Guitar Hero 3 - Legends of Rock
Spielbeschreibung:
Wer letztes Jahr die World-Cyber-Games-Messe in Köln besuchte und sich beim Anblick von langhaarigen Computerverrückten mit einer futuristisch anmutenden Plastikgitarre in der Hand verwundert die Augen rieb, kann sich zu einer immer kleiner werdenden Gruppe von Menschen zählen, die noch nicht in Kontakt mit einem Ableger der mittlerweile zu absoluten Kultspielen avancierten "Guitar Hero"-Reihe von Activision gekommen sind.
Der Grundstein für die gleichermaßen erfolgreiche wie beliebte Serie legte das Entwicklerstudio Harmonix Music System mit dem Ende 2005 veröffentlichten "Guitar Hero" für die Playstation 2, welches posthum mehrere Auszeichnungen für das innovative Spielkonzept einheimste und es zu einem absoluten Verkaufserfolg brachte. Mit "Guitar Hero 3 – Legends of Rock" debütiert die Serie nun auch auf Sonys Next-Generation-Konsole Playstation 3.
Die Aufgabe des Spielers besteht schon wie in den Vorgängerversionen darin, eine eigene Band zu gründen und als Gitarrist (im 2-Spielermodus wahlweise auch als Bassist) dafür zu sorgen, dass sich die Truppe über den steinigen Weg durch schimmlige Proberäume und abgefackelte Musikclubs selbst einen Platz in den Annalen der Rockgeschichte verschafft. Neben Karriere und Koop-Karriere-Modus bietet "Guitar Hero 3" ambitionierten Spielern die Möglichkeit, sich via Internet im sogenannten Battle-Modus mit Gitarristen aus aller Welt zu messen oder die Setlist in einer Band zusammen in Angriff zu nehmen. Wer besonders knifflige Passagen in den Stücken noch einmal gesondert in Angriff nehmen will, bekommt die Möglichkeit im Trainingsmodus an seinen musikalischen Fähigkeiten zu arbeiten.
Um den Spielfortschritt voran zu treiben und somit neue Stücke frei zu spielen muss der Spieler unter Zuhilfenahme eines Controllers in Gitarrenform, welcher in einem Bundle zusammen mit dem Spiel erstanden werden kann, verschiedene Rocksongs nachspielen. Die zu treffenden Noten werden auf einer Art durchlaufenden Gitarrenhals in der Mitte des Bildschirms dargestellt. Um einen Song abzuschließen, müssen die richtigen Töne mit dem entsprechenden Timing getroffen werden. Bei zu vielen verpassten Noten macht sich zunehmende Unruhe im Publikum breit, bis der Spieler schließlich von der Bühne geworfen wird. Besonders lange fehlerlose Notenserien werden mit sog. Starpower belohnt und ermöglichen bei dessen Aktivierung eine höhere Highscore.
Die 73 im Spiel integrierten Songs können durch 59 größtenteils kostenpflichtige Downloadstücke ergänzt werden. Die Setlist beinhaltet ausschließlich Rocktitel und bietet neben unzähligen Klassikern der Rockgeschichte von Bands wie den Rolling Stones, Rage Against The Machine und Metallica auch einige aktuelle Hits von The Killers oder Slipknot.
Pädagogische Beurteilung:
Sollte man noch nicht mit der Steuerung von Guitar Hero vertraut sein, hält das Spiel für Neulinge ein Tutorial bereit. Die Einführung bringt dem Spieler die grundlegenden Spieltechniken anhand von praktischen Beispielen näher. Die unterschiedlichen Aufgaben, die beipielsweise das Spielen von einfachen Noten umfassen, bauen sinnvoll aufeinander auf und werden nur im Erfolgsfall fortgesetzt. Dieser Umstand sorgt dafür, dass grundlegende Fähigkeiten vermittelt werden, welche zumindest im einfachsten Spielmodus zu vielen frustrierenden Negativerlebnissen vorbeugen sollten. Ein weiterer positiver Aspekt besteht darin, dass die Erklärung des anstehenden Aufgaben komplett über die deutsche Sprachausgabe vonstatten geht, was vor allem jüngeren Kindern ohne ausreichende Lesefähigkeiten den Einstieg ins Spiel erleichtert. Fortgeschrittenen Spielern steht im Tutorial die Möglichkeit offen, sich erweiterte Techniken wie Hammer-Ons und Pull-Offs (hierbei werden mehrere Noten durch einen Anschlag miteinander verbunden) einzuverleiben. Ein Tester (12) sah in dem Tool "eine gute Möglichkeit, um am Anfang besser ins Spiel reinzukommen."
