Blitzkrieg 2 - Die Befreiung

Genre
Action-Strategie
USK
ab 16 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 16 Jahre
Vertrieb
CDV
Erscheinungsjahr
2007.10
Systeme
PC
System im Test
PC
Kurzbewertung
Action-Strategiespiel mit schwachem historischen Hintergrund
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Spielbeschreibung:
Blitzkrieg 2 - Die Befreiung ist ein Standalone Add-On zum 2005 erschienen zweite Weltkrieg Strategietitel "Blitzkrieg 2". Also eine Erweiterung zu der das ursprüngliche Spiel nicht erforderlich ist und das eine Ergänzung von 16 neuen Missionen enthält, die im Einzelspielermodus entweder auf Seiten der deutschen oder amerikanischen Streitkräfte bestritten werden können. Ein erweitertes Waffenarsenal gehört ebenso zum Lieferumfang wie zwei neue Mehrspielermodi, in denen bis zu acht Spieler mit- und gegeneinander antreten können.
Als Szenario dient die Invasion Europas durch die alliierten Truppen in den Jahren 1944-45 die den Spieler wechselweise nach Italien oder in die französischen und belgischen Ardennen führt. Die einzelnen Missionen sowie die Spielabläufe und Möglichkeiten stehen dabei jedoch nicht in einem realen Bezug zu den Ereignissen dieser Zeit.

Pädagogische Beurteilung:

