Championship Paintball 2009

Genre
Sport
USK
ab 12 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 12 Jahre
Vertrieb
Activision
Erscheinungsjahr
2009.03
Systeme
Playstation 2, Playstation 3, Xbox 360, Wii
System im Test
Xbox 360
Kurzbewertung
Glaubwürdige Umsetzung einer Extremsportart
Gruppenleiter
Dirk Poerschke
Game On/Two Kinderhilfezentrum Düsseldorf
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Spielbeschreibung:
Von Beginn an stand die Extremsportart Paintball, auch "Gotcha" genannt, im Fokus der Kritik.
Ein Sport, bei dem vorwiegend männliche Spieler in Tarnanzügen durch den Wald streifen und nach einem verabredeten Regelwerk die gegnerische Mannschaft mir Druckluftpistolen und Farbmunition aus dem Spiel schießen, erinnerte doch stark an Wehrsportgruppen und Militär- und Waffenfanatiker. So zumindest das transportierte Bild des Paintballs in den deutschen Medien.
Im mehr oder weniger hilflosen Reagieren der Politik nach dem feigen Amoklauf von Winnenden im März 2009 wurde zuletzt im Mai 2009 ein Verbot dieser Sportart gefordert. "Dabei wird das Töten simuliert", sagte Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Paintball ist sittenwidrig. Das wird es in Zukunft nicht mehr geben", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz, der "Berliner Zeitung".
Bis heute kam die Politik zu keiner Entscheidung. Der Verbotsantrag werde geprüft. Unabhängig davon gab es für Paintball bereits klare gesetzliche Regelungen in Deutschland. Das Spielen im freien Gelände ist verboten und mit drastischen Strafen belegt, die eigens deklarierten Spielfelder unterliegen strengen Auflagen. Paintball ist in Deutschland ab 18 Jahren erlaubt. Die verwendeten Farbpistolen und die Munition fallen unter das deutsche Waffengesetz. Auch das Überlassen von Paintballwaffen an Minderjährige ist in Deutschland verboten. Offiziell ist Paintball in Deutschland nicht als Sportart anerkannt.
Paintballspieler teilen sich heute in Freizeit- und Turnierspieler auf. Auf den Turnieren in Deutschland vermeiden die Spieler in der Regel ein militärisch anmutendes Outfit und rote Farbe für die Markierung des Gegners. Es gibt mehrere Ligen, in denen man sich organisiert und im Juli 2009 wurde Deutschland auf der World Games in Taiwan Weltmeister und setzte sich damit gegen 15 weitere Nationen im Kampf um den Titel durch.
Paintball-Spieler loben die taktischen Elemente, die geforderte Konzentration und die schnelle Spielweise des Spiels. Beim Paintball treten zwei Teams, die aus drei, meist fünf oder sieben und bis zu zehn Spielern bestehen, auf einem Spielfeld gegeneinander an. Die Spieldauer ist auf fünf oder zehn Minuten begrenzt. Das Spielfeld besitzt Hindernisse oder Deckungen in unterschiedlichster Form, die als Deckung vor den Farbkugeln des Gegners genutzt werden. Die Teams starten mit einem Signal an den gegenüberliegenden Enden des Spielfeldes. Um eventuellen Verletzungen vorzubeugen, die Farbkugeln treffen mit einiger Wucht auf, ist eine Schutzkleidung aus Helm und Protektoren für die Gelenke notwendig. Trotzdem kommt es im Verlauf des Spieles immer wieder zu kleineren Verletzungen.
Für Paintball gibt es unterschiedliche Spielarten. Eine kennt man auch aus Computerspielen, z.B. Capture the Flag - die gegnerische Fahne, die sich in der gegenüber liegenden Spielzone befindet, zu stehlen und anschließend in die eigene Startzone zu bringen.
Ausschließlich die männlichen Spieler meiner Testergruppe stürzten sich regelrecht auf unser Testspiel "Championship Paintball 2009" für die XBOX 360. "Championship Paintball 2009" von Activision setzt die Regeln eines Turnierspiels um und simuliert in 35 Turnieren und mit 67 unterschiedlichen Teams das Original.


