Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2

Genre
Shooter
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
EA Games
Erscheinungsjahr
2011.07
Systeme
PC, Playstation 3, Xbox 360, Wii, Nintendo DS
System im Test
Xbox 360
Kurzbewertung
Sehr lineares Abenteuerspiel, das durch Nähe zum Film punktet
Gruppenleiter
Niko Boßmann
Ü12 Lise-Meitner-Gesamtschule
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Es gibt nur verhältnismäßig wenige Buchautoren, die von sich behaupten können, eine Geschichte oder eine Figur geschaffen zu haben, die eine ganze Generation geprägt hat. Etwa J.R.R. Tolkien, der mit seinem Epos „Der Herr der Ringe" die moderne Fantasy-Literatur begründete. Oder aber Karl May mit seinen Wildwest-Abenteuern des Indianers Winnetou. Ein etwas jüngeres Mitglied in dieser Reihe ist das siebenteilige Werk der britischen Autorin Joanne K. Rowling über einen jungen Zauberlehrling namens Harry Potter. Schon kurz nach der Veröffentlichung des ersten Bandes im Jahr 1997 entwickelten sich die Abenteuer des Jungen mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn zum Kassenschlager. Logisch, dass auch schnell die Film- und die Videospielindustrie ein gutes Geschäft witterten und mit der Verarbeitung der Romanvorlagen begannen. Für die Videospiele sicherte sich der Branchenriese EA Games die erforderlichen Lizenzen und brachte pünktlich zu den jeweiligen Filmstarts das entsprechende Spiel in die Ladenregale. 2007 veröffentlichte Rowling den letzten Teil der magischen Abenteuerserie. In „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" entscheidet sich die Schlacht zwischen Harry und seinem Todfeind Lord Voldemort. Die Filmemacher nahmen die Tatsachen, dass es sich um den letzten Band handelt, zum Anlass, einen Zweiteiler aus der Romanvorlage zu machen. Der erste Teil lief bereits im Jahr 2010 in den Kinos, der zweite dann ein Jahr später. EA Games übernahm diesen Ansatz und brachte 2010 und 2011 zwei seperate Videospiele auf den Markt.

In „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2" schlüpft der Spieler – wie könnte es anders sein – in die Rolle des beliebten Hauptcharakters, in kurzen Sequenzen auch in die Rollen von Harrys Freunden. Die Welt steht kurz vor der Unterwerfung durch den Bösewicht, der auch schon Harrys Eltern getötet hat: Lord Voldemort. Dieser kann nur noch von Harry und seinen beiden Freunden Hermine und Ron aufgehalten werden, die hierzu Voldemorts restliche Horcruxe (bereits in Teil 1 wurden die ersten Horcruxe gefunden) zerstören müssen. Horcruxe sind Gegenstände, in die ein Zauberer einen Teil seiner Seele bannen und so dem Tod entrinnen kann. Werden die Horcruxe zerstört, ist auch Voldemort wieder besiegbar. Harry, Ron und Hermine machen sich also auf die beschwerliche Suche, die – so viel sei verraten – am Ende Erfolg hat.

Pädagogische Beurteilung:
Einsteigerfreundliche Steuerung
Die Steuerung ist durchaus einsteigerfreundlich. Im ersten Level erhält der Spieler einen kurzen Einblick, die recht schnell in Fleisch und Blut übergeht. Im Verlauf des Spiels, wenn Harry neue Zaubersprüche lernt, hat der Spieler zwar mehr Optionen, wirklich schwerer wird die Steuerung hierdurch aber auch nicht.

Fantastische, düstere Atmosphäre
Der Film glänzt mit einer düsteren, fast schon gruseligen Atmosphäre. Die Umsetzung hiervon ist auch in dem Videospiel ansprechend. Düstere Landschaften, bedrohliche Toneffekte, tolle Untermalung durch Musik. Das Spiel vermittelt das Verderben, dass Voldemort über die Welt bringt. Die Spieletester waren motiviert, sich auf die Suche nach den Horcruxen zu machen. Die Grafik wirkt jedoch teilweise etwas lieblos. Natürlich handelt es sich bei einem Spiel, das 2011 in die Läden gekommen ist, um einen Titel mit guter Grafik. Dennoch gibt die Entwicklung in den letzten beiden Jahren wesentlich mehr her, wie andere Spieletitel zeigen. Der Sound überzeugt durch präzise, klare Töne, die gut das Geschehen untermalen.

Eher langweilige Aufgaben, linear verlaufende Spielabschnitte
Das Spiel ist in erster Linie sehr eng am Film gehalten. Allerdings könnte die Umsetzung durchaus motivierender sein. Die Level verlaufen meist sehr linear: der Spieler betritt eine Umgebung, wird von massig Feinden attackiert und besiegt diese. Danach geht es dann wieder von vorne los. Abwechslung bieten lediglich kurze Verfolgungsszenen, in denen Harry beispielsweise vor Voldemort fliehen muss. Die Kameraperspektive wechselt und es geht nur darum, möglichst schnell eine Wegstrecke zurückzulegen, um das Unheil abzuwenden. Danach flacht die Handlung aber meist wieder ab.

