Blood Bowl
Spielbeschreibung:
Beim Spiel "Blood Bowl" handelt es sich um die Videospielumsetzung des gleichnamigen Brettspiels der britischen Firma Games Workshop. Diese Firma stellt seit 1975 verschiedenste Fantasy Spiele her, vom weit verbreiteten Tabletop "Warhammer" oder dem Brettspiel "Hero Quest" bis hin zu klassischen Pen-&-Paper-Rollenspielen. Das Hauptaugenmerk der Firma liegt dabei klar auf den Tabletopspielen "Warhammer" und "Warhammer 40.000". Zwei oder mehr Spieler treten hier mit zahlreichen Modellen von diversen Fantasy-Figuren, sogenannten Armeen, gegeneinander an. Bei "Warhammer" handelt es sich dabei um klassische Fantasy-Figuren wie Elfen, Zwerge oder Orks, die sich in einem mittelalterlichen Fantasy-Setting bekriegen. "Warhammer 40.000" dagegen spielt im Jahre 40.000, jedoch dennoch im selben Universum, so dass die teilnehmenden Völker zwar größtenteils dieselben geblieben sind, Bewaffnung und Ausrüstung sich jedoch radikal verändert haben. All diese Spiele haben gemeinsam, dass die zum spielen notwendigen Modelle in der Regel einzeln erworben werden müssen; rüstet man seine Armee also beispielsweise auf dem Papier mit einem besonders großen Monster auf, so muss auch das passende Modell gekauft werden. Außerdem werden die Spielfiguren unbemalt verkauft; wer also nicht nur mit einer blanken Zinnfigur spielen möchte, muss selbst tätig werden. Für viele Fans des Spiels macht gerade die Bemalung der Modelle jedoch auch einen großen Teil ihres Hobbys aus.
Das Brettspiel "Blood Bowl" gehört eher in die Nebenpalette von Spielen aus dem Hause Games Workshop. Das Spielgeschehen ist ebenfalls im Warhammer-Universum angesiedelt, es geht hier jedoch nicht um kriegerische Auseinandersetzungen, sondern um eine brutale Sportart, der die Völker in der Warhammerwelt nachgehen. Die Regeln sind hierbei dem American Football nicht unähnlich; im Prinzip geht es darum, dass eine Mannschaft versuchen muss, einen Ball in die gegnerische Endzone zu tragen um so einen Touchdown zu erzielen. Die andere Mannschaft versucht eben dies zu verhindern und selbst in Ballbesitz zu gelangen. Bei "Blood Bowl" geht es jedoch ungleich blutiger zu als beim Originalsport. Zum einen nehmen nicht nur Menschen am Spiel teil, sondern auch furchterregende Gestalten wie Trolle, Orks oder Minotauren, zum anderen sind Verletzungen hier nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Das Computerspiel setzt dabei die umfangreichen Regeln der Brettspielvorlage akribisch um.
Pädagogische Beurteilung:
"Blood Bowl" ist ein Strategiespiel, das sowohl in Echtzeit als auch rundenbasiert gespielt werden kann. Im Rundenmodus kommt das Spiel der Brettspielvorlage recht nah; genau wie im Vorbild ziehen die Spieler hier abwechselnd ihre Figuren über das Feld und führen Aktionen wie Ballaufnahmen, Lauf- und Passspiele und Blocks durch; letztere bezeichnen den Versuch, eine gegnerische Figur zu Boden zu werfen. Für jede dieser Aktionen ist in der Brettspielvariante ein Würfelwurf erforderlich; beim Videospiel übernimmt der Computer das Würfeln, die Ergebnisse werden auf dem Bildschirm angezeigt. Spieler, die das Brettspiel nicht kennen, sind von der Vielzahl der Regeln unter Umständen zunächst überfordert; beinahe jede Aktion erfordert einen meist noch durch verschiedene Faktoren modifizierten Würfelwurf. Diese Berechnungen übernimmt zwar das Spiel; für unerfahrene Spieler jedoch ist das Geschehen häufig sehr unübersichtlich, wodurch die Spielzugplanung sehr schwierig wird. Hinzu kommt, dass der eigene Spielzug endet, sobald eine der geforderten Würfelproben nicht gelingt. Es empfiehlt sich also, riskante Aktionen erst am Ende des eigenen Zuges auszuführen – ein Umstand, der zunächst nicht ohne weiteres ersichtlich ist. Einsteiger haben also mitunter zunächst einen schweren Stand. Glück spielt zudem auch eine große Rolle; auch der bestens geplante Zug kann ohne weiteres schief gehen, wenn einen das Würfelglück verlässt.
