World in Conflict

Genre
Action-Strategie
USK
ab 16 Jahre (?)
Pädagogisch
ab 16 Jahre
Vertrieb
Vivendi
Erscheinungsjahr
2009.03
Systeme
PC, Xbox 360
System im Test
PC
Kurzbewertung
Politisch fragwürdige Actionstrategie
Gruppenleiter
David Dahlmann
Bürgerzentrum Deutz
Screenshot 2Screenshot 3Screenshot 4

Beschreibung des Spiels:
Das Szenario, in das die Spielgeschichte eingebettet ist, ist eine erschreckende "was wäre passiert wenn" Theorie des kalten Krieges. Durch Missverständnisse und politische Fehler kommt es zu einer Invasion der russischen Streitkräfte in den Vereinigten Staaten. An unterschiedlichen Kriegsschauplätzen müssen amerikanische Truppenverbände die Feinde nicht nur zurückdrängen, sondern auch Zivilisten evakuieren und den Nachschub für die Kriegsmaschinerie sicherstellen.

Pädagogische Beurteilung:
Der Spieler tut das, was er aus vielen anderen Kriegsspielen kennt. Als frischgebackener Offizier kämpft er unter der Sternenflagge und muss die unter Druck gesetzten Amerikaner vor den gewalttätigen russischen Feinden schützen. Dazu erhält er von seinen Vorgesetzten immer neue Befehle, die er schnell und strategisch effektiv erfüllen muss. So gilt es die Russen an wichtigen Positionen zu besiegen, zurückzudrängen oder z.B. eine Brücke zu sprengen, um das weitere Vorankommen zu erschweren. Dazu kann er zu Luft und auf dem Boden alle möglichen Militärtruppenverbände, die ihm je nach Szenario zur Verfügung stehen, dirigieren. Das Arsenal an Fahrzeugen und Waffen ist mehr als umfangreich und in Aussehen und Bezeichnungen denen nachempfunden, die von der jeweiligen Fraktion zur Zeit des kalten Krieges benutzt wurden. Gefragt sind vor allem strategisches Vorgehen und schnelle Entscheidungen. Meistens muss der Spieler an verschiedenen Fronten gleichzeitig agieren, wodurch er dauernd unter Stress steht. Wie in Strategiespielen üblich, agiert der Spieler nicht auf Augenhöhe mit den Protagonisten, sondern von der Vogelperspektive aus. Übersichtlich an der Benutzeroberfläche angeordnete Karten und Bedienungselemente versorgen den Spieler mit Informationen über Truppenstärke und besondere Fähigkeiten der Einheiten.

Grafisch wurde das Spiel eindrucksvoll umgesetzt. Landschaft, Gebäude und Menschen wirken, als habe man eine mühevoll zusammengebaute Modellbaulandschaft zum Leben erweckt. Auch Wetterbedingungen, Tag/Nacht Rhythmus und unterschiedliche Lichteffekte (zum Beispiel bei Bombeneinschläge) werden dargestellt. Der Spieler kann ganz nah in das Spielgeschehen hereinzoomen und seine kleinen Helden in Aktion sehen. Diese fast schon als niedlich zu bezeichnende Grafik lässt den Spieler manchmal sogar vergessen was hier dargestellt wird: Krieg in seiner brutalsten Form. Es macht stutzig, wenn Jugendliche darüber diskutieren, wie "toll" der Abwurf und die Explosion einer Atombombe dargestellt werden. Immer wieder stellt sich die Frage, ob die hier gezeigten Inhalte für ein Computerspiel geeignet sind. Darüber hinaus wird das Feindbild "Russe" mit allen Mitteln geschürt. Sie werden als dumme, skrupellose und unmenschliche Nebenfiguren dargestellt, die man ruhigen Gewissens beseitigen kann. Es gilt wörtlich "den Iwan zurückzutreiben" oder "die roten Mistkerle umzulegen".

Von den moralischen Ausrutschern der Einzelspielerkampagne bleibt der Mehrspielermodus gänzlich unberührt, denn hier wird nicht gegen den Computer sondern via Netzwerk oder Internet gegen echte Spieler gekämpft. Im Mehrspielermodus kann der Spieler zwischen den beiden Fraktionen wählen und muss auf einer begrenzten Landkarte strategisch wichtige Punkte verteidigen oder einnehmen. Die Stärken des Spiels kommen hier mehr zur Geltung als im Einzelspielermodus. Christian aus der Testergruppe meint: "Ich kann mir gut vorstellen, dass ‚World in Conflict’ ähnlich wie ‚Counter Strike’ hauptsächlich auf LAN-Parties gespielt wird." In diesen Wettkämpfen geht es laut Aussage der Jugendlichen nicht um die Gewaltdarstellung in den Spielen. "Strategie und Wettkampf stehen ganz klar im Mittelpunkt bei solchen Veranstaltungen." meint auch Drazen aus der Testergruppe. Hier können die Spieler im sportlichen Wettkampf einmal zeigen, wer am schnellsten agiert und am besten Planen kann. Die Faszination für Jugendliche für solche Spiele liegt also oft nicht in der dargestellten Gewalt begründet, sondern in der Möglichkeit, sich mit anderen Spielern zu messen. Hierzu bleibt aber zu sagen, dass diese Möglichkeit auch bei Spielen mit gänzlich harmlosen Inhalt bestünde.

Fazit:
Über den Sinn und Unsinn solcher Spiele mit gewalttätigem Inhalt zu diskutieren macht vor allem dann Sinn, wenn man auf diese Weise versucht, die Faszinationsgründe der Jugendlichen für solche Inhalte zu verstehen. Immer wieder kommen Spiele auf den Markt, deren Inhalt fragwürdig ist und für die sich gerade deshalb Jungs besonders interessieren. Diese Erfahrung haben wir auch in der Testergruppe in Deutz gemacht. Nur Jungen mit ausreichender Erfahrung in Strategietiteln waren begeistert von "World in Conflict". Ganz klar erkannten sie aber neben der Begeisterung auch den plumpen Propaganda-Unterton des Spiels. Das der Abwurf einer Atombombe eines der schlimmsten Ereignisse der Weltgeschichte darstellt, war ihnen allen klar. "Solange ich im Spiel eine Bombe abwerfe, tut das keinem weh" meinte Chris aus der Testergruppe. "Darüber sind sich auch meine Mutter und ich einig". Es zeigt sich, dass es nicht nur im Rahmen einer pädagogischen Testergruppe sinnvoll ist, diese Themen mit den Jugendlichen zu diskutieren. Es wäre wünschenswert, wenn derartige Gespräche auch zu Hause oder in der Schule stattfinden würden.

"World in Conflict" gibt es in einer Version ab 16 und ab 18 Jahren. Der einzige Unterschied ist die Bezeichnung der Waffen. In der 16er Version werden die Waffen nicht originalgetreu benannt und die Atombombe heißt z.B. nicht Atombombe sondern BFB. Ob Atombombe oder BFB – ein komisches Gefühl beschleicht viele, die solche Messenvernichtungsmittel als Teil eines Computerspiels sehen, ganz unabhängig davon, wie sie genannt werden.

Getestet wurde die PC-Version.

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Spieletester
Ü16 Bürgerzentrum Deutz
Köln
Bewertung Spielspass