The Maw
Spielbeschreibung:
Abseits der Produktionen kommerzieller Hersteller weht ein frischer Wind aus dem Untergrund: Independent Games überraschen mit neuen und pfiffigen Spielkonzepten und beweise. Das knallbunte Action-Adventure "The Maw" ist ein Beispiel für diesen Trend.
Der Außerirdische Frank wird von Kopfgeldjägern gefangen genommen, gemeinsam mit anderen Kreaturen in ein Raumschiff gesteckt und verschleppt. Unter den anderen Insassen befindet sich auch das kugelrunde Monster Maw (übersetzt: der Magen, der Schlund), eine Kreatur, die laut eines Schriftzuges unter dessen Käfig als "tödlichster Organismus des Universums" bezeichnet wird. Während des Transportes kommt es zu einem Zwischenfall und das Raumschiff stürzt auf einem Planeten ab. Alle Insassen entkommen, so auch Frank und Maw. Trotz anfänglicher Skepsis freunden sich die beiden an und erkunden gemeinsam den unbekannten Planeten. Maw präsentiert sich alles andere als gefährlich, er ist Frank gegenüber sogar sehr zutraulich. Er lässt sich bereitwillig an eine elektronische Leine nehmen und folgt brav seinem neuen Herrchen. Doch schon schnell erfährt Frank, weshalb Maw als "tödlichster Organismus des Universums" gilt – zum Glück nicht am eigenen Leib! Das lilafarbene Wesen kennzeichnet sich nämlich durch seinen großen Appetit und frisst alles auf, was sich bewegt und in seinen Schlund passt. Je mehr er verspeist, desto größer wird er und auch sein Appetit. Mampft er anfangs nur kleine knuddelige Tierchen, ist es ihm im späteren Verlauf sogar möglich, lastwagengroße Borkenkäfer zu verputzen. Und nicht nur das: er nimmt auch die Fähigkeiten seiner Mahlzeit an. Frisst er eine Feuerechse, kann er anschließend die Spielumgebung in Brand setzen, schluckt er Glühwürmchen, lädt er sich elektrisch auf und kann so Maschinen zerstören. Frank selbst hat hingegen keine besonderen Fähigkeiten, vielmehr ist es seine Aufgabe (bzw. die Aufgabe des Spielers), Maw zu dirigieren. Hierfür kann er die elektronische Laser-Hundeleine benutzen, woraufhin der Vielfraß ihm brav folgt. Außerdem dient sie dazu, für Maw unerreichbare Kreaturen zu fassen und diese dann in Richtung seines gefräßigen Mauls zu schleudern. All diese Fähigkeiten muss man im Spielverlauf dazu einsetzen, um den nächsten Abschnitt zu erreichen und schließlich die Flucht vor einer Gruppe schwer bewaffneter Kopfgeldjäger erfolgreich zu meistern.
Pädagogische Beurteilung:
Der Spieler steuert Frank auf der XBox 360 mit dem Gamepad, auf dem PC via Maus und Tastatur durch die bunte 3D-Landschaft im Comiclook, nimmt auf Knopfdruck seinen gefräßigen Kumpel Maw an die Leine und führt ihn herum. Statt eines separaten Tutorials wird der Spieler durch Hinweistexte schrittweise mit den Handlungsmöglichkeiten und -forderungen vertraut gemacht. Die einzelnen Steuerungsbefehle wurden von den Testern sofort verstanden und erfolgreich umgesetzt, wodurch auch Spielanfänger zu schnellen Erfolgen kamen. Auch sonst beschrieben sie den Schwierigkeitsgrad als wenig fordernd, nur selten wird bei Hüpf-Einlagen geschickter Umgang mit dem Gamepad oder der Tastatur verlangt, wie es sonst bei Jump&Run-Spielen der Fall ist. Zudem lauern keine bedrohlichen Gefahren, wie z. B. tiefe Schluchten, durch die Frank oder sein Kumpel zu Schaden kommen können, was zu einem nahezu frustfreien Spielerlebnis bei den Testern führte. Nahezu deshalb, weil es jede Menge Rätsel und Problemstellungen, die es zu lösen gilt. Hier muss der Spieler die Umgebung genau untersuchen und sein Köpfchen anstrengen, um zum Spielziel zu gelangen. Z. B. versperren Bäume den Weg zum nächsten Abschnitt, die es abzufackeln gilt. Um dies zu erreichen muss Maw eine Feuerechse verputzen. Doch an ihr verbrennt er sich den Mund, versucht er sie zu schlucken. Schon nach kurzem Überlegen kamen die Tester auf die Lösung des Problems: Hier gilt es mit Franks Leine eine Feuerechse in einen Fluss zu ziehen, wodurch diese "gelöscht" wird und von Maw gefahrlos gemampft werden kann. Mit der neuen Fähigkeit ausgestattet konnten die Bäume entzündet und der nächste Abschnitt betreten werden.
