Watchmen - Das Ende ist nah
Spielbeschreibung:
Das Spiel "Watchmen – Das Ende ist nah" orientiert sich an dem erfolgreichen Kinofilm "Watchmen – Die Wächter". Diese Verfilmung der mehrfach preisgekrönten Comicserie von Alan Moore (Text) und Dave Gibbons (Zeichnungen) spielt in einer fiktiven Version der USA in den 1980ern. Der Kalte Krieg dauert an, die Russen sind noch die außenpolitischen Gegner. Superhelden sind seit einem Anti-Superheldengesetz aus den 1970er Jahren, dem Keene-Act, verboten. Sie gerieten in den 1970ern durch ihre Selbstjustiz in die Diskussion und wurden durch dieses Gesetz zuletzt vor die Alternative gestellt, zurückzutreten oder für die Regierung zu arbeiten. Einige hörten damals schlicht auf (Nite Owl II, Silk Spectre II), andere arbeiten seither in der Forschung (Dr. Manhattan) oder im Geheimdienst (Comedian), einer (Ozymandias) ließ die Maske öffentlich fallen und verdiente damit ein Vermögen, einer (Rorschach) ging in den Untergrund und bekämpft – von der Polizei gesucht, von den Medien totgeschwiegen – das Verbrechen weiter.
In diesem Szenario schlüpft der Spieler entweder in die Rolle von Nite Owl II, einem an Batman erinnernden Kämpfer in einem Eulenkostüm, dass mit allerlei Gimmicks ausgestattet ist und ihm im Kampf und bei der Fortbewegung hilft oder in die Rorschachs, eines extrem effektiven und brutalen Straßenkämpfers, der dafür bekannt ist, nur in schwarz-weiß Mustern zu denken und das "Böse" mit allen Mitteln, ohne Rücksicht auf Verluste, zu bekämpfen. Besonders betont wird dies durch seine Maske, die ein sich ständig bewegendes Muster ziert, das einem Rorschachtest ähnelt. In einer dieser beiden Rollen heißt es für den Spieler nun, sich durch nicht enden wollende Massen von Gegnern zu prügeln, um so dem Hintergrund eines Gefängnisaufstandes auf die Spur zu kommen.
Pädagogische Beurteilung:
Damit ist das Spiel im Grunde genommen bereits beschrieben. Von einer echten Geschichte, wie sie sich im komplexen Watchmen-Kosmos durchaus angeboten hätte, kann keine Rede sein. Der Gefängnisaufstand, mit dem das Spiel beginnt und den die beiden Helden schnell niederschlagen, dient vielmehr nur als Aufhänger für stupide, immer gleiche Prügeleien gegen immer gleiche Gegner. Denn das ist es, worum es in diesem Spiel geht: Man betritt, immer in Begleitung des jeweils anderen Superhelden, der wahlweise vom Computer oder auch von einem Freund gesteuert wird, einen Raum und wird sofort von einer Horde Gegner attackiert, die man in brutalen Nahkämpfen eliminieren muss. Und brutal sind diese Kämpfe durchaus: Da werden Knochen mit hörbarem Knacken gebrochen und auch schon mal einem schon am Boden liegenden Gegner noch mit voller Wucht der Stiefelabsatz ins Gesicht getreten. Besonders Rorschach ist hier überhaupt nicht zimperlich. Seine Attacken und insbesondere seine Finisher (Angriffe, die auf Tastendruck ausgelöst werden können, wenn ein Gegner bereits ordentlich einstecken musste und nun angeschlagen ist) haben es in sich und sollten Kindern und Jugendlichen unter keinen Umständen zugänglich gemacht werden. Diese Darstellung Rorschachs, der eigentlich auch kein Held, sondern eine ziemlich zerbrochene Person ist, entspricht durchaus dem Comicvorbild; anders als in diesem jedoch fehlt der zynische Unterton, der erst über die wahre Person Rorschachs Auskunft gibt und seine Brutalität und seine extreme Weltsicht erklärt.
Leider greift das Spiel nicht nur in erzählerischer, sondern auch in spielerischer Hinsicht zu kurz. Die beschriebenen Prügeleien sind im Prinzip bereits alles, was im Spiel geschieht. Ab und zu müssen die beiden Protagonisten einmal zeitgleich an zwei Hebeln ziehen, um eine Tür zu öffnen; als Rätsel kann dies jedoch bestimmt nicht gelten. Und so bleibt es dabei: Es heißt Prügeln, Prügeln, Prügeln, und das gegen die immer gleichen Gegner. Auch wenn die Kämpfe recht schick inszeniert sind, so werden sie doch schnell langweilig. Hinzu kommt, dass das Spiel bereits nach vier bis fünf Stunden zu Ende ist.
Fazit:
"Watchmen – Das Ende ist nah" ist eine Filmumsetzung, die dem großen Vorbild in keiner Hinsicht gerecht wird. Die komplexe Handlung des Films oder auch der Comicserie wird komplett ignoriert; das Spiel wird zum stumpfen Dauerprügler. Dies macht die ersten zehn Minuten vielleicht sogar Spaß, dann jedoch hat man im Prinzip bereits alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat. Zu beachten ist auch, dass das Spiel aufgrund der hohen Gewaltdarstellung in den Händen von Kindern und Jugendlichen nichts verloren hat. Die Gewalt ist das einzige Mittel, um überhaupt voranzukommen, andere Lösungswege sucht man vergeblich.
Noch ein Wort zum Bezug des Spiels: "Watchmen – Das Ende ist nah" ist ein Download-Titel; das heißt, das Spiel ist nur per Download über das Internet zu beziehen. Bei solchen Titeln sollten Eltern besonders auf die Jugendfreigabe achten, da sich sonst womöglich auch für das Alter des Kindes ungeeignete Titel beziehen lassen.