Balls of Fury
Spielbeschreibung:
Man könnte es "crossmediale Verwertungskette" nennen, das Phänomen, jeden Kinofilm durch das entsprechende Computerspiel begleiten zu lassen. So auch bei "Balls of fury" (zu deutsch etwa: Wut-Bälle), wo der Film am 10.7.2008 in die deutschen Kinos kam und das gleichnamige Spiel zunächst als DS-Version und ab Februar 2008 als Wii-Ausgabe angeboten wird.
Vorab sei gesagt, das Spiel ist wirklich nur etwas für Fans des Films. Diese Sportkomödie voller Anspielungen auf CIA- und Karatefilme, diese uralte Geschichte von Rache, Sühne und alten Traumata hat vielleicht eine Fangemeinde, ein Blockbuster war der Film nicht.
Die Geschichte ist so abstrus wie schnell erzählt: Ein ehemaliges Tischtennis-Nachwuchstalent erhält die Chance den Tod des Vaters zu rächen. Der Held, Randy Daytona, darf sich im Auftrag der CIA in die pingpongverrückte Unterwelt begeben und erlebt dort seine Abenteuer, auch in Form spektakulärer Tischtennismatches.
Hier setzt das Computerspiel an und es erscheint eine logische Weiterentwicklung zu sein, Tischtennis für die Wii-Fernbedienungen (,die auf dreidimensionale Bewegungen im Raum reagiert) umzusetzen. Meisterhaft hat dies das Spiel "Tischtennis" der Firma Rockstar gemacht, an deren Spielqualitäten "Balls of fury" nicht heranreicht.
Der Spieler kann in die Rolle verschiedener Filmfiguren schlüpfen (für die Experten: als Randy Daytona, Mr. Wong, Nichte Maggie oder Profispieler Freddy, insgesamt zehn Charaktere), doch leider zeigt das Spiel keine Variabilität in der Spielweise, d.h. alle Akteure spielen sich ähnlich (mit Ausnahme einiger Spezialschläge).
Wie bei der DS-Version kann der Spieler an verschiedene Stellen springen, hin zu den verschiedenen Tischtennis-Duellen, sich Schritt-für-Schritt gegen alle Gegner durchkämpfen (als sog. "Arcade-Herausforderung) oder in einem Turniermodus ("Exhibition") spielen, in dem man auch gegen andere menschliche Spieler antreten kann. Ein (verlorenes) Spiel kann jederzeit wiederholt werden, wodurch die Frustration etwas gelindert wird.
Pädagogische Beurteilung:
Die Hintergrundgeschichte (des Films) wird zu Beginn des Spiels mit Standbildern und Texten kurz erläutert, was die Spieletester als nicht zeitgemäß und vielleicht für die DS-Version geeignet, aber an der Konsole unpassend empfanden.
In den eigentlichen Tischtennis-Matches ist es zu Beginn des Spiels recht knifflig und herausfordernd, denn die richtigen Bewegungen und das richtige Timing zum Schlagen der Bälle erfordert einiges Üben. So hat eine falsche Haltung des Wii-Controllers sofort eine ungewollte Richtung des Balles zur Folge o.ä. Störend und schnell eintönig fanden die Spieletester die Tatsache, dass es keine Abwechslung zwischen den Spielfiguren gab und auch die Spielphysik schnell durchschaubar wird. Das Spiel besitzt keine große Bandbreite einprogrammierter Flugbahnen und somit werden sie mit der Zeit vorhersehbar und damit langweilig.
Etwas abwechslungsreicher ist die Möglichkeit eines Mensch-gegen-Mensch-Spiels, das "Balls of fury" auch ermöglicht. Damit ist ein gemeinsames Spielen möglich, wobei durchaus die Frage erlaubt sei, warum man dann nicht wirklich und echt Tischtennis spielt. Maximal acht Spieler dürfen im Eins-gegen-eins-Modus in einem Turnier antreten, die Zählweise übernimmt dankenswerterweise der Computer.
Mit einem "Pokalzimmer" soll der Anreiz zum Weiterspielen geschaffen werden, indem der Spieler verschiedene Ziele (den Story- und Arcade-Modus erfolgreich abschließen, 30 Siege gegen den Computer, 10 Stunden Spiel oder das Freischalten aller Charaktere) auswählen kann. Die Spieletester waren einmütig der Meinung, dass das Spiel nicht ausreichend Motivation bietet für einen anhaltenden Spielspaß. Swenty (14): "Ich persönlich finde, dass das Spiel viel zu langweilig ist, um es ernsthaft zu spielen. Die Aufgabe des Spiels ist nicht abwechslungsreich genug".
Auch musikalisch (Hardrock mit viel Gitarre) und durch die Töne konnte das Spiel nicht überzeugen. "Die immer gleiche Musik irritierte beim Spielen", so eine Spieletesterin. Das "Ping Pong" eines Pingpong-Spiels erscheint realistisch, doch die Sounds vom Klatschen des (oft imaginären) Publikums jedoch sind wie die Spielphysik wenig abwechslungsreich.
Die Atmosphäre des Spiels ist angelehnt an den Film, der übrigens eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren hat, wobei das Spiel mit USK 12 belegt ist. Die düstere, spannungsgeladene Unterwelt-Atmosphäre übertragt sich aber nur selten, wobei einige Jugendliche durchaus sagten, es sei "erdrückend" gewesen.
Wie bei allen Sportsimulationen ist hier die Frage nach der Übertragbarkeit in das reale Leben erlaubt. Auf den ersten Blick erscheint es eine gute Idee, die Tischtennis-Umsetzung mit einer Wii-Konsole zu machen, denn schließlich könnten die Bewegungen an der Platte und vor dem Fernseher identisch sein. Doch, wie oben beschrieben, reicht das Spiel nicht an die Klasse anderer Sportsimulationen heran, ist die Übertragbarkeit nur auf den ersten Blick gegeben. Die Investition in das reale Sportgerät (Schläger und Bälle) erscheinen pädagogisch sinnvoller als in diese digitale Umsetzung.
Fazit:
Kulturhistoriker mögen eine Verbindung zwischen dem ersten kommerziell erfolgreichen Computerspiel, Pong aus dem Jahre 1972 und den Umsetzungen von Tischtennis auf den heutigen Spielekonsolen machen. Doch während Pong als wirklich innovativ die Wohnzimmer erorberte und etwas völlig Neues bot, so kann doch eine Simulation wie "Balls of fury" nicht überzeugen. Früher reichte das Drehen am Rädchen, zweidimensionales Auf und Ab, heute kritisieren die Spieler die fehlende Abwechslung in der Spielphysik.
Echte Fans des Films kommen wohl auf ihre Kosten, allen Tischtennisfans sei das Spiel der Firma Rockstar empfohlen. Zu eintönig, zu langweilig, zu vorhersehbar, zu nervig (z.B. die Musik), so das Urteil der jugendlichen Spieletester für "Balls of fury".