Worms - Open Warfare
Spielbeschreibung:
“Worms – Open Warfare“ ist Teil der langjährigen Serie eines taktischen, rundenbasierten Multiplayer-Computerspieles und basiert auf dem sogenannten Artillery-Spielprinzip. Hier bedienen ein oder mehrere Spieler hintereinander (rundenbasiert) verschiedene Geschützstellungen (engl. Artillery) wie z.B. Panzer, Kanonen o. ä., um Einheiten anderer Spieler oder des Computers über eine ballistische Geschossbahn zu treffen und letztlich zu besiegen. Die Gegnerseiten sind meist durch eine Hügellandschaft oder ähnliches voneinander getrennt. Die Geschosse müssen daher nicht nur den Gegner treffen, sondern durch Einstellen von Abschusswinkel und Feuerkraft auch diese Hindernisse überwinden.
Bei Worms spielt man keine Menschen, sondern (wie der Name es treffend sagt) Würmer. Diese erscheinen bei „Worms – Open Warfare“ im altbewährter, lustig animierter 2D-Grafik. Man kann bis zu vier Teams bilden und mit genauso vielen Freunden im Multiplayer-Modus spielen.
Das Ziel ist simpel: einfach die anderen Würmer auslöschen, von denen jeweils immer vier in einem Team sind. Zum Waffenarsenal der kleinen Wurmsoldaten gehören z.B. die Bazooka, Granaten, Mörser, Minen, etc. Bei einem Schuss werden die Projektile auch durch den Wind beeinflusst oder durch Hindernisse aufgehalten. Als augenzwinkernden Gimmick gibt es auch Spezialwaffen wie z.B. das Schaf oder die Alte Frau. Man lässt diese einfach auf den Gegner zulaufen und per Knopfdruck kann man sie explodieren lassen. Je länger das Spiel dauert, desto größer wird die Auswahl. Zuweilen plumpsen Kisten vom Himmel, in denen sind nach dem Zufallsprinzip weitere Waffen zu finden sind.
Wird ein Wurm so besiegt, sprengt er sich in einer erstaunlich großen Puffwolke in die Luft und hinterlässt dabei einen schlauen Spruch und/oder einen einsam wackelnden Grabstein. Der Tod eines Wurmes kann aber auch durch eigene Tollpatschigkeit geschehen, so fallen Würmer nach einer falsch koordinierten Bewegung gerne mal ins Wasser und ertrinken. Der letzte überlebende Wurm gewinnt das Spiel für sein Team.
Um dieses abgedrehte Szenario möglichst atmosphärisch zu gestalten bekriegen sich die kecken Winzlinge in köchelnden Lavahöllen, nächtlichen Mittelaltergegenden, eisigen Polarregionen oder zwischen spacigen Weltraumhügeln. Die Grafik ist in einem detailverliebten Comicstil gehalten, und auch die knuffigen Würmer sind amüsant animiert und mit ausdrucksstarker Mimik ausgestattet, die immer wieder für einen Lacher gut ist.
Auch die Umgebung wird von den Belagerungen in Mitleidenschaft gezogen und nach und nach durchlöchert wie ein Schweizer Käse.
Die Steuerung ist extrem einfach gehalten, viel gibt es ja auch nicht zu tun, außer die eigenen Kerle in Position zu bringen, Waffen auszuwählen und den Gegner anzuvisieren.
Pädagogische Beurteilung:
Sonne und Schatten im Multiplayer-Spiel
Die Spiele der Worms-Reihe waren schon immer vornehmlich ein Mehrspielerspaß. Auch in Open Warfare kann man gegen bis zu drei Gegner in dreierlei Schwierigkeitsgraden antreten. Man kann sich und die Feinde mit lustigen Namen versehen oder Sprüche auf die Grabsteine schreiben. Das macht für den Anfang viel Spaß und sorgt für Abwechslung. Mit der Zeit aber liefen sich diese Gimmicks in der Testergruppe schnell tot.
Spielt man auf einer PSP gegeneinander, so können die Runden für den/die Wartenden durchaus etwas langatmig sein. Oftmals werden die passiven Spielphasen mit dem Gang zur Toilette, dem Griff nach der Chipstüte oder der Beschäftigung mit etwas völlig anderem genutzt.