Die Würfel entscheiden auch darüber, was geschieht, wenn ein Block durchgeführt wird. In diesem Fall geht einer oder beide Spieler zu Boden, und nun wird auch deutlich, warum das Spiel "Blood Bowl" heißt: Allzu oft ist der betroffene Spieler nicht mehr in der Lage aufzustehen; die Würfel entscheiden auch hier, ob und wie schwer seine Verletzung ist. Die Palette reicht von benommen über bewusstlos bis hin zu leichten und schweren Verletzungen oder sogar dem Tod. In "Blood Bowl" ist eine solche Verletzung nicht bedauernswert oder nur ein Risiko der Sportart, sondern eines der Spielziele. Die Spieler erhalten im Laufe ihrer Karriere Erfahrungspunkte für Aktionen wie gelungene Pässe, Touchdowns oder eben auch das Verletzten gegnerischer Spieler. Spieler lassen sich mit Erfahrungspunkten verbessern, sie können dann beispielsweise weiter laufen oder aber auch ihre Chancen erhöhen, Gegner zu verletzen. Außerdem ist es auch möglich, Starspieler anzuheuern, die unter Umständen versteckte Waffen mit ins Spiel bringen – unter anderem ist hier auch eine Kettensäge möglich, die einzig und allein für das Verletzten gegnerischer Spieler geeignet ist. Es kann auch durchaus zur Spielstrategie gehören, die besten gegnerischen Spieler gezielt anzugreifen und möglichst früh aus dem Spiel zu nehmen. Auch Fouls sind möglich; diese werden jedoch unter Umständen vom Schiedsrichter mit einem Spielverweis bestraft. Punkte gibt es dafür ebenfalls nicht, so dass dieses Mittel nur in Ausnahmefällen gegen besonders gefährliche Spieler eingesetzt werden sollte.
Der Echtzeitmodus des Spiels scheint wenig durchdacht. Obwohl das Spiel relativ langsam abläuft, kann man kaum die ganze Mannschaft unter Kontrolle halten. Stattdessen klickt man sich von Spieler zu Spieler, so dass man zu selten dazu kommt, wirklich durchdachte, taktische Spielzüge auszuführen. Auch dass in diesem Modus ein paar witzige Extras, wie Drogentests, randalierende Fans oder Bestechungsgelder integriert wurden, kann ihn nicht wirklich retten.
"Blood Bowl" sieht gut, aber unspektakulär aus. Das gesamte Spiel ist in einer Comicgrafik gehalten, die dem Warhammer-Universum gut zu Gesicht stehen. Die Spielmodelle aus der Brettspielvorlage wurden recht detailgetreu übernommen, ähneln sich aber alles in allem zu sehr, so dass man schnell das Gefühl bekommt, eine Mannschaft aus Klonen zu befehligen. Die brutalen Schlägereien werden nur angedeutet; zwei Spieler liefern sich kurz einen Kampf; sobald einer der Spieler zu Boden geht fließt zwar ein wenig Blut; dies ist aber so moderat eingesetzt, dass es kaum auffällt. Im Falle einer Verletzung verschwindet der betroffene Spieler einfach vom Spielfeld; man selbst wird über ein Textfeld über die Schwere der Verletzung informiert. Der Gewaltfaktor hält sich also in Grenzen. Dennoch ist das Spiel für Jugendliche unter 14 Jahren nicht zu empfehlen; zum einen sind die Regeln doch so komplex, dass ein Verständnis schwer fallen dürfte und die Ausdauer fehlt, sich in das komplexe Regelwerk einzulesen.
Seine Stärke spielt "Blood Bowl" im Multiplayermodus aus. Über das Internet kann man gegen Freunde oder unbekannte Kontrahenten antreten und die eigene Mannschaft in seiner Entwicklung vom Amateur- zum Profiteam entwickeln. Erst in Partien gegen menschliche Mitspieler, die unberechenbar und taktisch flexibel agieren, entfaltet sich letztlich der Reiz, der von den taktisch geprägten Blood-Bowl-Partien ausgehen kann. Den Ärger und die Freude des Gegenspielers wahrzunehmen ist eine der Funktionen, die ein Computer niemals simulieren können wird.
Zudem nimmt einem das Spiel das mühselige Verwalten der eigenen Mannschaften auf einem Stück Papier ab. "Blood Bowl" eignet sich hervorragend, Jugendlichen auch den Reiz einer netten Brettspielpartie nahe zu bringen, ohne die Vorteile der digitalen Umsetzung aus den Augen zu verlieren. Beide Versionen haben ihre Stärken und Jugendliche und Erwachsene, denen einmal beide Varianten nahe gebracht wurden, möchten keine davon missen.
Hinweis: Der Hersteller reicht per Patch weitere Völker und Inhalte nach, um den Umfang der Brettspielvorlage zu erreichen.
Fazit:
"Blood Bowl" ist ein Spiel, das zunächst durchaus Spaß macht. Leider hält dieser Zustand jedoch nicht allzu lange an, zu eintönig sind die Partien gegen den Computer. Das Spiel lässt sich jedoch auch online spielen, und hier sieht die Sache schon anders aus: Gegen menschliche Gegner entfalten die Spiele eine ganz andere Dynamik, auch Turniere mit satten Spiel-Preisgeldern sind möglich. Leider ist dies aber auch der einzige Modus des Spiels, der längerfristig zu motivieren weiß. Spieler über 14 Jahren mit einem Hang zu ungewöhnlichen Strategiespielen könne jedoch ruhig einen Blick riskieren.