Pädagogische Beurteilung:
Das Spiel ist mit einer Freigabe ab 12 gemäß §14 Jugendschutzgesetz in Deutschland eingestuft. Mein Eindruck, dass die gesellschaftliche Debatte um ein Verbot das Spiel Paintball bei Jugendlichen erst richtig populär gemacht hat - das ist zwar nur eine Vermutung - war in meiner Testergruppe Realität. Diskussionen über die Druckkraft der Farbpistolen und Gerüchte über harte Verletzungen mischen Halbwissen mit Neugierde. Die Schüler brannten darauf, sich bald ihren Nervenkitzel und Thrill beim Paintball zu holen. Die deutsche Regelung, zur Ausübung des Sportes 18 Jahre alt sein zu müssen, wurde einhellig abgelehnt.

"Championship Paintball 2009" empfängt den Spieler mit einem Film-Intro, das mit schnellen Schnitten und unterlegt von harter Rockmusik der Dynamik und der außeralltäglichen Erfahrung im Paintball Rechnung tragen soll, offensichtlich eine Aufzeichnung aus Turnieren von Profispielern.
Anschließend können die Tester zwischen einem Karriere- und Turniermodus oder einem schnellen Spielmodus wählen, das Spiel ist mit XBOX Live online oder über den System Link gegen andere Spieler möglich. Man kann sich seine Spielfigur unter 24 vorgegebenen auswählen und wählt zwischen einem Amateur, Semi-Pro oder Professionell Modus. Wir blieben beim Amateur- Status.
Es stehen 17 Spielfelder aus den USA, dem Ursprungsland Paintballs, aber auch Spielfelder in England und Frankreich zur Verfügung. Deutschland ist mit einem Spielfeld auf dem Nürburgring vertreten. Eine Möglichkeit, eigene Spielfelder zu entwerfen, ist zusätzlich vorhanden und erweitert so die Möglichkeiten Abwechslung in das Spiel zu bringen. Meine Testergruppe entschied sich gegen den Karierre-Modus und ging direkt in eine Turniersituation. Jeder wählt sein Team. Die Teams heißen z.B. Psycho Rivals, TK Boys, Search und Destroy oder Last Silence. Harte Namen und immer noch alles mit Rockmusik unterlegt, die bei meinen Testern von Beginn an sehr gut ankam. Drei verschiedene Playlists mit unterschiedlicher Musik bringen etwas Abwechslung rein, es bleibt aber bei harter Gitarrenmusik.

Alle Schriftzüge im Spiel erinnern an den Hiphop- und Grafitty-Stil des Gangster Rap und kommen damit szenetypisch und cool bei den Jugendlichen an. Mit dem Start des ersten Turnieres kam dann für einige Tester der Bruch mit ihren Vorstellungen von Paintball. "Championship Paintball 2009" ist ein Sportspiel. Einer der Tester brachte auf den Punkt, auch wenn sein Vergleich mangels eigener Erfahrung sehr subjektiv ist " Die Entwickler haben alles versucht Paintball so realistisch wie möglich rüberzubringen, jedoch kann es echtes Paintball- Feeling nicht vermitteln. Zum Einen ist es nicht richtig nach einem Treffer KO zu gehen. Zum Anderen, weil man den Gegner nicht richtig erkennen kann". Die Regeln im richtigen Paintball sehen durchaus vor, dass man nach erfolgten Treffer das Spielfeld zu verlassen hat und wie viel der Spieler unter einem Vollhelm im freien Gelände von seinem Gegner erkennen kann, ist auch fraglich.