Die Jugendlichen der Spieletestergruppe wagten den Sprung ins kalte Wasser und stiegen direkt ins Spielgeschehen ein. Mit unterschiedlichem Erfolg! Während einige Jugendliche nach relativ kurzer Zeit nahezu problemlos die ersten längeren Notenserien spielen konnten, taten sich andere Tester mit der Steuerung des Geschehens sichtbar schwer und mussten sich neben lauter werdenden Buh-Rufen des Publikums im Spiel den ein oder anderen hämischen Spruch ihrer Klassenkameraden gefallen lassen. Diese anfänglichen Misserfolge dürften vor allem auf den Umstand zurück zu führen sein, dass die Steuerung des Spiels koordinativ anspruchsvolle Fähigkeiten voraussetzt. Die angezeigten Noten auf dem Bildschirm müssen blitzschnell erfasst werden, um direkt in Kombination der rechten Hand, welche für das Anschlagen der Saite verantwortlich ist, und der linken Hand, welche synchron die richtigen Knöpfe auf dem Griffbrett erwischen muss, gespielt zu werden. Die Beherrschung dieses Schemas sollte zumindest bei Jugendlichen, die selber noch kein Instrument beherrschen zu anfänglichen Schwierigkeiten führen. Waren die ersten Hürden allerdings überwunden, zeigten sich die Jugendlichen der Spieletestergruppe schnell begeistert vom eingängigen Spielprinzip. Ein Tester (12) zeigte sich begeistert von "dem coolen Gitarrencontroller. Ist mal ne ganz neue Art zu spielen." Ein anderer (13) fühlte sich wiederum nach dem ersten Lied schon "wie ein richtiger Rockstar".
Die größte Stärke des Titels dürfte mit Sicherheit darin liegen, dass dem Spieler unter relativ geringen Aufwand das Gefühl gegeben wird, Teil einer richtigen Rockband zu sein und ein Instrument zu beherrschen. Das Feeling von "Guitar Hero" kommt dem Spielen einer echten Gitarre nämlich sehr nahe. Timing, Fingerfertigkeit und das Lesen von Noten (beim Spiel ist letzteres nur in abgewandelter, vereinfachter Form vorhanden und mit der komplexen Notenlehre nur ansatzweise vergleichbar) sind Attribute, welche sowohl auf der virtuellen Ebene des Spiels, als auch beim Erlernen eines Instruments geschult werden. Unter diesem Aspekt kann die Beschäftigung mit "Guitar Hero" eine Alternative zu oftmals schwer finanzierbaren Instrumentalunterricht bieten oder einen Einstieg in die aktive Betätigung mit Musik bieten und die Motivation fördern, selbst ein Instrument zu erlernen.
Das Credo "Übung macht den Meister" findet sowohl in der Realität als auch im Spiel Anwendung. Die vier jederzeit anwählbaren Schwierigkeitsgrade Leicht, Mittel, Schwer und Experte sorgen sowohl bei Anfängern als auch bei Profis für eine hohe Langzeitmotivation. Während fingerfertige Spieler im einfachsten Modus relativ schnell die Songliste abgeklappert haben sollten, rasen die Noten auf der Stufe "Schwer" in einer irrsinnigen Geschwindigkeit über den Bildschirm und der zusätzliche fünfte Knopf in der linken Hand sorgt dafür, dass die Fingerfertigkeit des Spielers durch blitzschnelles Umgreifen auf eine harte Probe gestellt wird. Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen und nur äußerst hartnäckige Spieler werden nicht frustriert und desillusioniert den Gitarrencontroller aus der Hand legen. Welche Blüten eine langfristige Beschäftigung mit "Guitar Hero 3" treiben kann, soll im folgenden Link verdeutlicht werden. Hier handelt es sich um einen Weltrekordversuch auf der Stufe "Experte" (Video auf Youtube). Durch den nach oben offenen Schwierigkeitsgrad wird geduldigen Spielern die Möglichkeit gegeben, sich über einen langen Zeitraum mit dem Spiel zu beschäftigen. Positiv herauszuheben ist die Möglichkeit im 2-Spieler-Modus den Schwierigkeitsgrad individuell an die einzelnen Spieler anzupassen. Ein Tester (12) lobte, dass dadurch "der Spielspaß für beide Spieler gleich hoch ist. Bei anderen Spielen macht es oft keinen Spaß, wenn der eine so gut und der andere so schlecht ist."
Einzig die Songauswahl stieß auf vereinzelte Kritik in der Spieletestergruppe. Einige Jugendliche konnten sich mit den größtenteils eher antiquierten Rockhymnen nicht vollends identifizieren. Allerdings dürfte diese Bewertung individuell unterschiedlich ausfallen und den persönlichen Musikgeschmack des jeweiligen Spielers ausdrücken.
Fazit:
"Guitar Hero 3 – Legends of Rock" weiß durch sein innovatives und intuitives Spielkonzept zu überzeugen. Durch den offenen, jederzeit veränderbaren Schwierigkeitsgrad besitzt das Spiel das Potenzial, musikbegeisterte Spieler über einen langen Zeitraum zu begeistern. Um den Aufgaben im Laufe des Spiels gewachsen zu sein, sollte der Spieler allerdings ein gewisses Maß an Koordination und Fingerfertigkeit mitbringen. Sollte beides vorhanden sein, kann "Guitar Hero 3" Kindern ab 10 Jahren einen gelungenen Einstieg in die aktive Beschäftigung mit dem Medium Musik geben.