Von Dennis Andrzejewski

Bei "Blitzkrieg 2 – Die Befreiung" ist der Name, sofern man ihn in seiner Bedeutung wörtlich nimmt, nicht gerade Programm. Zwar sieht das Spielkonzept, in Anlehnung an den Begriff "Blitzkrieg", vor verschiedene Truppengattungen wie Infanterie, Panzertruppen, Artillerie und Luftwaffe strategisch zu kombinieren. Jedoch bringt das Spiel unterm Strich aufgrund seiner Kartenstruktur, die wenig Bewegungsraum bietet, den Effekt mit sich, dass die geführten Kämpfe in einem massenhaften Aufeinanderprallen der gegnerischen Kräfte enden. Außerdem kann in den Schlachten unbegrenzt Nachschub angefordert werden. Dadurch dauern diese so lange an bis einem der Kontrahenten die Puste oder die Lust ausgeht. Ein für ausgefuchste Strategiefans sicherlich unbefriedigendes Erlebnis. Aber nun der Reihe nach.
Begonnen wird mit der Erstellung eines so genannten Profils. Dabei können für verschiedene Spieler unterschiedliche Profile mit seperatem Schwierigkeitsgrad angelegt werden. Dies bietet mehreren Spielern die Möglichkeit eigene Karrieren zu erspielen. Die erreichten Erfolge können abgespeichert werden, um Erfahrungspunkte zu sammeln, über die Beförderungen erfolgen. Diese Funktion der Beförderung existiert sowohl für den Einzelspieler als auch für den Mehrspielermodus. Darüber hinaus bekommt man als Einzelspieler für erfolgreich absolvierte Missionen Orden verliehen, die in Namen und beschriebenen Verleihbestimmungen ihren historischen Originalen entsprechen.
Ein umfangreiches Tutorial mit vier angeleiteten Trainingsmissionen erklärt sehr einsteigerfreundlich wie Einheiten bewegt, taktische Spielzüge vorbereitet und die verschiedenen Truppengattungen kombiniert eingesetzt werden. Auch das Handbuch ist in seinem Umfang und seiner Ausführlichkeit sehr gut. Gerade für Anfänger in diesem Spielgenre ist dies ein Vorteil - das sehr hohe Niveau einiger Missionen allerdings nicht.
Nachdem man sich für eine Seite entschieden hat gilt es auf dem Schlachtfeld Schlüsselpositionen einzunehmen und zu verteidigen. Hierzu stehen dem Spieler verschiedene Arten von Fußtruppen, Panzern, verschiedene Kanonentypen, Unterstützungstruppen für Nachschub und Pionieraufgaben sowie Fliegereinheiten zur Verfügung. Aus der Vogelperspektive wacht der Spieler über seine Truppen und versucht sie taktisch klug einzusetzen. Übersichtskarten und Bedienelemente sind dazu ähnlich wie bei vergleichbaren Titeln angeordnet und ermöglichen einen recht guten Überblick über das Geschehen auf dem Bildschirm. Eine etwas variablere Kameraperspektive wäre allerdings wünschenswert gewesen. Aufgrund seiner etwas starren Kartenstruktur und der Funktion unbegrenzten Nachschub an Truppen, Panzern etc. in den Schlachten anfordern zu können, erzielt das Spiel jedoch fast immer den Effekt, dass die geführten Kämpfe in einem belanglosen und massenhaften Aufeinanderprallen der gegnerischen Kräfte enden. Sicherlich ist es für absolute Experten des Genres auch möglich, die Truppen differenzierter zu steuern und einzusetzen, jedoch war dies den genreerfahrenen Testern kaum möglich.
Beschränkt sich der Spieler, im Gefecht, bei seiner Auswahl auf zu wenige verschiedene Truppenteile so führt dies meist zu hohen Verlusten und Misserfolg. Besonders wenn im Mehrspielermodus reale Gegenspieler vorhanden sind, ist ein hohes Maß strategischen Denkens und schnelles, zielsicheres Handeln gefordert. Gerade darin liegt für Strategiefans der Reiz. Jugendliche äußern häufig, dass nicht die vorgefertigten Einzelspieler-Missionen den spannenden Teil der Strategiespiele ausmachen, sondern vielmehr die Möglichkeit sich mit Freunden oder auch völlig fremden Personen im Internet und auf LAN-Partys messen zu können. Die eigenen Fertigkeiten risikolos auf die Probe stellen zu können und sich später über die unterschiedlichen Strategien und Vorgehensweisen auszutauschen ist ein wesentliches Motivationselement bei Action-Strategiespielen. Neben diesen Anreizen rückt der Gewaltaspekt der solchen Kriegsspielen naturgemäß innewohnt für die Spieler deutlich in den Hintergrund. Für sie geht es nicht darum, das spezifische militärische Ziel, sondern das Spielziel zu erreichen.
Es ist von Elternseite sicherlich sinnvoll die Inhalte gewalthaltiger Computerspiele und die Motivation der Jugendlichen diese zu spielen, zum Thema zu machen. Sich als Eltern mit vor den Bildschirm zu setzen, sich das Spiel erklären zu lassen und durchaus auch mal Akteur zu werden kann helfen die Begeisterung der Jugendlichen besser zu verstehen und gleichzeitig einige erzieherische Bedenken beseitigen. Zum anderen wird dadurch Raum geschaffen für eine Auseinandersetzung über den Inhalt dieser Spiele, über Gewalt im Spiel und in der Realität sowie den sicherlich diskutierbaren geschichtlichen Rahmen gerade von "Blitzkrieg 2". Denn historische Authentizität ist hier, sollte sie denn gesucht werden, nicht zu finden. Ein misslicher Umstand der damit gerechtfertigt wird, dass das Spiel für beide Parteien ausgeglichen spielbar bleiben sollte. Praktisch spürbar wird dies, an der zusammenhanglosen Story, der geringen Realitäts-Treue der Waffensysteme und dem gerade von erfahreneren Spielern bemängelten Nachschubsystem. Das ermöglicht nämlich allen Konfliktparteien unbegrenzte Reserven, einfach per Mausklick und führt zum einen den geschichtlichen Hintergrund der letzten Kriegsmonate als auch jeglichen taktischen Anspruch ad absurdum. Wozu strategisches Handeln, wenn doch auf unbegrenzte Mengen an Panzer- und Menschenmaterial zurückgriffen werden kann. Abgesehen von der moralischen Fragwürdigkeit solcher Handlungsmuster werden echte Strategieprofis hier schnell Verdruss spüren.
"Blitzkrieg 2 - Die Befreiung" verzichtet auf eine übermäßige Darstellung der Gewalt, etwa durch Bluteffekte und Schmerzensschreie was aber auch an einer spartanisch ausgefallenen Grafik- und Soundleistung liegt. Was bei Eltern demnach beruhigend wirkt ruft bei Fans von grafischen High-End-Spielen sicherlich Enttäuschung hervor.

Fazit:
Der vorliegende Titel ist ein Action-Strategiespiel-Add-on mit Ecken und Kanten welches in der Mehrspielerfunktion bei Anfängern und absoluten Fans des Genres durchaus für Spielspaß sorgen kann. Andererseits können die unrealistische Umsetzung der Waffensysteme und der für Profis mangelnde strategische Anspruch bei erfahreneren Spielern schnell zur Unmut führen.
Die niedrigen Systemvoraussetzungen sind mit dafür verantwortlich, dass das Spiel ohne detaillierte Gewaltdarstellungen oder gar Gewaltverherrlichungen, wie sie vielleicht bei vergleichbaren aktuelleren Titeln zu sehen sind, auskommt. Daher kann "Blitzkrieg 2 – Die Befreiung" von Jugendlichen ab 16 Jahren in der Regel problemlos gespielt werden. Jedoch ist es für Eltern grundsätzlich zu empfehlen sowohl den Gewaltaspekt als auch den gewählten Hintergrund des zweiten Weltkrieges, vor dem die Handlung spielt, anzusprechen. Und wer weiß, vielleicht lässt sich ja der eine oder andere Taktikfan nach einem solchen Gespräch zu einer guten, altmodischen Partie Schach überreden.

Beurteilung der Spieletester zuklappen
Spieletester
Ü16 Bürgerzentrum Deutz
Köln
Bewertung Spielspass