North & South - Pirates
Spielbeschreibung
Abraham Gray ist ein Freibeuter zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges. Als solcher schlägt er sich als eine Art Söldner durch und erledigt zahlreiche Aufträge. Im Spiel "North & South – Pirates" gilt es, Seeschlachten zu bestehen, mit Säbel und Revolver gegen andere Kapitäne anzutreten und Handel zu treiben.
Pädagogische Beurteilung
Ein Großteil von "North & South – Pirates” spielt auf dem Wasser – schließlich ist Abraham Gray ein Piratenkapitän. Kommt man mit seinem Schiff in die Nähe eines feindlichen Bootes, kann man dieses durch einen einfachen Tastendruck angreifen. Nun gilt es, das eigene Schiff durch geschicktes Manövrieren aus dem Feuerbereich der feindlichen Kanonen herauszuhalten, während man zugleich versucht, die eigenen Geschütze möglichst effektiv einzusetzen. Das Feindschiff muss jedoch nicht zwangsläufig versenkt werden. Hat man es genügend beschädigt, kann ein Entervorgang eingeleitet werden. Dazu muss sich Abraham Gray durch mehrere Wellen von feindlichen Soldaten und Matrosen schlagen, ehe er in einem direkten Duell mit dem gegnerischen Kapitän die Schlacht für sich entscheiden kann. Ist dieses erfolgreich überstanden, wird das Schiff geplündert, versenkt oder per Auktion verkauft.
Natürlich ist es auch möglich Häfen anzulaufen. In den dazugehörigen Städten können dann die geplünderten Waren verkauft und das eigene Schiff aufgerüstet werden. Hierzu stehen Erweiterungen wie ein zusätzlicher Dampfantrieb oder neue Geschütze zur Verfügung. Auch ein kompletter Schiffsneukauf ist möglich. Das persönliche Arsenal Grays ist auf selben Wege ebenfalls erweiterbar. Beim Waffenhändler können z.B. neue Blank- oder Schusswaffen erworben werden. Ein Besuch beim Gouverneur ist ebenso anzuraten, hat dieser doch häufig lukrative Aufträge für den Freibeuter. Leider beschränken sich diese meist darauf, Waren von A nach B zu bringen und werden so schnell langweilig. Für erfüllte Aufträge und gewonnene Schlachten gibt es nicht nur Geld und Waren, sondern auch Erfahrungspunkte. Hier kommt ein leichtes Rollenspielelement zum tragen, denn nun können Punkte auf die Bereiche Fechten, Schießen und Verteidigung verteilt werden, die Abraham Gray dementsprechend stärker machen. Außerdem kann bei jedem Stufenaufstieg ein Talent hinzugewählt werden, wie z.B. Blocken, was es ermöglicht, feindliche Nahkampfangriffe zu parieren, oder Heizer, was die Effektivität der schiffseigenen Dampfmaschine erhöht. Weiterhin ist es in den Städten möglich, das Spiel zu speichern und neue Besatzungsmitglieder anzuheuern. Zusätzlich kann man zwecks Auffrischung der eigenen Goldvorräte an Boxkämpfen teilnehmen.
Grafisch sieht "North & South – Pirates” so aus, als sei es bereits einige Jahre alt. Das Spiel ist in einer Comicgrafik gehalten, die nicht gerade durch Schärfe besticht. Immergleiche Städte, verwaschene Texturen und die stets gleich aussehenden Charaktere entsprechen bei weitem nicht heutigen Grafikstandards. Auffällig ist die überaus brutale Gewaltdarstellung des Spiels, die besonders in den direkten Kämpfen beim Kapervorgang zu beobachten ist. Jeder Treffer von Säbel oder Gewehr lässt das Blut spritzen. Ein Spezialangriff mit dem Säbel trennt meist gleich mehreren Gegnern auf einmal Kopf und Gliedmaßen ab, so dass das Schiffsdeck am Ende eines Kampfes über und über mit Blut besudelt ist.
Auch soundtechnisch ist das Spiel nicht auf der Höhe der Zeit. Musik und Soundeffekte sind in Ordnung, aber sicherlich nicht berauschend. Besonders störend wirkt das Fehlen jeglicher Sprachausgabe. Die zahlreichen, immergleichen Dialoge werden nur über Untertitel geführt. Die Protagonisten geben nur ein unverständliches Gebrabbel von sich. Viele Dialoge sind zudem sehr vulgär gehalten.
Fazit
"North & South – Pirates” macht zunächst, trotz schwacher Grafik, durchaus Spaß. Es hat seinen Reiz, Abraham Gray nach und nach besser werden zu lassen und das eigene Schiff aufzurüsten. Spätestens nach zwei Stunden Spielzeit jedoch fällt der immergleiche Ablauf auf und macht das Spiel langweilig. Wirkliche Anreize weiterzuspielen sucht man vergebens. Durch die übermäßig brutale und zudem völlig unnötige Gewaltdarstellung, sowie den ständigen Gebrauch von Fäkalsprache, ist "North & South – Pirates” zudem ein Titel, der nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gehört. Insbesondere die Tatsache, dass die blutigen Schlachtszenen in eine sonst eher kindlich wirkende Comicgrafik eingebettet sind, verstärkt die brutale Wirkung und auch die Frage nach dem Sinn dieser Art der Gewaltdarstellung. Sicher sind auch viele Piratenfilme nicht gerade unbrutal. Dies dient aber oft einer authentischen Darstellung von Schlachtereignissen einer brutalen Zeit, und nicht, wie in "North & South – Pirates", einer Gewaltdarstellung der Gewalt wegen.