NHL09
Spielbeschreibung:
Im Schatten der äußerst erfolgreichen FIFA-Serie veröffentlicht der Softwarehersteller Electronic Arts nun schon seit geraumer Zeit einmal im Jahr einen Ableger der Eishockeysimulation NHL, welche auf der gleichnamigen amerikanischen Profiliga basiert. Eishockey besitzt in den USA jedoch einen anderen Stellenwert als in Europa, Fußball spielt dort eine eher untergeordnete Rolle im Sportartenspektrum. Es handelt sich um eine sehr hochwertige Sportsimulation, die allerdings dadurch, dass Eishockey hierzulande das Dasein im Schatten des populären und massenwirksam gewordenen Fussballsports fristet, sich in erster Linie bei Fans der schnellsten Mannschaftssportart der Welt eines hohen Beliebtheitsgrad erfreut. Um auch hierzulande wieder eine größere Spielerschar an die Bildschirme zu locken, wartet EA im diesjährigen Ableger "NHL09" mit der Lizenz der deutschen Eishockey Liga DEL auf.
Neben den sechs aus der Vorjahresversion bekannten Spielmodi Freudschaftsspiel, Turnier, Saison, Training, Dynasty- und Onlinemodus beinhaltet das Game erstmals den aus der Fußballspielreihe FIFA bekannten Be-a-Pro Modus. Hierbei ist es Aufgabe des Spielers einen selbst erstellten Spieler von den Niederungen der amerikanischen Amateurliga AHL zum Kapitän eines absoluten Topteams der Eliteliga NHL zu machen. Wem das Zocken gegen den Computer auf Dauer zu langweilig ist, der kann sich entweder an einer Konsole gegen einen Freund messen oder im Online-Modus einem Ligabetrieb mit bis zu 32 virtuellen Eishockeyteams beitreten.
Pädagogische Beurteilung:
Der Einstieg ins Spiel erfolgt nach einem stimmungsgeladenen mit Rockmusik unterlegten Intro durch ein Tutorial, in welchem die grundlegende Steuerung des Geschehens erklärt wird. Diese Einführung folgt ganz dem Prinzip "Learning by doing", was bedeutet, dass der Spieler die Erklärungen direkt auf dem Eis umsetzen soll. Das Tutorial wird erst fortgesetzt, wenn die gestellte Aufgabe gelöst wird. Dies sorgt nicht nur dafür, dass die Steuerung spielerisch und auf äußerst motivierende Weise erklärt wird, sondern beugt auch frustrierenden Momenten im weiteren Spielverlauf durch mangelnde Beherrschung der Grundaktionen wie Schießen, Passen und dem Checken von Gegenspielern vor.
Wie schon in der letztjährigen Version vertraut EA seinem intuitiven Steuerungskonzept rund um den Skill Stick. Hierbei fungiert der rechte Analogstick des Playstation 3-Gamepads als eine Art virtueller Eishockeyschläger. Will man beispielsweise einen krachenden Schlagschuss auf das gegnerische Tor abgeben, muss der Stick erst zurück geführt werden um auszuholen, um anschließend in einer dynamischen Bewegung möglichst gerade nach vorne geschoben zu werden um den Schuss auszuführen. Ein Spieler (12) beschreibt das neuartige Steuerungskonzept passend als "super Idee. So macht es noch mehr Spaß einen Schuss so richtig in die Maschen zu feuern!" Hierbei ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Verreißt man nämlich den Stick, landet der Schuss ebenfalls im Nirgendwo. Neben guten koordinativen Fähigkeiten sollte zur umfangreichen Beherrschung der Steuerung auch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Videospielen vorhanden sein. Spielern, die sich an die klassische Steuerung der vorherigen Teile gewöhnt haben und nicht gewillt sind umzulernen steht natürlich auch die "alte" Variante zur Verfügung. Der volle Umfang der Steuerung ist in diesem Fall jedoch nicht vorhanden und komplexe Täuschungsmanöver wie das Wechseln des Schlägers von der einen auf die andere Seite sind nicht möglich, was auch die Möglichkeit sich gegen die Gegenspieler und den gegnerischen Torwart durchzusetzen mindert. Spieler die sich mit der neuen Steuerung auseinandersetzten hatten zwar zu Beginn Probleme Spielerfolge zu erzielen, setzten sich jedoch auf lange Sicht klar gegen die Anhänger der Konservativen Steuerung durch. Gerade den Vielspielern, die sich mit den letzten Kniffen und Tricks der Steuerung auseinandersetzten wollen, wird die neue Steuerung mit ihren schier unendlich erscheinenden Möglichkeiten sehr entgegenkommen.