Abwechslung durch Perspektivwechsel
Abwechslung kommt aber dadurch zustande, dass der Spieler gewisse Missionen in anderen Rollen ausführen kann. Egal ob Ron, Hermine, die Lehrerin McGonagall oder Rons Schwester Ginny Weasley, alle werden in kurzen Sequenzen vom Spieler gesteuert. Dieser Perspektivwechsel sorgte bei den Jugendlichen für die so dringend benötigte Abwechslung.

Film nachspielen?
Auch wenn der Film weitestgehend nachgespielt wird, finden sich kleine Unterschiede im Spielverlauf. Die Orte im Videospiel sind die gleichen wie im Film, die Charaktere sind detailgetreu nachempfunden. Harry, Hermine, Ron aber auch Voldemort und all die anderen Charaktere sehen den Vvorbildern wie zum Verwechseln ähnlich. Jugendliche, die bereits den Film gesehen haben, erhalten so eine Möglichkeit, selber in den Film einzutauchen und ihre Fantasie auszuleben. Wie bereits in der Einleitung angedeutet auch dieser Spieletitel sehr nah an der Filmadaption gehalten. Dies äußert sich unter anderem auch dadurch, dass kurze Ausschnitte aus dem Film in Form von Zwischensequenzen eingebaut worden sind. Als Belohnung war dies für die Spieler ein nicht zu unterschätzender Anreiz, dem Verlauf zu folgen.

Mangelnde Übersicht
Schwierig wird es dann, wenn viele Gegner auf einmal auftauchen und aus allen Richtungen Zaubersprüche angeflogen kommen. Hier geht die Übersicht schnell verloren und man findet sich als Spieler schnell in einer Situation wieder, in der man im Prinzip nur noch blind in alle Richtungen feuert.

Zaubersprüche statt Gewehrfeuer
Schaut man sich die ersten Harry-Potter-Videospiele an, so sind dies ausnahmslos Abenteuerspiele. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2" steht nicht in dieser Tradition. Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, man hätte es mit einem Third-Person-Shooter zu tun. Ständig müssen Zaubersprüche und Flüche auf Gegnermassen abgefeuert werden. Hierbei greift das Spiel auch auf das für Shooter genretypische Fadenkreuz zurück, wenn auch in Form eines harmlos wirkenden Kreises. Auch auf die Zoom-Funktion braucht der Spieler nicht zu verzichten. Werden die Gegner aber doch mal übermächtig, wird hinter einer Säule oder einer Mauer Schutz gesucht. Um den Spieler herum tobt dann das Geschehen: Explosionen, gellende Schreie und Zaubersprüche, die sich wie Gewehrschüsse anhören. Kinder können dies unter Umständen nicht richtig einordnen und laufen Gefahr, die falschen Schlüsse zu ziehen. Dies kann jüngere Jugendliche durchaus verängstigen.

Übertriebene Kommerzialisierung; man muss beide Teile kennen
Es spricht für sich, dass zusätzlich zu den zwei Filmen auch zwei Videospiele auf den Markt gebracht wurden. Für einen Film mag es ja noch als Argument dienen, dass die meisten Kinofilme nun einmal eine Länge von maximal zwei Stunden haben und daher zwei Filme gedreht werden mussten – auch wenn die Romanvorlage nur im Mittelfeld der Seitenzahlen aller Harry-Potter-Bände liegt. Für Videospiele gelten solche Regeln aber nicht. Daher darf dieser Aspekt auch ruhig als Kommerz betrachtet werden. Zumal die Tester, die den ersten Teil des Videospiels nicht kannten, häufig in der Geschichte verloren gingen: „Da sind ein paar Sachen, die ich nicht verstehe. Aber ich habe Harry Potter auch nicht gelesen, nur ein paar Filme geguckt." (Tester, 12) Überhaupt drängte sich der Eindruck auf, dass das Spiel nur wirklich verstanden werden kann, wenn der Spieler entweder alle Filme oder die Bücher kennt. Zeit mit großen Einleitungen oder Erklärungen verliert das Spiel definitiv nicht!

Fazit:
„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2" konnte teilweise überzeugen, weist aber auch einige Schwächen auf. Während die Steuerung sehr einsteigerfreundlich ist, verloren Anfänger bei den Gefechten schnell die Übersicht. Auch wenn der Sound ansprechend ist, die detailarme Grafik zieht das Gesamtpaket etwas herunter. Toll ist, dass die Figuren quasi genauso aussehen wie die Figuren im Film. Allerdings hält das Spiel sich nicht groß mit Erklärungen auf, so dass im Prinzip nur Kenner der Bücher und Filme dem Spielverlauf wirklich folgen konnten. Für Kinder ungeeignet ist der Aspekt, dass es sich mehr um einen Third-Person-Shooter als um ein Abenteuerspiel handelt. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2" arbeitet zwar mit Zaubersprüchen, diese erfüllen aber den gleichen Zweck wie Gewehrfeuer.

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Spieletester
Ü12 Lise-Meitner-Gesamtschule
Köln
Bewertung Spielspass