgänger gibt es viele Momente, in denen der Spieler selbst entscheiden kann, wie er in dieser düsteren Welt handeln möchte. Einige Aufgaben muss man erfolgreich lösen, um die Story voranzutreiben, während es etwaige Nebenmissionen gibt, in denen man helfen oder wegschauen kann. Beispielsweise wenn am Straßenrand ein Mann um seine Frau trauert, die nach kurzer Zeit als Zombie aufersteht und ihn angreift. Von solchen Situationen gibt es zahlreiche. Manchmal muss man völlig alleine einen Friedhof erkunden und die Särge verbrennen, wobei man von den Untoten, die dies verhindern wollen gestört wird. Ein anderes Mal reitet man mit John Marston zu bedrohlich anmutender Musik durch einen nebligen Wald und weiß nie, ob hinter der nächsten Ecke eine Ansammlung Zombies lauert, um einen vom Pferd zu reißen. Gerade in solchen Momenten schafft das Spiel eine besonders drückende Atmosphäre voller Einsamkeit, welche gepaart mit Bildern gar unmenschlicher Kreaturen auf junge Spieler sehr verstörend wirken kann.
Die Rollenverteilung in Gut und Böse ist nicht klar definiert. Das Handeln der menschlichen Charaktere ist oftmals fragwürdig und zeichnet sich nicht immer durch Menschlichkeit aus. Beispielsweise geht man in einer Nebenmission auf die Jagd nach Yetis, welche als kinderfressende Monster beschrieben werden. Spoiler: [Hat man als John Marston den letzten Yeti gefunden, erfährt man, dass diese eigentlich friedliebende und intelligente Geschöpfe sind, welche lediglich versuchen in dieser schwierigen Zeit zu überleben. Nun bleibt es dem Spieler überlassen, ob er den letzten Yeti als einzigen seiner Rasse seinem Schicksal überlässt oder die Nebenmission erfolgreich abschließen möchte indem man ihn erschießt.] Diese Entscheidungsfreiheit stellt den Spieler oftmals vor wahrlich moralisch schwierige Aufgaben, wobei es gerade jüngeren Spielern schwer fallen dürfte, den nötigen emotionalen Abstand zu wahren.

Weite Prärie
Wie auch im ersten Teil ist "Red Dead Redemption: Undead Nightmare" ein Open World Spiel. Das weite Land gliedert sich in Ebenen und Steppen sowie Berge und Täler und ist zu Fuß kaum bezwingbar. Selbst mit einem Pferd dauert es lange die verschiedenen Orte zu bereisen. Hierbei ist der hohe Norden eine eisige Berglandschaft und der Süden eine Steppe voller Kakteen, über der die Sonne unbarmherzig nieder scheint. Es entsteht ein Gefühl von Freiheit und der Spieler kann mit viel Freiheit entscheiden, wohin er als nächstes reisen möchte. Man kann die Story normal weiter vorantreiben, Nebenmissionen bestreiten, auf Schatzsuche gehen oder auch Herausforderungen lösen, indem man gewisse Pflanzen sammelt oder Tiere tötet. Allgemein ist die Flora und Fauna sehr abwechslungsreich dargestellt. Besonders die Tierwelt erlebt im Gegensatz zum Vorgänger eine Veränderung. Denn auch wie die Menschen sind die meisten Tiere vom Zombievirus infiziert und greifen umso erbarmungsloser an. Neben den menschlichen Zombies muss man sich in der freien Ebene auch vor Füchsen, Pumas oder Bären in Acht nehmen. Wenn man sich entschließt die Tiere zu häuten, um Materialien wie Felle oder Fleisch zu gewinnen, sieht man John Marston mit einem Messer zustechen, während Blut an den Bildschirm spritzt. Im Laufe des Spiels wird es ebenfalls immer schwieriger, ein lebendes Pferd zu finden. Allerdings kann man auch auf den Zombiepferden reiten. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die seltenen vier Pferde der Apokalypse zu finden und zu fangen. Sollten einem die verschiedenen Beschäftigungen trotzdem nicht ausreichen, steht dem Spieler auch noch ein online Mehrspieler-Modus zur Verfügung. In diesem kann man sich mit anderen Spielern in verschiedenen Aufgaben messen.

Fazit:
"Red Dead Redemption: Undead Nightmare" ist eine Mischung aus Western- und Zombie-Spiel. Die hier vorhandenen moralischen Entscheidungen mit gewisser Tragweite, die expliziten Gewaltdarstellungen und Rollenklischees sind nicht für Kinder gedacht. Die fiktive Welt ist zudem überfüllt mit Charakteren, die selbst neben unmenschlichen Kreaturen nicht ihre Menschlichkeit behalten können. Gerade deshalb bieten die Charaktere auch kaum Identifikationspotential für junge Spieler. Auch ist die moralische Fragwürdigkeit des ersten Teils wieder deutlich vorhanden und wird sogar noch überspitzt. Für Erwachsene mit entsprechender Genre-Vorliebe kann es hingegen komisch, unheimlich und spannend sein, eine freie Welt zu erkunden.