Taktisches Vorgehen ist gefragt, auch da gibt sich das Spiel so realistisch wie möglich. Man sieht, mit welchen Vorstellungen Jugendliche Paintball in einer politisch und medial inszenierten Gewaltdebatte inzwischen verbinden. Eine Debatte, welche sich zu sehr auf das "Schießen" und spielerisches "Töten" fokussiert und die komplexen Szenarien des Sportes außer acht lässt - bei "Championship Paintball 2009" verbunden mit einer Steuerung, die sich nicht automatisch erschließt. Zitat, Tester: "Die Steuerung ist auf den ersten Blick sehr kompliziert, jedoch gut umgesetzt. Man kann eine Menge an Manövern machen, die man aus dem echten Paintball kennt. Leider gibt es nur die Ego-Perspektive". Um die Steuerung des Spieles kennen zu lernen, war es nötig, im Karrieremodus auf einem Trainingsparcours zu üben und das dann im Spiel umzusetzen. Im normalen Liga-Spiel gegen virtuelle Gegner war ohne eine solche Vorbereitung nichts zu erreichen. Für Spieler, die sich wilde Gefechte mit dem Gegner liefern wollen, kommt damit die erste Ernüchterung. Die computeranimierten Gegner sind schnell, zielen genau und gehen taktisch vor. Der Schwierigkeitsgrad ist selbst im Amateurmodus hoch. Zeitaspekte wie im echten Spiel setzen dabei ungeübte Spieler unter Druck. Ausprobieren auf dem Spielfeld ist so gut wie unmöglich. Für geübte Spieler ist aber ein langsames Vorarbeiten und Belauern des Gegners möglich.

Meine Testergruppe entschied sich dann doch für den Karierre–Modus, in dem man in 5 Fitness- stufen seine Fähigkeiten verbessern kann. Im Karriere-Modus gibt es außerdem die Möglichkeit, seinem Team bessere Ausrüstungsgegenstände zu erarbeiten. Erfolge und Geld werden in Turnieren erarbeitet. Mit mehr Erfolg kauft man immer bessere Ausrüstung und die Spieler bekommen auf ihrer Erfahrungsskala höhere Werte. So realistisch wie möglich. Einer unserer Tester konnte nach einiger Zeit des Übens schon mal in einer Turniersituation bestehen und verlor nicht ganz so hoch wie zu Beginn. Um wie viel komplizierter muss sich ein gemeinschaftliches Spiel ausmachen?
Selbstbestätigung im Wettbewerb gegen Online-Gegner sind da ein fernes Ziel. Kommt es im Verlauf des echten Paintballs immer wieder zu kleineren Verletzungen, so werden diese Aspekte bei "Championship Paintball 2009" außen vorgelassen. Keine verstauchten Gelenke, kein blauer Fleck.

Fazit:
Gewaltlosigkeit der Gewalt? Abenteuer ohne Risiko? Beide Fragen würden Paintballspieler sofort mit "Ja" beantworten. Über den fast militärischen Charakter, über das Ballern mit Farbkugeln auf andere Menschen kann man sicher streiten. Aber alles, was man gegen Paintball einwenden mag: Hier bleibt Gewalt eine Fiktion, ohne Folgen für den anderen Menschen. Welche moralischen Werte dabei vermittelt werden, dass man den Gegner mittels Abschüssen aus dem Spiel befördern kann, muss jeder für sich selbst beantworten und dieselbe Frage kann man sich auch beim Völkerball stellen. Vorurteile und ein gerechtfertigtes Misstrauen, wenn dies wie bei Paintball mittels Waffen geschieht, werden wohl diesen Sport immer begleiten. Das martialische Auftreten unter den Helmen und die manchmal an militärische Kleidung erinnernde Schutzkleidung kommen einer offenen Diskussion über diesen Sport nicht gerade entgegen.
Die Suche nach wilder Ballerei oder Gangsterstyle finden meine Tester hier nicht. Zitat Tester: "Paintball 2009 ist nur was für echte Fans." Die Alterseinstufung ab 12 wurde von den Testern trotz einiger Unsicherheiten nicht in Frage gestellt. Auf der einen Seite eine Verbotsdebatte und auf der anderen die Freigabe ab 12 verunsicherte die Tester jedoch stark. Damit zeigt sich das getestete Spiel als das, was es in der Wirklichkeit auch ist und klärt über den sportlichen Aspekt beim Paintball ein wenig auf. Eine Extremsportart mit fiktionaler Gewalt, die folgenlos bleibt, ein Sport, den man mag oder auch nicht.

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Spieletester
Goethe-Gymnasium Düsseldorf
Düsseldorf
Bewertung Spielspass