Grafisch ist das Spiel schlicht gehalten. Hier bemängelten die Tester die Detailarmut der 3D-Landschaft. Die Spielumgebung wirke an vielen Stellen gleich, Abwechslung sei wenig geboten. Doch dies störte sie wenig, steckt doch keine kommerzielle Spieleschmiede hinter der dem Produkt, sondern ein unabhängiges Entwicklerteam mit geringem Budget. Anders urteilten sie hinsichtlich der Gestaltung der Spielfiguren: Diese seien witzig und farbenfroh dargestellt und erinnerten die Tester an den Film "Monster AG". Sichtlich amüsierte sie besonders die Mimik und Gestik des Vielfraßes – denn genauso hungrig er sich auf kleine Wesen stürzt und diese mit einem "Haps" verputzt, so ängstlich ist Maw auch, wenn er größeren und übermächtigen Kreaturen begegnet. So kommt es nicht selten vor, dass er Reißaus nimmt und sich bibbernd hinter einem Baum versteckt. Solche Spielmomente sorgten immer wieder für einen herzhaften Lacher. Als gleichsam witzig beschrieben die Tester die passenden Soundeffekte. So beweist das Spiel, dass für einen ausgezeichneten Humor keine Worte nötig sind - denn weder Frank noch Maw sprechen während des Spiels einen einzigen Satz.
Die Tester bemängelten allerdings den Umfang des Spiels. Gerne hätten sie noch mehr Zeit mit Frank und seinem gefräßigen außerirdischen Schoßhündchen verbracht, doch schon nach sieben Spielabschnitten war das Abenteuer vorbei. Sie lobten allerdings den niedrigen Anschaffungspreis und so wurde auch der eher geringe Umfang nicht negativ beurteilt. Außerdem stehen im Internet kostenpflichtige Zusatzlevels zum Download bereit, wodurch man sich auch nach Spielende nicht von den beiden witzigen Außerirdischen trennen muss.
Zwar ist das Spielziel, Kreaturen zu fressen, die eigentlich ein friedliches Dasein auf dem Planeten fristen (bis Frank und Maw auftauchen). Die vollkommen übertriebene comichafte Darstellung der Handlungen macht deren unernsten Charakter allerdings mehr als deutlich und kann von Kindern ab 10 Jahren als "Spaß" eingeordnet werden. Dies stellte sich in der gemeinsamen Diskussion nach dem Test heraus.
Ergänzend erwähnt sei die Tatsache, dass das Spiel nur via Internet vertrieben wird.
Fazit:
The Maw ist ein farbenfrohes Abenteuerspiel, das besonders unerfahrene Spieler aufgrund des niedrigen Schwierigkeitsgrades anspricht. Aber auch Profis waren im Test sichtlich fasziniert von dem Humor, der auch ohne einen gesprochenen Satz durch witzige Charakteranimationen und völlig überzogenen Spielhandlungen zu gefallen wusste. Von einer Fortsetzung wünschen sich die Tester: bessere Grafik, schwierigere Rätsel und einen größeren Umfang.