Will man auf mehreren PSPs gegeneinander spielen, so braucht jede Konsole ihr eigenes Original-Spiel, was selten gewährleistet ist. Nett ist hingegen, dass der man live auf der eigenen PSP mitansehen kann, was der Gegner gerade macht – dadurch wird von vornherein Spannung und Erwartung aufgebaut, ob die teuflischen Pläne des Feindes gelingen oder nicht. Ein Internetspiel gibt es leider nicht.
Anarcho-Humor für die falsche Zielgruppe
Eine Alte Frau mit Bombengürtel in den Krieg gegen sprücheklopfende Würmer zu schicken entbehrt nicht einem gewissen Anarcho-Charakter, der jedoch von Kindern nicht wirklich verstanden wird. Auch Jugendliche finden eher selten den Zugang zu bissigem Zynismus, sondern reagieren stärker auf unverhohlenen Slapstick, sodass die Zielgruppe dieser Worms-typischen Charakteristika sich im Grunde an ältere Spieler richtet. Gleiches gilt zum Großteil für die augenzwinkernden Kommentare der Wurmsoldaten oder die Zeitlupenwiederholungen mit satirischem Applaus einer besonders gelungenen Attacke. Hier wird seitens der Macher leider an der Zielgruppe vorbeigeschossen.
Der PSP als Atmosphärekiller?
„Man sieht ja kaum was. Das sind halt nur so doofe Würmer und die sind so klein.“ So lautete der einhellige Kommentar der Spieler aus der Testergruppe (alle 12 Jahre). Tatsächlich braucht man für die liebevollen Animationen und amüsanten Textzeilen auf der PSP ein Vergrößerungsglas im Anschlag oder aber man benutzt konsequent die angebotene Zoom-Funktion, sonst sieht man tatsächlich so gut wie nix.
Action vs. Strategie teilt die Spieler in zwei Lager
Das eher statische Versetzen der Würmer und Anvisieren der Gegner teilt die Spielenden traditionell in zwei Lager. Die einen, die es gerne ruhiger haben, nachdenken und sich Zeit bei ihren Zügen lassen, ähnlich wie Schachspieler. Und die anderen, denen das alles viel zu langsam geht, denen rasante Action fehlt und die somit von einem Spiel wie Worms schnell gelangweilt sind. Das ist und bleibt reine Geschmackssache. Ebenso Geschmackssache ist die Identifikation bzw. der Spielspaß, Würmer zu steuern und keine Menschen, Superhelden, Monster oder andere mythologische Figuren. Hier war der Tenor bei den 12-Jährigen auch einhellig: „Würmer sind doch nicht so cool.“
Es gibt zudem leider recht wenige Variationen im Spiel, nachdem man das überschaubare Waffenarsenal abgegrast hat, sodass das Spielprinzip in der Tester-Altersklasse schnell müde läuft.
Gewaltaspekte
Kriegsthemen, wie Sterben und Waffenauswahl wird teilweise durch Anarcho-Humor entkräftet und durch Würmer als Hauptfiguren abstrahiert, dennoch fliegen in dem Spiel ständig Lebewesen in die Luft oder werden von Feuerwaffen durchlöchert, was für Kinder unter 6 Jahren nicht unbedingt eine amüsante Freizeitbeschäftigung sein sollte. Auch das erforderliche strategische Planen ist für kleine Kinder eher zu schwer und nicht nachvollziehbar.
Hintergrund der Wurm-Motivik ist sicherlich der Aspekt, das an sich brutale Kriegsszenario als comichaften Slapstick zu verkaufen, ähnlich der Tom & Jerry Serie, wo selbst die brutalsten Szene aufgrund der abstrakten Comiczeichnung und der stets lustigen Musik von Kindern nicht als bedrohlich und einschüchternd empfunden wird. Das mag ab einem gewissen Alter auch bei Worms zutreffen, doch für Spieler unter 6 Jahren ist das Ganze keinesfalls geeignet und somit zielt die pädagogische Alterseinstufung eher auf 8-Jährige ab.
Fazit:
Für Einzelspieler ist „Worms – Open Warfare“ sicher nicht viel mehr als ein kurzweiliger Zeitvertreib, dessen Reiz jedoch schnell verpufft, da es kaum Variationen und zu wenig taktische Weiterentwicklung gibt.
Der wahre Kern des Spiels ist jedoch der ganz spezielle Humor und der wird vermutlich vornehmlich von Pubertierenden und Erwachsenen entsprechend verstanden und auch gewürdigt.