Dem Umstand, dass nach dreijähriger Abstinenz bei "NHL09" wieder alle Mannschaften der Deutschen Eishockeyliga DEL im Spiel auftauchen stieß in der Spielertestergruppe auf positive Resonanz. Dies sorgt neben einem hohen Wiedererkennungswert der einzelnen Spieler für eine hohe Realitätsnähe des Geschehens. Ein Spieler (13) begründete die Wichtigkeit der deutschen Mannschaften damit, dass "man die einzelnen Spieler schon mal im Fernsehen gesehen hat. Man kann etwas damit verbinden. Die NHL-Spieler kenne ich ja gar nicht!" Tatsächlich dürfte das Geschehen der amerikanischen Profiliga durch die mangelnde mediale Präsenz hierzulande nur absoluten Eishockeypuristen ein
Begriff sein (zumal die Spiele der NHL in Deutschland gegen Mitternacht ausschließlich im Bezahlfernsehen zu sehen sind). Aus diesem Grund ist EA mit dem Einkauf der DEL-Lizenz ein kluger und nachvollziehbarer Schachzug gelungen.
Grafisch präsentiert sich der Titel auf einem durchgängig sehr hohen Niveau. Von realistischen Spiegelungen auf der Eisfläche über nachvollziehbare Spieleranimationen bis hin zu aufspritzenden Eispartikeln nach abrupten Bremsmanövern der Spieler: Der Titel bietet viele Details fürs Auge. Allerdings beschleicht einen das Gefühl, diese Grafikpracht schon einmal auf dem Bildschirm gehabt zu haben. Im Vergleich zur Vorjahresversion lassen sich Verbesserungen nur mit der Lupe erkennen. Das mag sicher daran liegen, dass NHL08 sich grafisch bereits am Limit befand. Allerdings kann man nach Ansicht der jugendlichen Tester für den stolzen Preis von 70€ schon mehr als ein Update erwarten. Hier steht es dann auch der Fifa-Serie in nichts nach. Jedoch ist es für wahre Fans der jeweiligen Sportart eben ein entscheidender Faktor mit den aktuellen Kadern zu spielen. Wer möchte schließlich mit den Spielern des Vorjahres über das Eis flitzen, wohlmöglich noch mit Spielern die mittlerweile zum Erzrivalen gewechselt sind?
Der Sound lässt ebenfalls wenig Grund zum Meckern. Die Songauswahl im Hauptmenu bietet genretypische Rockmusik in gewohnt hoher Qualität. Die Geräusche während des Spiels verleihen dem Geschehen durch frenetische Zuschauer, lautstark den Puck fordernde Mitspieler und realistischen Skategeräuschen den typisch unterhaltsamen Flair des US-Sports. Am liebsten würde man sich mit einer Tüte Popcorn und Cola dazu setzen und das Spiel genießen. Die Jugendlichen in der Spieletestergruppe ließen sich vor allem von der rabiaten Seite des Sports faszinieren. Ein Tester bemerkte passend, dass es "besonders Spaß macht einen richtig krachenden Bodycheck zu landen. Die im Eishockey nicht untypischen Schlägereien sind auch gut umgesetzt. Man kann die Gegner richtig provozieren." Kritik erntete hingegen das Fehlen einer deutschen Sprachausgabe. Während die Menüs wahlweise komplett in Deutsch gehalten sind sprechen die Kommentatoren ausschließlich Englisch. Was der Atmossphäre eines Spiels, welches sich in erster Linie über das Sportgeschehen in den USA definiert sicherlich zugute kommt, ist aus Sicht der Vermittlung des Regelwerks und eishockeyspezifischer Begriffe durchaus kritikwürdig. Eishockeylaien mit mangelnden Englischkenntnissen bleibt durch diesen Umstand ein tieferes Verständnis des Spiels vorenthalten.
Eine sinnvolle Neuerung stellt der "Be-a-pro"-Modus (Karrieremodus) dar. Durch immer neue Herausforderungen und ein motivierendes Belohnungssystem wird der Spieler bei der Stange gehalten. Direkte Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge vom virtuellen Coach sorgen nicht nur dafür, dass der selbst kreierte Zögling einen Reifeprozess durchläuft, sondern steigern auch die eigenen Fähigkeiten Schritt für Schritt. Was bei der FIFA-Reihe schon erfolgreich funktioniert hat, wird hier sinnvoll den Gegebenheiten eines Eishockeyspiels angepasst.
Die Möglichkeit sich unkompliziert mit anderen Spielern über das Internet messen zu können fand bei den Jugendlichen großen Zuspruch. Durch diese Möglichkeit hat man jederzeit die Möglichkeit sein Spielvermögen mit anderen zu vergleichen.
Fazit:
Die NHL-Serie von Electronic Arts beweist seit Jahren, dass hervorragende Sportspiele nicht zwangsläufig den Branchenprimus Fußball zum Gegenstand haben müssen. Die minimal verfeinerte Spielmechanik, die DEL-Lizenz und der neuen Karrieremodus lassen das Spiel noch eine Idee besser wirken als die letztjährige Version. Wer allerdings schon die Vorjahresversion besitzt sollte sich überlegen, ob ein qualitativ hochwertiges Update den Preis einer Vollversion rechtfertigt. Neueinsteiger und Eishockeyfans können bedenkenlos zugreifen. Sie erwartet ein motivierendes, ausgeklügeltes und in allen Belangen hochwertiges Sportspiel. Kinder ab 10 Jahren dürften keine Probleme haben den Anforderungen des Spiels gerecht zu werden. Jüngere könnten durch die koordinativ anspruchsvolle Steuerung und das rasante Geschehen auf dem Bildschirm überfordert werden.