Pro Evolution Soccer 2010
Spielbeschreibung:
Der Spielehersteller Konami veröffentlichte mit den Titeln der "Pro Evolution Soccer"-Reihe bisher in regelmäßigen Abständen die absoluten Referenzen im Bereich der virtuellen Fußballspiele. In Sachen Steuerung, Realismus und Spieltiefe galten die Games als Nonplusultra im Sportsektor. Als Konkurrent Electronic Arts mit "FIFA 09" im Herbst des letzten Jahres ein Spiel auf den Markt warf, welches sich nicht nur aufgrund des umfassenden Lizenzpaket als mindestens ebenbürtig angesehen wurde, geriet die Vormachtstellung des japanischen Vorzeigetitels erstmals in Gefahr. Dieser Umstand wurde zusätzlich dadurch begünstigt, dass Konami es versäumte, der mit den Jahren etwas angestaubt anmutenden Fußballsimulation eine Frischzellenkur zu verpassen. Gemäß dem Titel wurde der Spieler in den letzten Jahren mit kleineren Evolutionen abgespeist, obwohl die benötigte Revolution nach einhelliger Expertenmeinung längst überfällig gewesen wäre.
Dieses Jahr soll nun alles besser werden. Eine an "FIFA 09" angelehnte 360 Grad Kontrolle soll für eine intuitivere Ballbehandlung sorgen und ein realistischeres Spielgefühl vermitteln. Des weiteren ist eine Überarbeitung des Defensivverhaltens der Künstlichen Intelligenz vorgenommen worden, die das Spielgeschehen von dem offensiven, torreichen Ansatz der Vorgängerversion wieder mehr in Richtung Simulation bewegt. Zu guter Letzt wurden die schon außergewöhnlich guten Spielermodelle und Bewegungsabläufe einer weiteren Bearbeitung unterzogen, um die grafische Qualität des Titels zu erhöhen.
Pädagogische Beurteilung:
Vor der Beurteilung muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der getesteten Version um eine Demo von "Pro Evolution Soccer" handelt, welche einen Monat vor der offiziellen Veröffentlichung am 22.10.2009 von Konami für die Plattformen Playstation 3, Xbox 360 und PC zum Herunterladen ins Internet gestellt wurde. Die Demo erlaubt es dem Spieler lediglich ein 5-minütiges Freundschaftsspiel mit den Nationalmannschaften Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Spaniens, sowie dem FC Barcelona und Liverpool zu bestreiten. Diese Vorabversion lässt zwar erste Schlüsse auf das fertige Spiel zu, spiegelt aber erfahrungsgemäß nur ansatzweise die Qualität des Endproduktes wieder.
Der angekündigte Test löste bei den Jugendlichen der Spieletestergruppe große Begeisterung aus, da die Meisten sich als große Fans von Fußballspielen entpuppten und die Vorjahresversionen des Titels schon öfter gespielt hatten.
Die erste Verbesserung fiel den Testern schon beim Einmarsch der Teams ins Stadion auf. Die grafische Qualität insbesondere bei der Modulation der Spielergesichter erreicht eine Qualität, die an Fotorealismus grenzt. Jeder virtuelle Kicker konnte von den Jugendlichen problemlos dem Original zugeordnet werden. Ein Tester (12) bemerkte, dass "man schon fast das Gefühl hat den echten Profis gegenüber zu stehen." Dieser Umstand dürfte vor allem den Spielern zugute kommen, die ein hohes Interesse und Fachwissen an aktuellen Geschehnissen im Profifußball mitbringen oder Fan einer bestimmten Mannschaft sind, da sich die hohe Identifikation mit dem Geschehen auf dem Bildschirm spielspaßfördernd auswirken dürfte. Ein Wehmutstropfen in diesem Kontext dürfte allerdings der Umstand darstellen, dass es voraussichtlich keine Mannschaft aus der Bundesliga ins Spiel schaffen wird, da Konkurrent EA die Exklusivrechte an der deutschen Fußballliga besitzt.
Spielerisch sind die Veränderung für den Laien kaum wahrnehmbar, bzw. nur im Detail zu erkennen. Ein Tester (13), der sich schon mit der Vorjahresversion des Titels eingehend beschäftigt hatte, stellte fest, dass "es am Anfang sehr viel schwerer ist Tore zu erzielen. Die Verteidiger stehen im Vergleich zu PES 2009 wesentlich besser." Tatsächlich scheint Konami den Weg vom arcadelastigen Ansatz der Vorjahresversionen mit schwer zu stoppenden Offensivspielern und hüftsteifen, statisch anmutenden Verteidigern hin zu einem simulationsorientierten Ansatz gegangen zu sein. Um gerade in den höheren Schwierigkeitsgraden zum erfolgreichen Torabschluss zu kommen, sind mehr denn je durchdachte Spielzüge und Erfahrung mit der Materie vonnöten, da die KI intelligent und vorausschauend auf die Aktionen des Spielers reagiert. Erfahreneren Zockern dürfte dieser Umstand zugute kommen, wogegen sich Neulinge von anfänglichen Schwierigkeiten nicht abhalten lassen sollten.
Als dritte Neuerung führten die Entwickler die längst fällige Überarbeitung der Stadionatmosphäre durch. Während die Vorgängerversionen sich nicht gerade durch mitreißende Fangesänge auszeichneten, macht "Pro Evolution Soccer 2010" deutlich Boden auf die unter akustischen Gesichtspunkten gesehenen Referenzprodukte der "FIFA"-Reihe gut. Das Zuschauerverhalten lässt sich nun
deutlich vom Spielgeschehen beeinflussen. So werden beispielsweise Ballgewinne der Defensivspieler mit kurzen Szenenapplaus honoriert oder eine allzu defensive Spielweise der Auswärtsmannschaften mit ausschweifenden Querpassstaffetten von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Das schafft eine realistische Fußballatmosphäre und hebt sich deutlich von der blechernen Soundkulisse der Vorgängerversionen ab. Ob das Kommentatorenduo eine ähnlich positive Entwicklung durchgemacht hat, ließ sich an der vorliegenden Demoversion noch nicht erkennen, da hier auf den Kommentar noch gänzlich verzichtet wurde.
Fazit:
Schon in der Vorabversion von "Pro Evolution Soccer 2010" wird deutlich, dass sich die Entwickler von Konami die Kritik an der Vorjahresversion zu Herzen genommen haben und ein deutlich verbessertes Produkt auf den Markt bringen wollen. Spielmechanik, Grafik und besonders der Sound wirken sinnvoll überarbeitet und machen einen verbesserten Eindruck. Lediglich das eingeschränkte Lizenzpaket ohne die Bundesliga wird viele Spieler auch in diesem Jahr auf das Konkurrenzprodukt von Electronic Arts zurückgreifen lassen. Geübte Spieler ab 8 Jahren, die Wert auf ein realistisches Spielgeschehen legen, können bedenkenlos zugreifen. Anfänger sollten sich von anfänglichen Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen, da die enorme Spieltiefe für eine hohe Langzeitmotivation sorgen kann.